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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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wird einer der Fürsten in einer großen Triumphzeremonie darauf Platz nehmen – eine Ehre, die mein hätte sein sollen! Und er wird den Wunsch aussprechen, dass die Menschheit ein für alle Mal ausgelöscht wird.«
    »Einfach so?«, flüsterte Tarik. »Das ist alles? Er muss den Wunsch nur aussprechen, und dann wird es geschehen?«
    »Niemand weiß genau, was passieren wird – darum sind all die Armeen vor Bagdad aufmarschiert, für den Fall, dass der Plan fehlschlägt. Die Stadt wird so oder so vom Antlitz der Welt gefegt, ob mit oder ohne den Dritten Wunsch. Aber ohne ihn wäre es nur der Sieg über eine Stadt – mit ihm jedoch der Sieg über eure gesamte Art!«
    Tarik fuhr sich mit der Hand durch das verklebte Haar. Seine Finger glänzten rot, als er sie zurückzog. »Diese Magier, von denen du gesprochen hast… die für das hier verantwortlich sind… Meinst du die Kettenmagier?«
    Amaryllis lachte leise, als er verneinte. »Sie sind nur Menschen mit begrenzten Fähigkeiten. Aber es gab schon immer andere, die sich an der Macht des Dritten Wunsches versucht haben, solche, die vorher hier waren, vor uns, und die die ersten Experimente unternommen haben, um die Wunschmacht zu bannen.«
    Tariks trockene Kehle brannte. »Roch?«
    »Einige von ihnen haben sich damals auf unsere Seite geschlagen, genau wie diejenigen unter euren Menschenmagiern, die wir zu unseren Kettenhunden gemacht haben. Die Roch hatten viele Generationen lang an ihrem großen Werk gearbeitet, und sie werden weit älter als ihr Menschen, älter sogar als wir Dschinne. Nach ihrem ersten Scheitern, damals vor sechzig oder siebzig Jahren, erkannten sie ihren Fehler, der zum Ausbruch der Wilden Magie geführt hat. Zwar hatten sie die Wunschmacht dazu bringen können, nach Skarabapur zu fließen, aber sie besaßen nichts, das solche Kräfte in sich aufnehmen konnte, ohne von ihnen zerrissen zu werden. Dennoch haben sie es damals versucht – und die Welt dabei fast in den Untergang getrieben. Erst als sie ihre Arbeit unter unserem Befehl wieder aufnahmen, stießen sie auf das dort vorn.« Mit einem Nicken wies Tariks Spiegelbild in die Richtung des leblosen Jungen. »Auf den ersten Jibril.«
    Im Westen wurde der Lärm immer lauter, ein apokalyptisches Tosen und Brausen, und Tarik spürte den Drang, sich umzuwenden, hinzusehen, zu erfahren, was dort näher kam. Aber er weigerte sich und starrte ungebrochen sein verzerrtes Ebenbild an. »Du meinst… es gibt noch einen? Einen zweiten Jibril?«
    Das Gesicht im Glas war eine Maske eisiger Ablehnung. »Es ist nicht nötig, dass du es verstehst. Du musst nur eines wissen: Wir müssen einen Weg finden, den Thron zu besteigen, uns mit ihm vereinigen und den Dritten Wunsch aussprechen.«
    Tarik hatte bereits seit einer Weile das Gefühl, das da etwas war, das unsichtbar vor ihm schwebte, gerade außerhalb seiner Reichweite. Etwas, das nicht stimmte und von dem so vieles abhing. Er hatte danach greifen wollen, die ganze Zeit über schon, aber es war immer wieder vor ihm zurückgewichen wie ein Wort, das auf der Zunge liegt und einem dann doch nicht über die Lippen kommt.
    Erst jetzt gelang es ihm endlich, diesen einen Gedanken festzuhalten. »Es heißt der Dritte Wunsch«, murmelte er. »Das bedeutet, es ist nur ein Wunsch, nicht wahr? Nur ein einziger!«
    Sein Spiegelbild im Glas nickte bedächtig, obwohl er selbst den Kopf nicht bewegte. »Ein Wunsch von so umfassender Bedeutung, von solchem Gewicht für die Welt, dass er die gesamte Wunschmacht aufzehren und den Quell zum Versiegen bringen wird.«
    »Wenn ich dir helfe… wenn ich wirklich mit dir dort hinaufgehe und auf diesen Thron steige… wer garantiert mir, dass es keine Falle ist?«
    »Eine Falle?«
    »Du hast gesagt, wir werden Skarabapur vernichten. Das ist der Wunsch, den wir dort oben aussprechen werden, richtig?«
    »Gewiss.«
    »Aber möglicherweise fällt dir ein, dass du Skarabapur nicht ganz so sehr hasst wie die Menschen. Vielleicht erkennst du, dass es stattdessen viel angenehmer wäre, genau das zu tun, was auch die anderen Dschinnfürsten vorhaben… wozu du sie überhaupt erst angestiftet hast: die Menschheit auszurotten.«
    »Aber ich kenne jetzt die Wahrheit über die Spaltung und über das, was unser Auge sieht«, widersprach der Narbennarr. »Dein Auge und mein Auge, Tarik! Nicht die Menschen sind es, auf die es ankommt. Skarabapur hat uns das alles angetan. Diese Stadt hat mich getäuscht, sie hat uns alle getäuscht. Sie ist

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