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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sich mit gewaltiger Geschwindigkeit umkreisten, während das unnatürliche Licht in alle Richtungen davonflog. Es leckte an den Kanten der magischen Bücher des Abtes und streichelte den Griff des Breitschwertes Weißer Blitz, das auf Bahls Rücken geschnallt war.
    Und dann wuchsen die Schatten und die Magie verging. Bahl
spürte eine Erschütterung im Bauch, als der Herr der Götter die Seele des Abtes ergriff und ihn vom Schmerz befreite. Die Züge seines Freundes trugen ein Lächeln, als er starb, denn er erinnerte sich an bessere Zeiten. Aus dem weißen Auge seines Lords rann ihm zu Ehren eine einzelne Träne.

12

    Ein Licht umspielte seinen Körper, glitt die Rundungen und Linien seiner gestählten Gestalt entlang, beleuchtete längst verblasste Narben und Zeichen von Verletzungen, an die er sich nicht mehr erinnerte. Er bewegte sich mit träumerischer Schwere auf ein leises Lied zu. Die Rüstung war verschwunden, vom Fleisch gerissen, aber Eolis blieb ihm, durch ein Band gehalten, das stärker als der bloße Besitz war. Obwohl es unglaublich schwer war und vom Alter überkrustet, wirkte es doch zerbrechlich und verletzlich. Trotzdem fühlte er sich gestärkt.
    Das Plappern und die Stimmen, die seinen Geist bestürmten, klangen gedämpft und schwach. Sein Panzer aus Fleisch und Erinnerungen war gegen ihre Berührung unempfindlich. Trotzdem nagten sie daran, hungerten nach Aufmerksamkeit oder Gedanken, die sie nähren würden. Er hörte jedoch nur auf ein unverständliches Flüstern, eine Frauenstimme, die rief, weil sie im schrecklichen Dunkel der Nacht nach ihm suchte. Er erkannte die Stimme zwar nicht, konnte die Worte auch nicht begreifen, aber doch kannte er die Stimme aus seinem Innern.
    Er spürte, wie sich die Erde um ihn schloss, als fiele er in ein Grab, aber er verletzte sich nicht. Er erhob sich als Schatten, von den Gestalten, die in ihr eigenes Leben vertieft waren und unbemerkt an ihm vorbeigingen. Dank Eolis in seiner Hand war er
von Ruhe erfüllt. Er ignorierte geduldig die Leere des Todes. Obwohl sie zermalmt und gezeichnet waren, steckte doch noch Entschlossenheit in seinen Knochen, und so ließ er sich von ihnen an den Rand eines ruhigen Sees tragen, an dem eine Gestalt stand, die noch ruhiger war. Der Wind, der vom Wasser her wehte, brachte Stimmen und den Geschmack von Salz und kaltem Blut mit sich. Der Himmel schimmerte silbern und der Geruch von Heidekraut und nassem Stein lag in der Luft. Er lächelte, während sein Blut in der Erde zu seinen Füßen versickerte.
     
    »Mein Lord?«
    General Lahks Stimme riss Isak aus seinem Dämmerschlaf. Er öffnete erschrocken die Augen, als ihn die Nachwehen seines Traumes kurz vergessen ließen, wo er sich befand.
    »Ihr seid schon wieder im Sattel eingeschlafen, mein Lord.« Obwohl diese Worte einen Tadel enthielten, fehlte dem Tonfall doch jedes Gefühl.
    »Und?«
    »Nun, ein Sturz vom Pferd wäre kaum ein glorreicher Tod, den ich Lord Bahl berichten müsste. Wenn es plötzlich losliefe …«
    »Es wird aber nicht plötzlich loslaufen.« Isak klopfte dem riesigen Ross unter sich den Hals. »Ich weiß sehr sicher, dass dies das beste Streitross im ganzen Land ist, und ich werde nicht herunterfallen.«
    Er rieb sich die Augen und versuchte wacher zu werden. Sie waren an diesem Morgen bereits seit einigen Stunden geritten, aber den Schlaf konnte er dennoch nicht abschütteln. Isak hatte sich unter seiner blauen Maske und der aufgesetzten Fellkapuze eine Insel der Wärme geschaffen, obwohl die Temperatur mit jedem Tag weiter fiel. Die Nächte auf der Straße waren alles andere als friedfertig, denn die strahlende Wärme der Geschenke, die
Isak stets bei sich behielt, zog in der Nacht einsame Stimmen an. Im Augenblick blieb ihm ein erholsamer Schlaf verwehrt.
    Er zog die Kapuze herunter, um sich vom kühlen Wind aufwecken zu lassen. Wenn er müde war, war er immer besonders reizbar, und die monotone Stimme des Generals brachte das Schlechteste in ihm zum Vorschein. Isak seufzte, kratzte die Stoppeln auf seinem Kopf und blickte dann erst zu dem Mann hinüber, der aufrecht und stolz im Sattel saß, das Gesicht so ausdruckslos wie immer. Bisher hatte ihn Isak noch nie Gefühle zeigen sehen – es blieb abzuwarten, wie er sich im Kampf verhielt. Für ein Weißauge war es ungewöhnlich, so durchs Leben zu gehen. Unvorstellbar, so auch auf dem Schlachtfeld zu sein.
    »Also, gibt es einen Grund dafür, dass Ihr mich wecktet, oder seid ihr nur um meine

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