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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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College und als würden sie mich beim kleinsten Fehler an die Luft setzen.« Samantha, die den Champagner spürte, kühlte sich das Gesicht mit dem Fächer. »Am Anfang dachte ich, ich würde es überhaupt nicht aushalten, so unfreundlich waren alle zu mir.«
    Mark betrachtete sie, das leicht gerötete Gesicht, die lebhaft blitzenden Augen, den schön geschwungenen Mund. »Ich bin sicher«, sagte er leise, »daß inzwischen alle in Sie verliebt sind.«
    Samantha lachte und stellte ihr Glas weg. »Die Zuneigung ist rein brüderlich, glauben Sie mir.«
    Mark ließ den Blick durch den großen Saal schweifen. »Joshua scheint anderweitig besetzt zu sein. Wollen wir noch einmal tanzen?«
    Aus einem Tanz wurden zwei und drei, bis Samantha schließlich lachend und außer Atem um eine Pause bat. Es war fast Mitternacht, das Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht. Sechshundert Gäste, die Creme der New Yorker Gesellschaft, tanzten und tranken und flirteten nach Herzenslust.
    Mark spazierte mit Samantha umher, erzählte ihr kleine Klatschgeschichten über die Leute, an denen sie vorüberkamen.
    In einer kleinen Gruppe, an der sie vorüberkamen, gab es plötzlich Aufregung. Jemand hustete krampfhaft und rief nach Wasser. Die Leute rundherum tuschelten erschrocken. Ein Mann verlangte einen Arzt. Mark schob sich augenblicklich durch das Gewühl. Samantha folgte ihm. In der Mitte der Gruppe stießen sie auf einen kleinwüchsigen bärtigen Mann, der gierig Wasser trank, während eine füllige Frau an seiner Seite schon das nächste Glas bereithielt.
    »Was ist passiert?« fragte Mark und beugte sich über den Sitzenden.
    »Die Zigarre«, antwortete die Frau, die, wie Samantha sah, ein Glasauge hatte. »Er hat versehentlich das glühende Ende in den Mund gesteckt.«
    Samantha bemerkte wohl das Augenzwinkern und mühsam verhaltene Gelächter der scheinbar besorgten Leute rundherum.
    Mark bat den Mann, das Glas vom Mund zu nehmen, damit er ihn untersuchen könne. »Es ist nicht schlimm, Sir«, sagte er dann. »Sie werden eine Blase bekommen, mehr nicht.«
    Der alte Herr wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch und ver {164} schmähte das zweite Glas Wasser. »Ich hätte lieber einen Whisky, Julia.«
    Als Mark sich wieder aufrichtete, gab der Patient ihm dankend die Hand und stellte sich vor. Samantha war tief beeindruckt. Der alte Herr war Ulysses S. Grant, berühmter Bürgerkriegsgeneral und vor zwei Jahren noch Präsident der Vereinigten Staaten.
    Nachdem Mark ihm noch einige Ratschläge zur Behandlung der kleinen Wunde gegeben hatte, nahm er Samanthas Arm und ging mit ihr davon, um anderen Platz zu machen, die den hohen Gast begrüßen wollten.
    »Möchten Sie noch einmal tanzen?« fragte er.
    Samantha, die wieder voller Unruhe nach Joshua zu suchen begonnen hatte, sagte: »Ich würde mich gern einen Moment setzen, wenn Sie nichts dagegen haben, Dr. Rawlins.«
    Sie kehrten an ihren früheren Tisch zurück.
    »Sie haben mir immer noch nicht Ihren richtigen Namen gesagt«, bemerkte Mark, als sie sich setzten.
    Hinter ihnen sagte jemand: »Sie ist Estelle Masefield.«
    Sie fuhren herum. Direkt hinter ihnen stand Joshua unter den Palmen.
    »Josh!« Mark Rawlins sprang auf. »Wie schön, Sie wiederzusehen! Wir haben Sie schon gesucht.«
    Joshua sah nur Samantha an. »Wirklich?«
    »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen? Ich meine, Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich Ihnen und Ihrer bezaubernden Begleiterin ein Weilchen Gesellschaft leiste?« Mark gab Joshua einen freundlichen Klaps auf den Rücken. »Wie lang ist es jetzt her, Josh? Ich bin inzwischen am St. Luke’s Krankenhaus gelandet. Da arbeite ich seit einem halben Jahr.«
    Joshua kam schweigend um den Tisch herum und nahm sich einen der freien Stühle. Samantha sah, daß ein feiner Schweißfilm seine Oberlippe bedeckte.
    »Ich würde wirklich gern wissen, wer die junge Dame in Wahrheit ist.«
    »Sie ist meine Frau.«
    Mark starrte Joshua einen Moment an, dann räusperte er sich. »Ich weiß den Grund für die Maskerade, Josh. Ihre Begleiterin hat mir alles erzählt.«
    »Ach?« wandte sich Josh ironisch an Samantha. »Sie haben nicht lange gebraucht, um unsere Vereinbarung zu vergessen.«
    »Sie dürfen ihr keinen Vorwurf machen, Josh. Ich habe so lange gebohrt, bis ihr nichts anderes übrig blieb, als mit der Wahrheit herauszurücken. Aber ihren richtigen Namen weiß ich immer noch nicht.«
    {165} »Und Sie werden ihn auch nicht erfahren.«
    Mark spürte sehr

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