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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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im Gegenwert von fünftausend Mark davonzurennen? An diesen Söldnern war mehr, als sie zeigen wollten.
    Vivenna richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Bücher, Briefe und Papiere.
    Einige Stunden später saß Vivenna noch immer allein da; eine einzelne Kerze brannte, und ihr Wachs tropfte auf die zersplitterte Ecke des Schreibtischs. Vivenna las schon lange nicht mehr. Ein Teller mit Speisen, den Parlin vor einiger Zeit hergebracht hatte, stand unberührt neben der Tür.
    Briefe lagen ausgebreitet auf der Tischplatte vor ihr. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie sie in die richtige Reihenfolge gebracht hatte. Die meisten trugen die vertraute Handschrift ihres Vaters; es war nicht die Schrift eines Schreibers. Ihr Vater hatte sie eigenhändig verfasst. Das war der erste Hinweis gewesen. Er schrieb nur die persönlichsten oder geheimsten Mitteilungen mit eigener Hand.
    Vivenna hielt ihr Haar unter Kontrolle. Sie atmete bewusst ein und aus. Sie schaute nicht aus dem dunklen Fenster auf die Lichter der Stadt, die eigentlich schlafen sollte. Sie saß einfach nur da.
    Betäubt.
    Der letzte Brief– der letzte vor Lemex’ Tod– lag zuoberst auf dem Stapel. Er war nur wenige Wochen alt.
    Mein Freund, stand da in der Handschrift ihres Vaters. Unsere Gespräche haben mir mehr Sorgen bereitet, als ich zugeben will. Ich habe lange mit Yarda gesprochen. Wir sehen keine Lösung.
    Der Krieg wird kommen. Wir alle wissen das jetzt. Die andauernden – und beständig heftiger werdenden – Debatten am Hof der Götter zeigen eine beunruhigende Entwicklung. Das Geld, das wir geschickt haben, damit du Hauch kaufen und an diesen Versammlungen teilnehmen kannst, ist besser angelegt als alles zuvor.
    Alle Zeichen deuten unweigerlich darauf hin, dass die Leblosen von Hallandren auf unsere Berge zumarschieren werden. Deswegen erlaube ich dir hiermit, das zu tun, was wir besprochen haben. Jeder Aufruhr, den du in der Stadt erregen kannst – und jede Verzögerung, die du für uns herausschlagen kannst –, ist von sehr großem Wert für uns. Die zusätzlichen Geldmittel, um die du gebeten hast, sollten inzwischen eingetroffen sein.
    Mein Freund, ich muss eine Schwäche eingestehen. Ich werde es nie schaffen, Vivenna als Geisel in dieses Drachennest von einer Stadt zu schicken. Wenn ich sie aussende, töte ich sie damit, und das kann ich nicht tun, auch wenn ich weiß, dass es für Idris das Beste wäre.
    Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Ich werde sie nicht hergeben, denn ich liebe sie zu sehr. Aber ein Bruch des Vertrages würde Hallandrens Zorn noch rascher über mein Volk bringen. Ich glaube, ich werde in der kommenden Zeit eine sehr schwere Entscheidung treffen müssen.
    Doch das gehört zu den hauptsächlichen Pflichten eines Königs.
    Bis zum nächsten Brief verbleibe ich
    Dedelin, dein Lehensherr und Freund.
    Vivenna schaute von dem Brief auf. Es war zu still im Raum. Sie wollte den Brief und ihren Vater anschreien, der nun so weit weg war. Doch sie konnte es nicht. Dazu war ihre Ausbildung zu gut gewesen. Gefühlsausbrüche waren sinnlos und anmaßend. Lenke keine Aufmerksamkeit auf dich. Erhebe dich nicht über andere. Wer sich selbst erhöht, wird niedergestoßen werden. Aber was ist mit dem Mann, der eine seiner Töchter tötet, um die andere zu retten? Was ist mit dem Mann, der einem ins Gesicht sagt, der Tausch sei aus anderen Gründen erfolgt? Dass es so zum Besten von Idris sei? Dass es gar nicht darum ging, die eine der anderen vorzuziehen?
    Was war mit dem König, der die heiligsten Glaubenssätze seiner Religion verriet, um Hauch für einen seiner Spione kaufen zu können?
    Vivenna blinzelte eine Träne weg, biss die Zähne zusammen und empfand Wut auf sich selbst und die ganze Welt. Ihr Vater war angeblich ein guter Mensch. Der vollkommene König. Weise und allwissend, immer seiner selbst gewiss und immer im Recht.
    Der Mann, den sie in diesen Briefen sah, war viel menschlicher. Warum war sie darüber so schockiert?
    Es spielt keine Rolle, sagte sie sich. Nichts davon spielt eine Rolle. Teile der Regierung von Hallandren wollten die Nation in den Krieg treiben. Nachdem sie die offenen Worte ihres Vaters gelesen hatte, glaubte sie ihm endlich. Vermutlich würden hallandrische Truppen ihre Heimat erreicht haben, bevor das Jahr vorbei war. Und dann würden die so farbenfrohen und gleichzeitig so betrügerischen Hallandrener Siri als Geisel halten und sie mit dem Tod bedrohen, bis Dedelin aufgab.
    Aber ihr Vater würde

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