Sturmkaempfer
Reichweite war, sammelte sich Morghien einen Augenblick lang. Isak spürte etwas aufflammen, vielleicht war es die Sorge der Aspekte, was nun kommen würde. Sogar ein schwacher Geist musste wissen, was er verlieren konnte.
»Ich bin kein Gelehrter«, sagte Morghien, »und ich gebe auch nicht vor, viel über Geister oder Dämonen zu wissen, aber ich kann mich doch in Geister hineinversetzen. Das Erste, was zu wissen wichtig scheint, Lord Isak, ist dies, dass sie bei Weitem nicht so mächtig sind, wie es sich die Leute denken.«
Isaks Konzentration kehrte bei Morghiens repektvoller Verwendung seines Titels wieder etwas zurück. Der Mann hatte gespürt, wie stark er war. Das spöttische Lächeln war verschwunden und Morghien sah ihn nun an, wie es Kerin auf dem Übungsplatz getan hatte. Isak erinnerte sich daran, was das hieß. Nur weil er den Mann mit Leichtigkeit töten könnte, bedeutete das noch nicht, dass er nichts von ihm lernen konnte.
Morghien, der sich Isaks mentalen Streitgesprächs nicht bewusst war, fuhr fort: »Ein Teil der Macht eines Geistes erwächst
daraus, wie er wahrgenommen wird. Die Mythen, die man lernt, die Angst und Ehrfurcht, die man erlebt, wenn man auf einen trifft – Magie ist eine ganz eigene Kraft, und obwohl sie sich in jeder Weise von der Natur unterscheidet, kann sie dennoch eine Form von Leben erschaffen … vielleicht wäre Existenz ein besseres Wort.
So wie also du und ich aus demselben Stoff geschaffen wurden, ebenso wie die Erde und die Bäume, haben Götter und Dämonen zur gemeinsamen Quelle die Magie.«
»Und was nützt das?« Die Bemühungen der Magier von der Akademie der Magie, Isak zu unterrichten, waren nicht auf fruchtbaren Grund gefallen. Sie hatten den Fehler gemacht, ihm zu sagen, dass ein Weißauge wenig Nutzen aus einem theoretischen Verständnis der Magie ziehen könnte. Daraufhin hatte Isak gar nicht mehr aufgepasst.
Morghiens verärgerter Blick verschwand schnell wieder, als er sich an sein eigentliches Ziel erinnerte. Er runzelte die Stirn und suchte eine passendere Erklärung. »Wenn du kämpfst, dann gibt es da mehr, als einfach nur einen Mann zu erstechen, oder?«
Isak zuckte die Achseln und Morghien sprach weiter: »Natürlich ist es so … du musst nicht nur deine Schläge, deine Haltung und deine Waffen kennen, sondern auch den Feind und das Gebiet um dich herum. Nun denke an die Magie wie an diesen Kampf.
Deine Waffen und Schläge könnten Zauber oder Flüche sein. Man muss sie üben und verfeinern, damit aus deinen plumpen Hieben gezielte Streiche und überraschende Bewegungen werden. Den Feind zu kennen – wie sehr seine Rüstung ihn verlangsamt oder wie groß seine Reichweite ist –, das ist genauso wichtig wie das Wissen darum, wie sehr dich der Schlamm unter deinen Füßen behindert, ob du auf einem bestimmten Stein
ausrutschen wirst oder den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen kannst, nachdem er zugeschlagen hat.
Du bist dir der Neigung des Untergrundes, des fallenden Regens, der Größe und Stärke des Feindes bewusst. Diese Dinge erfasst du so natürlich, wie du weißt, wie man kaut und schluckt, und genauso muss es sich mit der Magie verhalten. Die Magie hat ganz eigene Regeln – sie könnten von der Wärme der Sonne unbeeinflusst bleiben, aber vom Mondlicht verändert werden …«
Isak hob eine Hand. »Diese Lektion habe ich bereits erteilt bekommen, ich erinnere mich an einige Weisheiten über die Natur der Magie. Du klingst schon fast wie diese reizbaren Lehrer.«
Morghien blickte ihn neugierig an. »Du findest die Natur der Magie überhaupt nicht interessant?«
Isak zuckte erneut mit den Schultern. Magie war berauschend, verursachte ein Hochgefühl, und zwar in einem solchen Maße, dass der Rest des Landes dahinter verblasste. Darüber zu reden verursachte aber keine solchen Gefühle. Es war, als spreche man über Lust. Einige Leute begeisterten sich jedoch so dafür, dass sie stundenlang über dieses Thema reden konnten. Isak allerdings fand keinen Gefallen daran, nur zu reden.
»Nun, dann will ich gar nicht mehr dazu sagen, nur dass du daran denken musst, dass sie sich aus Quellen speist, die nicht logisch erscheinen, und ihr Bild oft größer ist als ihre tatsächliche Stärke. Einige Zauber sind äußerst mächtig, aber so ist es bei den Menschen auch. Einen Mann würdest du nicht bemerken, wenn er nicht von herausragender Größe oder Stärke wäre oder ebensolche Fähigkeiten besäße. Aber wenn derselbe Mann in
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