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Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Titel: Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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zogen an einem Tau, um das Hauptsegel neu auszurichten, da der Wind gedreht hatte.
    Während Evangeline ihnen zusah, mühte sie sich vergebens, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Schließlich konzentrierte sie sich stattdessen auf die faszinierenden Abläufe auf dem Schiff. Früher hatte sie geglaubt, Schiffe würden stets mit Rückenwind segeln, und konnte sich gar nicht vorstellen, was geschah, kam der Wind nicht aus der richtigen Richtung. Aber dieser Dreimaster war ein Meisterwerk der Schiffsbaukunst. Die Matrosen konnten die Segel in alle erdenklichen Winkel drehen, um den Wind bestmöglich zu nutzen, selbst senkrecht zum Schiff. Eine simple Anpassung des Ruders, und schon segelten sie genau dorthin, wo sie hinwollten. Oder aber sie bewegten sich im Zickzackkurs, was Mr. Seward als »Kreuzen« bezeichnete.
    Sie sah den Matrosen zu, die an der Winde arbeiteten und das Tau festzurrten. Danach zogen die Männer lachend weiter, um sich ihren nächsten Aufgaben zu widmen. Weiter vorn kam Licht aus der Kombüse, wo der Koch das Essen für die Mannschaft und die Offiziere bereitete.
    Als Evangeline sich wieder zur Reling umdrehte, war Lord Rudolph fort. Sie atmete die kühle Seeluft ein. Ihn heiraten. Um Himmels willen! War er verrückt geworden?
    Im Geiste malte sie sich aus, wie sie in Seide gewandet und juwelenbehängt in einem Herrenhaus in Mayfair stand, wo sie Seite an Seite mit ihrem umwerfenden blonden Gatten hochrangige Gäste empfing. Und sie stellte sich vor, wie zerknirscht Harley wäre, könnte er sie so sehen, und wie sich ihr Stiefbruder für all die verächtlichen Bemerkungen entschuldigte, die er über sie hatte fallen lassen.
    Dann aber wehte ihr ein Schwall Sprühwasser ins Gesicht und löschte die Traumbilder. Mit windzerzaustem Haar und einer beschlagenen Brille war es schwer, sich als vornehme Gattin eines Lords zu sehen.
    Trotzdem hatte er ihr die Rettung angeboten. Ob sie nun als seine Frau oder sein Gast nach England zurückkehrte, sie bekäme die Chance, ganz von vorn anzufangen. Dass sie bei einer Meuterei geholfen, ein Gefängnis erstürmt hatte und auf eine englische Fregatte geflohen war, würde keine Rolle mehr spielen. Ebenso wenig wie der Umstand, dass sie ihre Reise als unscheinbare Jungfer angetreten war, die von ihrem einzigen Verehrer betrogen worden war, oder dass ihre Eltern sie für eine lästige Bürde hielten.
    Er könnte ihr ein neues Leben schenken. Sie brauchte es bloß anzunehmen.
    Am Heck kam Captain Blackwell die Treppe zu seiner Kabine herauf. Er blieb stehen, unterhielt sich mit Mr. Osborn und nickte zu irgendetwas, das der Lieutenant sagte. Mr. Osborn salutierte und ging, und der Captain stieg die Leiter zum Kommandodeck hoch.
    Evangeline stellte sich in den Schatten des Hauptmastes, weil sie nicht wollte, dass er sie sah und gleich wieder nach unten schickte oder gar Mr. Seward anfuhr, weil der sie nicht eskortierte. Er schien sie nicht zu bemerken, denn er blickte zu den Sternen auf. Sein unbedecktes Haar schimmerte dunkel im Mondlicht. Als er wieder nach unten sah, gab er einem der Offiziere ein Zeichen, worauf dieser einen Befehl rief. Mehrere Matrosen sprangen auf und lösten ein Tau.
    Dann lehnte er sich auf die Reling, ein Knie gebeugt, und schaute aufs dunkle Wasser. Hier gehörte er hin, groß und unerschütterlich inmitten seiner Heimat, der weiten See.
    Lange Zeit blieb er mit dem Gesicht zum Wasser stehen, bis er sich schließlich umdrehte und direkt zu Evangeline sah.
    Sie erstarrte, als ihre Blicke sich quer über das Deck begegneten und seine finsteren Augen sie so mühelos festhielten, als stünde er neben ihr.
    Er stieg die Leiter hinunter und schritt auf den Hauptmast zu, während die Matrosen ihm eilig aus dem Weg huschten. Keinen Meter vor ihr blieb er stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Seine Gesichtszüge erschienen im Halbschatten besonders kantig.
    »Miss Clemens.«
    »Guten Abend, Captain.«
    »Sie verstehen gewiss, was ich Sie fragen muss. Warum sind Sie nicht unten?«
    »Ich habe mir den Sonnenuntergang angesehen. Und ich stellte fest, dass die Luft sehr angenehm ist, finden Sie nicht? Deshalb dachte ich mir, ich könnte noch ein wenig an Deck bleiben.«
    »Sie behindern meine Männer bei der Arbeit.«
    Einer der Matrosen sah mit offenem Mund auf, doch kaum hatte der Captain ihm einen strengen Blick zugeworfen, wandte er sich wieder voller Inbrunst seinem Tau zu.
    »Ich wollte nur einen kurzen Spaziergang machen, bevor ich mich

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