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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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was dein Vater dir beigebracht hat. Die Wesen auf der Alten Bastion haben dich vor Ablauf der Zeit angegriffen. Und Junis hat länger mit Maryam in diesem Wadi in der Wüste gesessen als zwei Stunden, ohne dass sie angegriffen wurden. Und trotzdem glaubst du noch immer daran.«
    Mürrisch sah er sie an. »Und das sagt mir was?«
    »Dass auch du dein Handeln von völlig unbegründeter Überzeugung abhängig machst. Und so was nennt man Glauben, ob dir das gefällt oder nicht.«
    Im Hintergrund sah Tarik den Magier lächeln, und das ärgerte ihn mehr als die Tatsache, dass Sabatea ihn durchschaut hatte. »Das eine beweist nicht das andere«, sagte er. »Ich hab im Dschinnland eine Menge verrücktes Zeug gesehen – aber Städte, die nur existieren, wenn man an sie glaubt, waren nicht dabei.«
    Sie lächelte verschmitzt. »In Samarkand habe ich fest daran geglaubt, dass du mich nach Bagdad bringen würdest.«
    »In Samarkand hast du mit meinem Bruder geschlafen, damit ich dich nach Bagdad bringe.«
    »Hätte ich das getan, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass ich Erfolg damit haben würde?«
    Tarik sah, dass Khalis sich bereits anderen Dingen zugewandt hatte und Sandwehen von seinem Teppich scharrte. Ifranji aber hatte ihnen aufmerksam zugehört und schüttelte erstaunt den Kopf.
    So weit ist es gekommen, dachte er. Von einer Diebin moralisch verurteilt.
    »Du und dein Bruder«, rief das dunkelhäutige Mädchen, »ihr habt wirklich schon eine Menge miteinander geteilt, was?« Ihr Lachen sollte wohl hämisch klingen, aber es hatte mehr Ähnlichkeit mit dem Kichern eines Kindes. Ifranji war nicht halb so abgebrüht, wie sie vorgab. Immerhin half diese Erkenntnis Tarik, den neuerlichen Wunsch zu unterdrücken, ihr an die Gurgel zu gehen.
    Sie waren alle kaum in der Luft, als Almarik ihnen von oben entgegenraste.
    »Dschinne!«, warnte er sie einmal mehr. »Eine ganze Armee.«
    »Die aus den Zagrosbergen?«, fragte Nachtgesicht erstaunt. »So tief im Süden?«
    Khalis kam dem Byzantiner zuvor. »Nein«, rief er über die Kluft zwischen den Teppichen. »Das muss das dritte Heer sein. Dschinne aus Skarabapur.«

 
Die Scholle
     
     
    Archipele aus Wolkendunst faserten aus dem dunklen Umriss einer Unwetterfront am südlichen Horizont. Gewitter über der Wüste waren selten, doch zogen sie erst einmal herauf, trafen sie das tote Land mit apokalyptischer Gewalt. In der Ferne zuckten Blitze. Donner war keiner zu hören, aber er würde nicht lange auf sich warten lassen.
    Doch nicht das Unwetter war das größte Spektakel, das sich den Augen der sechs Teppichreiter bot. Vor den schwarz-violetten Gewitterwolken, die sich als düstere Naht zwischen Ödland und Himmel erstreckten, rückte das Heer der Dschinne heran. Tausende und Abertausende hatten sich zu einem gigantischen Schwarm zusammengeballt, ein diffuses Wogen und Wabern wie eine Wolke Eintagsfliegen an einem heißen Sommertag. Anders als die Dschinne aus der Kavirwüste, gegen die Junis und die Sturmkönige gekämpft hatten, trieben diese hier augenscheinlich keine Menschensklaven mit sich. Kein Teil der Streitmacht bewegte sich am Boden vorwärts, alle schwebten hoch über der Ebene aus Sand und Fels. Die Ränder dieses wimmelnden Balgs waren ausgefranst wie die Gewitterwolken im Hintergrund, das Zentrum zu einem dunklen Brodeln verdichtet.
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte Almarik finster. »In ihrer Mitte.«
    Tarik verengte das rechte Auge. Er hatte Mühe, die Dschinnarmee als solche zu erkennen, geschweige denn Einzelheiten der Silhouette, die sich inmitten des Trubels befand.
    »Das ist was ziemlich Großes«, brummte Nachtgesicht.
    Sabatea starrte angestrengt über Tariks Schulter nach vorn. »Sieht aus wie ein Felsen.«
    Ifranji stöhnte. »Was wollen die damit? Ihn auf Bagdad stürzen?«
    »Und warum fliegt das Ding mitten unter ihnen?«, fragte Nachtgesicht. »Ich meine, können die so was? Berge fliegen lassen?«
    »Für einen Berg ist es zu flach«, sagte Khalis.
    »Beschreib’s mir«, bat Tarik Sabatea.
    »Khalis hat Recht. Es ist flach, eine Art Scholle. Und riesig groß. Wenn sie es wirklich auf Bagdad werfen wollen, würde es den Palast und die Gärten unter sich begraben.«
    Die Dschinnarmee war noch mehrere Kilometer entfernt. Unwahrscheinlich, dass sie die vier Teppiche der Gefährten bereits entdeckt hatten. Tarik deutete nach Westen, auf ein paar bucklige Felsrücken. »Verstecken wir uns – egal, was es ist.«
    Tief über dem Boden rasten sie

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