Sturmkönige 01 - Dschinnland
Kreisbahn, die der fliegende Teppich über Feldern und Palmenhainen um die Stadtmauern Samarkands zog.
Bald lag er neben ihr auf dem Muster, sah zu, wie sich ihre gespenstisch schönen Augen schlossen und die langen Wimpern ihre Wangen streichelten. Sie dehnte den Kopf leicht nach hinten, öffnete ihre Schenkel noch weiter, während ihre hellen Brustwarzen zu den Sternen wiesen. Sie stöhnte schneller, als der Nachtwind in sie eindrang, den Seidenschleier ihres Kleides beiseitewehte und Tarik einlud, dasselbe zu tun.
Doch da richtete sie den Oberkörper auf, lächelte so rätselhaft wie der Mond über ihrer Schulter und machte sich an seinen Kleidern zu schaffen. Ihre Hand kroch unter den Bund seiner weiten Wollhose, berührte ihn erst sanft, dann immer kräftiger. Schließlich beugte sie ihr Gesicht über seinen Unterleib. Tarik sah einen Augenblick lang zu, dann ließ er den Kopf nach hinten sinken. Er fragte sich, ob die Winde aus dem Dschinnland ihre Berührungen tatsächlich verstärkten oder ob das nichts als Einbildung war. Genau wie die Vorstellung, dass gerade mehr geschah als das Zusammentreffen von zwei Leibern, die einander anzogen und benutzten und dennoch nicht darüber hinwegtäuschen konnten, dass es falsch war. Nicht moralisch falsch, nichts hätte ihm ferner liegen können, sondern eingedenk dessen, was er vorhin zu ihr gesagt hatte. Als müsste ich noch dafür bezahlen.
Er legte sie sanft auf den Rücken, spreizte ihre Beine und glitt dazwischen. Hinter ihrem Kopf wirbelten ihr langes Haar und die Fransen des Teppichs durcheinander. Die bronzene Brosche löste sich und trudelte in die Tiefe. Sabateas Hände wanderten an seinem Rücken hinab, zogen ihn fester an sich, drückten ihn wieder fort, in einem Rhythmus, den sie allein bestimmte. Ihre hellen Augen fingen das Mondlicht ein und blieben auf sein Gesicht gerichtet. Er erwiderte ihren Blick, beobachtete das Lächeln, das um ihre glänzenden Mundwinkel spielte, eingefasst vom Muster des Teppichs und, jenseits davon, den flirrenden Fackelgestirnen Samarkands.
Kaum hatten sie die Stadt zum ersten Mal umrundet, da kamen sie beide zum Höhepunkt; er ruhig und ohne sie aus den Augen zu lassen; sie in einer Reihe von Beben, die durch ihren Körper liefen, mit halb geöffneten Lippen, aber ohne einen Laut, der den Wind hätte übertönen können. Ihre Augen waren jetzt geschlossen, sie wirkte entspannter als zuvor, nicht mehr, als müsse sie ihm oder sich etwas beweisen. Sie sah dabei seltsam schutzlos aus, als wäre da vorher etwas gewesen, das sie wie ein Schleier verhüllt hatte, unsichtbar, aber fühlbar. Davon war in diesem Augenblick nichts mehr zu spüren. Falls sie ihm das Gefühl geben wollte, sich ihm auszuliefern – und wenn auch nur für wenige Momente –, so war es ihr ernst damit. Und doch glaubte er noch immer nicht, dass sie sich ohne Hintergedanken derart fallen ließ. Nicht so vollkommen.
Er zog sich nicht aus ihr zurück, aber er richtete den Oberkörper auf und betrachtete sie, als könnten seine Blicke ihre Haut wie Fingerkuppen liebkosen. Sie streckte die Arme seitlich vom Körper ab, bis ihre Hände fast die Ränder des Teppichs berührten; ihre Handflächen und die Innenseiten ihrer Unterarme wiesen nach oben, was sie noch wehrloser erscheinen ließ. Die Perlen an ihrem Handgelenk schimmerten so weiß wie ihre Augen unter den schwarzen Wimpern, und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie beinahe denselben Farbton hatten. Oder dasselbe Fehlen von Farbe.
Als sie die Arme spreizte, spannten sich ihre Brüste. Die kleinen Höfe erschienen noch blasser, ihre Brustwarzen noch fester, wie Tropfen von Rosenwasser. Ihre Rippenbögen zeichneten sich ab, die geschwungene Mulde ihrer Bauchdecke. Sein Blick wanderte vom Nabel abwärts zu dem dunklen Dreieck, an dem sich ihre Körper noch immer aneinanderpressten.
Sie schlug die Augen weit auf, glitzernd unterm eisigen Licht der Sterne. Er fasste sie an den Hüften und zog sie in der Drehung auf sich. Gefährlich nah am Abgrund, aber das schien sie nicht zu ängstigen. Er sah zu ihr auf, als sie die Handflächen mit durchgedrückten Armen auf seine Schultern setzte und sich langsam auf seinen Hüften bewegte. Ihr Haar fiel zu beiden Seiten ihres Gesichts herab, strich über seine Schläfen und schuf eine Dunkelheit, in der das Halblicht der Sterne ihre Konturen in Silber tauchte.
Und immer wieder ihre Augen, eingefasst von Nacht.
Ihre Augen wie Perlen auf
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