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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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Befreiungsversuch irgendwie scheitern wird. Dann wird er sich etwas Neues einfallen lassen, um meinen Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich habe ihnen jedenfalls geraten, sofort die Polizei einzuschalten, aber meine Mutter will das auf keinen Fall, weil Gramser ihr und meinem Vater dringend davon abgeraten hat. Er hat ihnen regelrecht gedroht, dass die Sekte Sébastien wahrscheinlich sofort ins Ausland schaffen würde, wenn Polizisten an ihrem Quartier auftauchen.«
    Lobinski lehnte sich auf seinem Stuhl etwas vor und legte die Fingerspitzen aneinander. »Nun, so ganz von der Hand zu weisen ist dieser Einwand natürlich nicht. Trotzdem würde ich der ganzen Sache auch mit einer ordentlichen Portion Skepsis begegnen. Es gibt leider schon einige schwarze Schafe in meinem Berufsstand.«
    Er holte einmal tief Luft und sah Daniel fragend an. »Welche Rolle haben Sie mir denn bei der Geschichte zugedacht? Soll ich selbst in Norwegen nach Ihrem Bruder suchen, oder soll ich mich an Gramser dranhängen und herausfinden, ob er ehrlich arbeitet?«
    »Ich will einfach nur die Wahrheit wissen«, gab Daniel mit fester Stimme zurück. »Wie genau Sie das handhaben, können Sie selbst entscheiden. Die Polizei kann ich nicht einschalten, das würde meine Mutter mir nie verzeihen. Deshalb verlasse ich mich ganz auf Sie. Zeit und Geld spielen keine Rolle, allerdings erwarte ich, wenn Sie den Auftrag annehmen, dass Sie in nächster Zeit ausschließlich für mich arbeiten.«
    »Das wäre bei so einer Mammutaufgabe wohl auch kaum anders möglich«, grinste Lobinski. »Sie müssen wissen, dass ich ausschließlich allein arbeite. Das bedeutet natürlich auch, dass alles an mir hängen bleibt. Da reicht es manchmal kaum, dass ein Tag vierundzwanzig Stunden hat. Und meine Möglichkeiten sind dementsprechend etwas eingeschränkt.«
    »Das macht mir nichts aus. Wichtig ist nur, dass ich mich auf Sie und Ihre Diskretion verlassen kann.« Daniel sah den Privatermittler fragend an. »Also, wie sieht es aus? Trauen Sie sich den Auftrag zu?«
    Dieser überlegte eine Weile, dann nickte er. »Ich denke, ich werde auf jeden Fall Licht ins Dunkel bringen können. Von mir aus geht die Sache in Ordnung.«
    »Dann sind wir uns ja einig.« Daniel ergriff Lobinskis ausgestreckte Hand und schüttelte sie, bevor er seinen Aktenkoffer auf den Tisch legte und öffnete. »Ich habe Ihnen sämtliche Unterlagen über den Fall mitgebracht, die ich bekommen konnte. Es sind auch Abzüge der Fotos dabei, die Gramser gemacht hat, ein paar von der Gruppe am Strand von Westerland und eine Großaufnahme, auf der Sébastien ganz allein zu sehen ist, vorausgesetzt, er ist es wirklich. Ich hoffe, die Sachen helfen Ihnen weiter.«
    »Na, da habe ich ja ordentlich Hausaufgaben zu machen«, bemerkte Lobinski, während er den Stapel Unterlagen zu sich heranzog.
    Plötzlich schien ihm noch etwas einzufallen. Er blickte auf. »Gab es eigentlich einen konkreten Anlass, warum Sie die Suche nach der langen Zeit wieder intensiviert haben?«
    »Sie meinen außer der Ungewissheit, mit der es sich nicht allzu gut leben lässt?«, gab Daniel mit einem Anflug von Sarkasmus zurück. Dann wurde er aber wieder ernst. »Ja, den gab es durchaus«, erklärte er in bestimmtem Tonfall. »Sébastien würde im nächsten Monat fünfundzwanzig Jahre alt werden. Und an diesem Tag steht ihm die Ausschüttung eines Treuhandfonds zu, den unsere Großeltern für ihn eingerichtet haben, genauso wie damals für mich. Sollten wir bis dahin keine Beweise dafür gefunden haben, dass er noch am Leben ist, würden meine Eltern ihn für tot erklären lassen.«
    »Ich nehme an, es handelt sich um eine nicht unbeträchtliche Summe«, warf Lobinski ein.
    Daniel nickte. »Eine Million Franken.«
    »Wow!« Lobinski pfiff anerkennend durch die Zähne. »Das lohnt sich. Nur mal so aus Neugierde, an wen geht das Geld, wenn Ihr Bruder nicht mehr auftaucht?«
    Daniel sah ihn kühl an. »Können Sie sich das nicht denken? Dann geht das Geld an mich.«
     

Mittwoch, 13. Februar
    Ein durchdringendes Piepen riss Suna aus dem Tiefschlaf. Beinahe automatisch brachte sie den Wecker zum Schweigen und sah sich dann desorientiert um. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern, dass sie sich nicht zu Hause in ihrem Apartment, sondern auf Sylt befand.
    Fünf Uhr zeigte die Leuchtanzeige der Uhr an. Suna stöhnte gequält auf. Normalerweise liebte sie ihren Beruf, aber in Momenten wie diesem war er ihr zutiefst verhasst.

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