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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Dunwich. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Darf ich fragen, ob Ihre Gattin auch anwesend ist?«
    Samantha warf Hilary einen strafenden Blick zu, den diese strahlend ignorierte. Sie hatten dieses Thema mehr als einmal diskutiert: Hilary, die geborene Kupplerin, war der Meinung, Samantha brauchte unbedingt einen Mann in ihrem Leben. Samantha konnte dagegen halten, was sie wollte, Hilary ließ sich von dieser Überzeugung nicht abbringen.
    »Ich bin Witwer, Mrs. Gant«, antwortete Warren Dunwich. »Seit acht Jahren schon.«
    »Und Sie leben in San Francisco.«
    »Ich lebe in Marina, aber ich bin häufig hier.«
    »Also, dann müssen Sie unbedingt einmal zum Abendessen kommen –«
    »Hilary«, unterbrach Samantha, »ich glaube, Darius sucht dich.«
    »Oh?« Hilary drehte sich um.
    In diesem Augenblick befiel Samantha plötzlich ein heftiges Schwindelgefühl. Und Hilary ging es genauso. Als sie beide hastig die Hand an die Stirn drückten, stieg aus dem Inneren der Erde ein dumpfes Grollen auf, drohend wie das eines Gewitters über der Bucht, und im nächsten Moment war die Luft erfüllt vom gläsernen Klimpern von Kristall. Die Gespräche brachen ab. Das Beben war rasch vorbei; was blieb, war eine unheimliche Stille. Keiner der dreihundert Gäste sprach, keiner machte eine Bewegung. Dann stieg ein allgemeines Seufzen der Erleichterung in die Stille, gefolgt von nervösem Gelächter. Während rundherum die Gespräche wieder aufgenommen wurden, wandte sich Hilary an Samantha. »Himmel, das war aber ein starkes –«
    Ein Stoß erschütterte das Haus, der sie beinahe auf die Knie geworfen hätte. Diesmal war das Krachen ohrenbetäubend, und keiner blieb mehr stehen, um zu den schwankenden Lüstern hinaufzustarren.
    Samantha drohte das Gleichgewicht zu verlieren, doch Warren Dunwich legte ihr fest den Arm um die Taille und hielt sie. Das Beben schien ewig zu dauern; tatsächlich war es innerhalb von Sekunden vorüber. Samowars stürzten vom Buffet, Flaschen fielen um, Frauen kreischten oder fielen in Ohnmacht.
    Als es vorbei war, standen alle wie erstarrt und wagten kaum zu atmen. Es war, als spürten sie nach einem Zeichen in der Atmosphäre. Dann erwachten die Gäste mit jenem Instinkt, der den Bewohnern San Francis {314} cos eigen ist, aus ihrer Erstarrung. Sie wußten, daß das Beben vorüber war.
    Warren Dunwich, der Samantha immer noch festhielt, öffnete den Mund, um sie zu fragen, ob ihr auch nichts geschehen sei, als sie zu seiner Überraschung ihm zuvorkam und ihm die gleiche Frage stellte. Aus der oberen Etage klang Geschrei herunter.
    »Die Kinder!« rief Samantha und eilte davon.
    Mehrere Leute hetzten die Treppe hinauf zum Kinderzimmer, aber Samantha war als erste da. Die kleine Merry lag weinend in den Armen des Kindermädchens, während Dahlia Mason schon ihren schreienden kleinen Robert an die Brust drückte. Jennifer hockte mit großen Augen und ausdruckslosem Gesicht in einer Ecke.
    Samantha kniete vor ihr nieder. Aus Gewohnheit fragte sie automatisch: »Ist dir auch nichts passiert, Herzchen?« Sie musterte Jennys Gesicht, ihre Pupillen, die Farbe ihrer Haut, suchte nach Anzeichen von Angst oder Schock, aber sie fand nichts. Es war, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    Samantha strich ihr über die langen Locken. »Es ist nichts Schlimmes, Herzchen. Es war nur ein kleines Beben.«
    In diesem Augenblick hob Jenny den Kopf, und ihre Augen weiteten sich angstvoll. Samantha drehte sich um und sah Warren Dunwich hinter sich stehen, der eben zur Tür hereingekommen war. Als sie den Blick hob, sah sie mit Entsetzen einen riesigen Riß in der Decke des Kinderzimmers.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Jenny.« Sie zog das kleine Mädchen fest in ihre Arme. »Die Decke fällt nicht herunter, glaub’ mir.«
    Aber es war nicht der klaffende Riß in der Zimmerdecke, der das Kind so erschreckt hatte. Passiv und reglos in Samanthas Armen, schaute Jennifer mit großen, mißtrauischen Augen zu Warren Dunwich auf, und der wußte sofort, was das Kind gesehen hatte.

6
    »Da stimmt was nicht, Doktor. Sie spricht nicht an.«
    Samantha ging vom Sterilisator weg und trat ans Kopfende des Operationstischs, auf dem die Patientin lag. »Versuchen Sie es mit etwas mehr«, sagte sie und beobachtete aufmerksam, wie die Schwester Äther auf die Maske träufelte. Die Patientin, eben noch voller Unruhe, wurde still. »Das müßte reichen«, meinte Samantha und kehrte zum Sterilisator zurück.
    {315} Das Gerät war ihre

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