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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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dafür verantwortlich, dass wir Dschinne uns gegen euch Menschen -«
    »Unsinn!« Tarik nahm all seine Willenskraft zusammen. Er war nicht sicher, ob noch genug davon übrig war, um den Narbennarren davon abzuhalten, in seinem, Tariks, Körper den Thron zu besteigen – aber er unterdrückte den Gedanken an diese Zweifel, so gut es nur ging, damit Amaryllis ihn nicht durchschaute. »Du bist für den Krieg der Dschinne mit den Menschen verantwortlich. Und nur du!«
    »Weil Skarabapur mir -«
    »Weil es dich getäuscht hat? Vielleicht. Weil es dich überzeugt hat, dass dies das höchste Ziel aller Dschinne sein muss? Die Auslöschung der Menschheit?«
    »Natürlich.«
    »Aber du bist nur zu bereitwillig darauf eingegangen, Amaryllis. Und ich bin nicht sicher, ob du das nicht ein zweites Mal tun wirst – uns alle vernichten, so, wie du es immer gewollt hast.«
    »Dann erforsche meine Gedanken, Tarik al-Jamal.« Der Narbennarr lachte leise. »Denn es sind deine Gedanken! Was ich denke und fühle, das ist alles auch in dir. Du würdest die Wahrheit erkennen.«
    Tarik aber erkannte überhaupt nichts, nicht einmal mehr, was er selbst dachte, wollte und fühlte. Wie durch einen Schleier erinnerte er sich an seine Gefühle für Sabatea, an seine Angst um sie – und an die Sorge, dass die Zerstörung Skarabapurs auch sie treffen könnte, falls sie nicht mehr bei den Roch im Untersand war, sondern womöglich schon hier, vielleicht ganz in seiner Nähe.
    »Das also ist es!«, rief sein Spiegelbild triumphierend. »Du fürchtest, dass du sie töten könntest! Sie und alle anderen, die dir etwas bedeuten! Ich lese es in deinen Gedanken, so, wie du auch in meinen lesen könntest, wenn du es nur versuchen würdest.«
    Tarik war nicht sicher, ob er wirklich die Gedanken eines wahnsinnigen Dschinnfürsten kennen wollte und ob seine Furcht, von seinem Irrsinn angesteckt zu werden, nicht genauso groß war wie alle anderen Ängste, die ihm zu schaffen machten. Bevor er mit Sabatea und Junis aus Samarkand aufgebrochen war, war er furchtlos gewesen – furchtlos, weil sein Leben vorüber gewesen war, desillusioniert, aller Gefühle entkleidet außer dem brennenden Hass auf sich selbst. Jetzt aber war die Angst wieder da, um Sabatea, sogar um Nachtgesicht und Ifranji. Und ein wenig sogar Angst um sich selbst, zum ersten Mal seit wer weiß wie langer Zeit. Weil das Glück, das er an Sabateas Seite empfand, zu groß war, um es einfach aufzugeben, und weil es an der Zeit war, ihr das auch zu sagen.
    Der fremde Wille des Narbennarren ballte sich wie eine Faust – und schlug zu. Tarik bäumte sich auf, aber kein Schrei kam über seine Lippen. Er spürte, wie sein Kopf herumgerissen wurde, als wäre da jemand hinter ihm, hockte in seinem Nacken wie ein böser Geist und zwänge seinen Blick mit unsichtbaren Händen in eine andere Richtung.
    Nach Westen. Wohin all die Dschinnkrieger ausschwärmten, Hunderte mittlerweile. Weil dort etwas war, etwas näher kam, etwas Großes, ungeheuer Mächtiges. Unter Tosen und Brausen, Heulen und Brüllen.
    Was er sah, traf ihn ungleich heftiger. Sein Atem stockte. Sein Herzschlag jagte. Und dann verstand er, was Amaryllis mit dem ersten Jibril gemeint hatte.
    Und wo der zweite gerade war.
    Ein gewaltiger Wirbelsturm pflügte durch das gläserne Ruinenmeer Skarabapurs, als wollte er den Wunsch des Narbennarren vorwegnehmen und die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Viele Dutzend Meter hoch sprühten Glassplitter wie eine glitzernde Gischt, ein Orkan aus scharfen Schneiden und Spitzen, der den Dschinnen entgegenfegte und sie in der Luft zerfetzte, sie zu blutigem Nebel zerblies, wenn Tausende und Abertausende winziger Scherben ihre Körper innerhalb eines Augenblicks durchschlugen und zerstückelten.
    Aber immer mehr drängten auf den riesigen Windtrichter zu, endlose Schwärme, und für jeden toten Dschinn rückten fünf neue nach. Zugleich stiegen Schwarmschrecken auf, die sich Gott weiß wo in den Ruinen verborgen haben mussten, und diese gewaltige Wolke aus Kriegern und Bestien warf sich dem Sturm und dem einzelnen Reiter in seinem Zentrum entgegen.
    Wäre dies ein gewöhnlicher Sturmkönig gewesen, so hätte der Krieg schon vor langer Zeit ein Ende gefunden. Mit einem Heer solcher Stürme, einer Armee dieser Reiter, hätten die Rebellen jeden Feind aufreiben können. Tarik hatte in seinem Leben eine Menge Tod, eine Menge Zerstörung mit angesehen, aber dies überstieg seine Erfahrungen um ein

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