Sturmkönige 03 - Glutsand
ihre Kleidung zurecht. »Von An-irgendwas-glauben war keine Rede, oder?«
»Vielleicht reicht es ja, wenn einer von uns fest daran glaubt«, schlug Nachtgesicht versöhnlich vor.
Khalis strich Staub aus seinem dünnen grauen Bart.
»Alle, die nach Skarabapur gesucht haben, haben eigentlich nach sich selbst gesucht. Die Stadt ist das höchste innere Ziel, sie ist die Suche nach dem Sinn.«
Ifranji stöhnte. »Nun geht das wieder los.«
Tarik blickte abermals prüfend zur Sanduhr. Es war nicht das erste Mal, dass Khalis solche Töne anstimmte, irgendwo zwischen abgegriffenen Weisheiten, papierdünner Philosophie und der einen oder anderen klugen Beobachtung. Die Schwierigkeit war, dass man nie wusste, was als Nächstes kam. Manchmal wollte man nur den Kopf schütteln über das, was er sagte, während einem schon beim nächsten Satz der Spott im Hals stecken blieb.
»Für viele ist Skarabapur in der Tat kein Ort aus Stein und Mörtel«, fuhr der Magier fort. »Es bleibt immer ein Gespinst ihrer Phantasie, und sie suchen ein Leben lang danach, ohne auch nur seine Türme am Horizont zu entdecken. Und andere sind fest entschlossen, sie geben alles auf, konzentrieren sich ganz auf die Suche – indem sie zuerst einmal herausfinden, was sie wirklich wollen. Was Skarabapur ihnen bedeutet und was es bewirken wird, falls sie es finden.«
»Das ist alles gut und schön«, sagte Ifranji, »und sicher wahnsinnig tiefgründig. Aber mich interessiert nur: Wann kommen wir endlich dort an? Und was werden wir trinken, wenn wir innerhalb der nächsten beiden Tage kein Wasser finden?«
»Das werden wir«, sagte Nachtgesicht überzeugt. »Vertrau mir.«
Khalis ignorierte die beiden. »Was ich sagen will, ist: Der Zauber des Elfenbeinpferdes ist womöglich weit größer als allein die Tatsache, dass es künstlich erschaffen wurde und trotzdem lebt. Ich glaube, es hat tatsächlich die Macht, uns nach Skarabapur zu führen, selbst wenn es einigen von uns« – und dabei streifte sein strafender Blick die junge Diebin – »an innerer Überzeugung und Reife mangelt.«
Ifranji stopfte sich ein Stück Trockenfleisch in den Mund. »Schmeckt fad«, murmelte sie. »Wie alles hier.«
Sabatea, die beileibe allen Grund hatte, Ifranji zu hassen, musste sich ein Grinsen verkneifen, als Khalis aufgebracht schnaubte. »Lasst mal sehen«, sagte sie, »ob ich das verstanden habe. Skarabapur existiert also nicht für jeden gleichermaßen. Viele könnten mitten hindurchreiten, ohne überhaupt zu bemerken, dass sie dort waren. Richtig?«
»Wenn es ihnen an innerer -«
Sabatea fiel ihm ins Wort: »Wenn sie nicht daran glauben wollen. Oder glauben können.« Dafür erntete sie einen zweifelnden Blick von Tarik. »Und du meinst, selbst wenn das auf uns alle zutreffen würde, wenn wir alle keineswegs überzeugt wären, Skarabapur zu finden – dann könnte uns das Zauberpferd trotzdem dorthin führen? Allein durch die Magie, die ihm innewohnt?«
Der Magier nickte. »Wie ein sicheres Boot in einer starken Strömung, die uns sonst sofort mitreißen würde.«
Tarik schüttelte den Kopf, doch Nachtgesicht rieb sich nachdenklich die Nasenflügel. »Immerhin würde das erklären, warum ich früher nie darauf gestoßen bin«, sagte der Afrikaner. »Und auch keiner der anderen Karawanenführer, die ich kannte.«
»So tief im Dschinnland bist du mit Sicherheit nie gewesen«, sagte Khalis.
»Es gibt also zwei Möglichkeiten, nach Skarabapur zu gelangen«, fasste Sabatea zusammen. »Zum einen, indem man vollkommen davon überzeugt ist, dass es einen ans Ziel seiner Wünsche bringt… dass es genau das ist, was man immer gesucht hat. Und zum anderen, indem man den richtigen Führer hat.«
»Die richtige Magie«, korrigierte Khalis. »Das Elfenbeinpferd ist ein Segen für uns. Glaubst du, sonst hätte ich zugelassen, dass ihr die tote Sturmkönigin zu Atalis in den Schrein steckt?«
»Wie auch immer«, fiel Tarik ungeduldig ein, »wir brechen jetzt auf. Die zwei Stunden sind um.« Er machte keinen Hehl aus der Tatsache, dass er dies alles – ähnlich wie Ifranji – für leeres Gerede hielt.
Sabatea stellte sich auf die Zehenspitzen, um in sein Ohr zu flüstern. »Du glaubst ja auch daran, dass die Sanduhr wirklich etwas zu bedeuten hat. Auch wenn es keinen einzigen Anhaltspunkt gibt, dass wir während der zwei Stunden tatsächlich sicher sind. Oder gleich darauf zum Tode verurteilt.«
»Erfahrung«, entgegnete er knapp.
»Nein. Nur der Glaube an das,
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