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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bedeuten, Samantha?«
    Während sie Letitias Symptome schilderte, ging er zum Operationstisch und sah sich das Mädchen an. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Doch, Landon. Ich tue es.«
    »Sie bringen sie um.«
    »Und wenn wir nichts tun, stirbt sie auf jeden Fall. Ich habe einen Plan, Landon, und ich bin überzeugt, es wird klappen. Das Eis hier …«
    »Samantha«, sagte er, sich umdrehend, um sie ernst anzusehen, »das Mädchen stirbt so oder so. Wir können da gar nichts tun. Aber wichtig ist,
wo
das Mädchen stirbt. Wenn es in einem Bett im Krankensaal geschieht, kann man uns nichts vorwerfen. Aber wenn sie hier oben stirbt, wird man sagen, wir hätten sie umgebracht.«
    »Landon, bitte, hören Sie mir zu. In der Medizin kann ein Durchbruch nicht ohne Risiko erreicht werden. Ich kann einfach nicht länger mitansehen, wie diese Frauen sterben, ohne daß jemand einen Finger rührt. Ich glaube, ich habe ein Mittel gefunden, um die Blutungen zu kontrollieren. Hier, mit Hilfe des Eises. Und wenn das klappt, können wir ihr das Leben retten. Aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir nie wissen, ob es klappt.«
    »Und was ist, wenn Sie aufmachen und feststellen, daß Ihre Diagnose falsch ist? Was, wenn es doch der Blinddarm ist oder irgendeine andere {269} Darmgeschichte? Wir wissen nicht, was in solchen Fällen zu tun ist. Sie wird uns unter den Händen sterben. Dann haben Sie sich hier am St. Brigid’s unmöglich gemacht, Samantha, und Sie haben mit Ihrer Diagnose der Schwangerschaft der Familie des Mädchens großen gesellschaftlichen Schaden zugefügt.«
    Samantha inspizierte ihre Instrumente. »Meine Diagnose ist richtig, Landon, und ich weiß, daß wir sie retten können. Aber ich brauche Ihre Hilfe. Allein kann ich es nicht schaffen.«
    Er musterte sie lange mit eindringlichem Blick, sah die Entschlossenheit in der Haltung ihrer Schultern und im Ausdruck ihres
     Gesichts.
    »Also gut«, sagte er laut. »Versuchen wir’s.«
    Sie lächelte erleichtert. »Ich danke Ihnen, Landon.« Aber im stillen dachte sie: Ach, Mark, Liebster, wenn du nur hier wärst. Das ist unsere gemeinsame Arbeit. Das ist unsere gemeinsame Zukunft …
    Sie trat an den Operationstisch. »Immer nur einige Tropfen Äther auf einmal, bitte«, sagte sie zu Dr. Weston. »Keine hohen Dosen.«
    Er nickte ernsthaft. Seinetwegen sollten sie die Patientin nicht verlieren.
    Im Licht der Gaslampen betrachtete Landon Fremont Samanthas ruhiges Gesicht. Das ist entweder unser Ende oder ein großer Neubeginn. Ich wollte, ich besäße Ihren Mut!
    Samantha straffte mit den Fingern der einen Hand die Haut am Unterbauch, dann schnitt sie.
    Es kamen Momente, in denen Landon überzeugt war, daß ihnen das Mädchen sterben würde. Der Puls war nicht mehr zu finden, die Blutungen waren exzessiv – aber Samantha arbeitete unerschrocken weiter. Ständig legten sie Eis in die Wunde; sobald es zu schmelzen begann, nahmen sie die feuchten Tücher weg und legten neue Kompressen ein. Und wie durch ein Wunder ließen die Blutungen merklich nach. Aber natürlich, dachte Landon.
    »Da«, sagte Samantha. »Der gebrochene Eileiter. Jetzt binde ich ab …«

10
    »Wir sitzen ganz schön in der Patsche«, sagte Landon unglücklich.
    Samantha nickte müde.
    Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Letitia lebte, aber ihr Leben hing am sprichwörtlichen seidenen Faden, und vor einer halben Stunde hatte sich der Anwalt der Familie MacPherson zu Dr. Prince ins Büro {270} begeben. Dort saßen die beiden Männer jetzt hinter verschlossener Tür. Es sah nicht gut aus.
     
    »Es tut mir leid, Landon, daß ich Sie da hineingezogen habe. Aber ich mußte es tun. Können Sie das verstehen?«
    Er nickte, froh, daß der Speisesaal zu dieser frühen Stunde völlig leer war.
    »Ich kann es verstehen, Samantha. Aber ich bin immer noch der Ansicht, daß Sie unüberlegt und überstürzt gehandelt haben.«
    »Die Patientin lebt. Das ist die Hauptsache.«
    »Aber der Anwalt der Familie ist da.«
    »Wir haben nichts Unrechtmäßiges getan«, entgegnete sie ruhig. »Letitia hat mir die Erlaubnis gegeben.«
    »Solange sie bewußtlos ist, können Sie das nicht beweisen.«
    Die Tür zum Korridor öffnete sich einen Spalt, und Dr. Weston schaute herein. Als er sah, daß der Saal leer war, kam er herein und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er legte seine gefaltete Zeitung nieder und rieb sich das stoppelige Kinn.
    »Jetzt geht’s los«, sagte er. »Was werden die mit uns tun?«
    »Sie

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