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Sturmkönige 01 - Dschinnland

Sturmkönige 01 - Dschinnland

Titel: Sturmkönige 01 - Dschinnland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wenig Schlechtes über sie berichten. Außer vielleicht, dass sie nicht allzu zimperlich waren, als es darum ging, welche Gefangenen gerettet wurden und welche nicht.« Er machte eine kurze Pause und hoffte vergebens auf eine Reaktion, die Aufschluss über Haruns Ansinnen gäbe. »Was mein Auge angeht, so wurde es beim Kampf mit dem Dschinnfürsten verletzt.«
    Der Kalif nickte langsam, und in diesem Moment wirkte er tatsächlich sehr weise und besonnen. »So zeige uns deine Verletzung. Sie scheint mir, wenn schon kein Beweis, so doch immerhin ein Anhaltspunkt dafür zu sein, dass dein Kampf mit Amaryllis tatsächlich stattgefunden hat.«
    Tariks Auge begann zu schmerzen, bevor er nur die Hand nach der Binde ausstrecken konnte. Sabatea warf ihm einen gequälten Blick zu.
    »Und ich muss dich warnen«, sagte der Kalif. »Die Sturmkönige sind in der Tat Freiheitskämpfer gegen die Dschinne. Unglücklicherweise waren sie – oder ihre Vorfahren – bereits Rebellen gegen die Herrschaft meiner Vorfahren. Bei allem, was sie dort draußen im Dschinnland an Gutem bewirken mögen – «
    Die Miene des alten Mannes verfinsterte sich. Der Kalif schien es zu spüren, ohne ihn anzusehen.
    » – was sie im Dschinnland bewirken mögen«, wiederholte Harun mit einer betonten Auslassung, »bleiben sie doch Widersacher Bagdads und damit unsere Feinde. Ihr Bund wurde schon vor langer Zeit geächtet. Sie sind, trotz allem, Aufrührer und Verbrecher. Hast du das gewusst, Tarik al-Jamal?«
    Mit einem Mal fiel es ihm schwer, auch nur die einfachsten Worte auszusprechen. »Nein, Herr, das wusste ich nicht. Ich habe sie in den Hängenden Städten zum ersten Mal gesehen, und ich hatte nie zuvor von ihnen gehört.« Das war nur die halbe Wahrheit. Natürlich kannte er die Gerüchte über die Rebellion gegen die Dschinne, man erzählte sich in den Tavernen Samarkands davon. Aber er hatte diese Menschen immer für räudige Einsiedler gehalten, vielleicht für kleine, unorganisierte Banden. Ganz sicher nicht für eine Armee, die über die Macht der Stürme gebot.
    »Du bist also sicher«, sagte der Kalif, »dass du nicht mit ihnen im Bunde stehst.«
    »Das bin ich, Herr.«
    »Bist du bereit, darauf einen Schwur zu leisten? Sagen wir, beim Leben dieses Mädchens an deiner Seite?«
    »Ja, mein Gebieter.«
    Harun musterte ihn nachdenklich, dann nickte er wieder. »So zeige uns nun dein Auge. Wir wollen sehen, wie sehr du bei deinem Duell mit dem Dschinnfürsten in Mitleidenschaft gezogen worden bist.«
    Sabatea kam ihm zu Hilfe, bevor er die Binde abnehmen konnte. »Ich bitte Euch, Herr. Quält ihn nicht dafür, dass er mich sicher hierher geleitet hat. Er war Euch ein treuer Diener, und ich sah ihn viele Dschinne töten.«
    »Das will ich nicht in Abrede stellen. Einen Dschinnfürsten zu töten ist eine große Heldentat, ganz ohne Zweifel. Dieser Mann behauptet, Amaryllis hätte sein linkes Auge geblendet, und wenn es wahr ist, so will ich seinen Verlust mit Gold aufwiegen.« Erstmals wurde die Stimme des Herrschers schärfer. »Doch eines solltet ihr wissen: Die Wunden, die ein Dschinnfürst schlägt, können nicht heilen. Ich habe mit eigenen Augen Krieger gesehen, die im Kampf gegen einen von ihnen gefallen sind. Ihre Wunden haben sie aufgefressen. Selbst nachdem sie tot waren, breiteten sich ihre Verletzungen wie Geschwüre über ihre Körper aus, kehrten ihr Inneres nach außen. Diese Männer wurden vor meinen Augen zu rohem Fleisch!«
    Harun erhob sich mit einem Ruck vom Thron. Ein erschrockenes Ächzen raste durch die Zuschauerreihen. Khalis berührte ihn am Arm, doch der Kalif schüttelte die Hand des Alten unwillig ab. Harun zitterte, als hätte er Mühe, sich allein auf den Beinen zu halten. Trotzdem blieb er stehen und starrte Tarik an. »Es heißt, nur die Sturmkönige besitzen eine Magie gegen die Vernichtungszauber der Dschinnfürsten. Sie seien geschützt gegen das Gift ihrer Klauen, erzählt man sich. Nun frage ich mich also: Wie kann dieser Mann, Tarik al-Jamal, einen Dschinnfürst getötet und sogar Wunden davongetragen haben, ohne dass es ihm erging wie meinen besten Kriegern? Wie, so frage ich dich, Tarik, ist das möglich, wenn du nicht entweder ein Lügner bist oder aber ein Sturmkönig? «
    Die Stille im Saal hatte sich mit jedem seiner Sätze verdichtet, und nun schien sie wie eine Wand auf Tarik zuzurücken. Es fühlte sich an wie ein Sturzflug aus großer Höhe, wenn sich seine Ohren verschlossen und er nur noch seinen

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