Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Zauber zu wirken.«
    Sabatea atmete scharf aus. »Die Spaltung.«
    »Ajouz und Nasmat hatten erkannt, dass die Wilde Magie und ihre Kreaturen nicht mehr aufzuhalten waren – wie eine Seuche, die sich weiter und weiter über die Erde ausbreitete. Sie nutzten ihre Macht und schufen ein Ebenbild ihrer Welt, bündelten alle Magie darin und versiegelten sie im Inneren einer Flasche. Damit entzogen sie ihrer Welt nicht nur alle Zauberei, sondern auch jedes magische Wesen – die Dschinne und andere, die fortan dort nicht mehr existierten. In der zweiten Welt aber, im Inneren der Flasche, tobte der Zauber weiter, und dort hatte kaum jemand bemerkt, dass überhaupt etwas geschehen war. Ihr wisst, dass Qatum sich damit nicht abfinden und das Siegel brechen wollte, um die Magie wieder entweichen zu lassen… Darum setzte er alles daran, vor dem Anbringen des Siegels in die Flasche einzudringen, um dann von innen heraus zu versuchen, den Zauber seiner beiden Erzfeinde rückgängig zu machen.«
    »Als Khalis uns in Bagdad von alldem erzählt hat«, sagte Sabatea nachdenklich, »habe ich mich gefragt, warum Qatum überhaupt noch Gelegenheit dazu hatte. Das alles muss doch ungeheuer schnell gegangen sein.«
    »Was uns wahrscheinlich zurück zu Jibril bringt«, bemerkte Nachtgesicht und sah Tarik erwartungsvoll an.
    »So ist es.« Er holte noch einmal tief Luft und ignorierte das Brennen unter seiner vernarbten Bauchdecke. Es fiel ihm nicht leicht. Während der wenigen Augenblicke auf dem Knochenthron war eine Flut fremder Bilder und Eindrücke auf ihn eingestürmt. Nicht alles ergab auf Anhieb einen Sinn. Nachdenklich senkte er den Blick, sah auf Maryams Leichnam und dachte, dass er es ihr schuldig war, den Geheimnissen auf den Grund zu gehen.
    »Das Ende der Magie kam nicht schlagartig – es dauerte eine Weile, ehe die Spaltung überall Wirkung zeigte und auch dem letzten lebenden Magier seine Macht entzog. Zwischen der Spaltung und dem Versenken der Flasche im Ozean lagen mehrere Tage. Nachdem Ajouz und Nasmat die Beschwörung durchgeführt hatten, eilten sie nach Skarabapur und fanden dort Jibril, gezeichnet von seiner Gefangenschaft, aber am Leben. Nun mussten sie erneut eine folgenreiche Entscheidung treffen, und wahrscheinlich ist sie ihnen noch viel schwerer gefallen als die erste.«
    Er hatte das Gefühl, sich zurücklehnen zu müssen, so viel Kraft kostete ihn die lange Rede. Sabatea war bei ihm und stützte ihn.
    »Ajouz und Nasmat wussten, dass sie mit dem Abbild der Welt und all ihrer Bewohner auch ein Abbild von sich selbst und ihrem gefangenen Sohn erschaffen hatten – im Inneren der Flasche. Dort gab es also einen zweiten Jibril, der noch immer ein Sklave der Dschinne war, und mit diesem Wissen konnten sie nicht leben. Sie selbst besaßen so gut wie keine Macht mehr und würden bald auch den Rest verlieren. Jibril aber war etwas Besonderes, erst recht, nachdem er so lange dem Strom der Wunschmacht ausgesetzt gewesen war. Schweren Herzens entschlossen sie sich, ihn mit letzter Kraft ins Innere der Flasche zu versetzen, bevor sie endgültig versiegelt und im Meer versenkt wurde. Die beiden haben gehofft, dass er dort seine alte Macht zurückerlangen würde – und vor allem einen Weg fände, sein gefangenes Ebenbild, das doch ebenso sehr ihr Sohn war wie er selbst, aus der Gewalt der Dschinne zu befreien.«
    Ifranji runzelte zweifelnd die Stirn. »Sie haben freiwillig ihren einzigen Sohn aufgegeben, damit der seinen Doppelgänger im Inneren der Flasche retten würde?«, fragte sie ungläubig. »Nach allem, was sie zuvor unternommen hatten, um ihn zu retten?«
    »Beiden war klar, dass sie nicht mehr lange zu leben hatten«, sagte Tarik heiser. »Ihre Macht war aufgebraucht, und sie hatten sich durch die Verbannung der Magie zahllose Feinde gemacht. Ihre Gegner würden sie bald finden und zur Rechenschaft ziehen, und sie fürchteten, dass dann auch Jibril ihrer Rache zum Opfer fallen würde. Indem sie ihn mit in die Flasche verbannten, bewahrten sie ihn vor der Vergeltung der übrigen Magier, die sich um ihre Macht betrogen fühlten, und sie gaben ihm die Möglichkeit, sein Ebenbild aufzuspüren und zu befreien.«
    »Und dafür hat er fast fünfzig Jahre gebraucht?«, fragte Ifranji.
    Er nickte. »Der Wechsel in unsere Welt muss ihn geschwächt haben – genau wie Qatum. Beide mussten sich erst orientieren und Verbündete finden. Qatum hat das auf seine Weise getan und Khalis ausgenutzt, ohne dass der es überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher