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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hier.«
    »Ach so. Dann muß ich nochmals um Verzeihung bitten. Ich hatte geglaubt …« Wieso stand sie dann hier und holte sich selbst das Essen? Mark Rawlins betrachtete sie neugierig. Sie schien es nicht eilig zu haben, zu ihrem Begleiter zurückzukehren. Vorsichtig fragte er: »Meinen Sie, Ihr Begleiter hätte etwas dagegen, wenn wir nur ein kleines Tänzchen miteinander wagen?«
    Wieder suchte Samantha in der Menge nach Joshua, wieder sah sie ihn nirgends. Sie sah Mark Rawlins in das gutaussehende, lächelnde Gesicht und gab der Verlockung nach. Sie wollte so gern tanzen.
    »Einen Tanz vielleicht …«
    Schon faßte er sie um die Taille und wirbelte mit ihr auf die Tanzfläche hinaus. Samantha hatte ein Gefühl, als wäre sie plötzlich zum Leben erwacht: die Musik, die Freiheit, die herrliche Bewegung, und direkt vor ihr Mark Rawlins’ lachendes Gesicht.
    »Sie haben mir Ihren Namen noch gar nicht gesagt.«
    »Sam –« begann sie und brach ab. »Estelle Masefield,
Mrs.
Estelle Masefield.«
    »Joshua Masefields Frau?«
    Ihr stockte der Atem. »Ja –«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Ich muß sagen, Sie sehen viel besser aus als bei unserem letzten Zusammentreffen, Mrs. Masefield.«
    Samantha stolperte und trat ihm auf den Fuß. Sie blieben stehen. »Oh, entschuldigen Sie …« Andere Paare tanzten an ihnen vorüber. Samantha sah den Mann, der sie immer noch im Arm hielt, tief bestürzt an.
    Mark sah auf ihren gesenkten Kopf hinunter und fragte sich, was für eine mysteriöse Beziehung sie zu Joshua Masefield haben mochte. Sie war eine junge Frau, in die ein Mann sich leicht verlieben konnte. War Joshua schwach geworden?
    »Sie sind also mit Joshua hier? Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen.«
    Samantha hob den Kopf. »Kennen Sie ihn?«
    »O ja, wir waren in Philadelphia befreundet. Ich war bei ihm, als er das Urteil von Dr. Washington erhielt.« Von der Musik der Geigen getragen, {162} drehten sie sich weiter und immer weiter. »Ich muß gestehen, Ihre Maskerade macht mich neugierig …«
    »Mrs. Masefield ist zu krank, um an dem Fest teilzunehmen, und Dr. Masefield wollte sie nicht wieder entschuldigen müssen. Ich fand nichts dabei, seine Frau für einen Abend zu vertreten.«
    Mark fragte sich, wieviel sie über Joshua wußte. Alles hatte er ihr gewiß nicht erzählt.
    »Würden Sie mir verraten«, sagte er laut, »woher Sie und Joshua sich kennen?«
    Sie erzählte es ihm, und plötzlich sah Mark sie mit anderen Augen. »Medizinstudentin sind Sie! Ich bin beeindruckt. Verzeihen Sie, wenn ich es sage, aber darauf wäre ich nie gekommen.«
    Samantha wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie über Marks Schulter hinweg Joshua erblickte. Sein Gesicht war sehr bleich, und die dunklen Augen fixierten Samantha.
    Mark wirbelte sie herum, so daß ihr der Blick versperrt war, und als sie etwas später wieder zu der Stelle hinübersah, wo Joshua gestanden hatte, war er verschwunden.
    Als die Musik abbrach, sagte Samantha: »Ach, Dr. Rawlins, wären Sie so nett, mir ein Glas Champagner zu holen?«
    Er führte sie erst zu einem Tisch unter den Palmen, dann eilte er davon. Samantha suchte mit wachsender Beunruhigung nach Joshua.
    »Ihr Champagner, Mrs. Masefield.«
    Sie sah erstaunt auf und nahm das Glas. »Danke.«
    Er setzte sich neben sie. »Wo ist denn Josh? Ich habe ihn bis jetzt noch nicht gesehen.«
    Sie reckte den Hals und hielt nach allen Seiten Ausschau. »Er war eben noch hier.«
    Eine dunkle Ahnung ging Mark durch den Kopf: Ich weiß, wo er ist. Laut sagte er betont lässig. »Ach, er wird sicher gleich wieder auftauchen. Ganz schön leichtsinnig von ihm, so eine schöne Frau allein zu lassen.«
    Samantha bemühte sich, ihre Unruhe zu verbergen.
    »Und wie gefällt Ihnen das Studium? Haben Sie als Frau Schwierigkeiten gehabt?«
    Froh über die Ablenkung, berichtete Samantha von den ersten Wochen in Lucerne. Er hörte ihr aufmerksam und offensichtlich interessiert zu. Samanthas innere Anspannung löste sich langsam und sie wurde lebhaft.
    »Einer der Dozenten, Dr. Page, erinnert mich immer an einen alten Kra {163} nich. Sie sollten sehen, wie er auf seinen langen Beinen in den Hörsaal stakst. Ich warte immer nur darauf, daß er ein Bein hochzieht und vor uns steht wie der Storch im Salat.«
    Mark lachte und ließ sich von einem vorüberkommenden Diener zwei frische Gläser Champagner geben.
    »Wissen Sie, ich habe immer noch das Gefühl, als wäre ich nur auf Probe am

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