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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich zu ihr um und nahm ihr Gesicht in seine weißglühenden Hände, Gespensterhände, obwohl sie nicht durchscheinend waren und Substanz besaßen wie die eines Menschen. Sie ließ es geschehen, weil sie kaum genügend Kraft hatte, aufrecht dazusitzen, auf den Knien im Glasstaub. Dann wurde ihr erbärmlich schlecht, in ihrem Mund war ein bitterer Geschmack, und sie riss sich doch noch los, fort von Jibril, auch von Tarik, fiel zur Seite und übergab sich in heftigen, schmerzhaften Schüben. Es war unmöglich, aber sie wusste in diesem Augenblick, was sie da ausspie, alles, bis auf den letzten Rest. Und obgleich es sich anfühlte wie Blut, war es doch keines, so viel bitterer, aber ebenso warm, fast heiß, und sie erbrach immer mehr davon, während ihr die Tränen aus den Augen schossen und sie schluchzte und nicht einmal ganz genau wusste, warum, weil ihr Gefühl ihr sagte, dass nicht alles, aber doch manches gerade gut wurde und dass sie leben würde und -
     

     

    Tarik schlug die Augen auf und sah Sabatea neben sich liegen. Krämpfe schüttelten ihren Körper, sie spie klare Flüssigkeit aus, so unendlich viel davon, immer mehr und mehr.
    Er suchte nach dem Schmerz in seinen Eingeweiden, und der war nicht fort, ganz und gar nicht, aber er fühlte sich – falls es so etwas gab – nicht mehr endgültig, nicht so vernichtend an.
    Mühsam zog er sich im Liegen zu Sabatea hinüber, seine Beine nach wie vor gebrochen und keineswegs auf wundersame Weise geheilt, aber er lebte, lebte noch immer und würde vielleicht auch weiter leben, wenn sie bei ihm blieb und nicht durch eine finstere Ironie von ihm fortgerissen wurde, vielleicht im Austausch für das, was ihm gerade widerfahren war. Er presste sich von hinten an sie, ihre Hand ergriff seine, und sie hustete und spuckte noch immer in die andere Richtung, aber ihr Körper schien sich allmählich zu beruhigen, zuckend und ausgemergelt, am Leben wie er selbst, und mehr musste er nicht wissen, das war alles, was zählte.
    Über Sabatea hinweg sah er, wie Jibril mit unsicheren Schritten hinaus auf den Platz ging, entkräftet und schwankend, und wie sich mit einem Mal etwas vom Himmel herab neben ihm niedersenkte, ein Elfenbeinross, das weiße Fell mit Almariks getrocknetem Blut befleckt. Jibril blieb stehen, als es ihn mit den Nüstern anstieß und auffordernd mit den Schwingen schlug.
    Aber Jibril zog sich nicht auf den Rücken des Zauberpferds, sondern ging nach einer Weile weiter, beugte sich in der Ferne über Nachtgesicht, sagte etwas zu der panisch zurückweichenden Ifranji und setzte seinen Weg schließlich fort. Er verschwand in der Lücke im Trümmerring rund um die Kuppelruine, während sein weißer Glanz noch eine Weile länger über die gläserne Oberfläche funkelte, als wäre er eins damit geworden.
    Sabatea rollte sich mit einem Stöhnen auf den Rücken und betrachtete Tarik voller Sorge mit ihren weißgrauen Geisteraugen. Sie schien etwas in seinem Blick zu entdecken, und ihre Verzweiflung verblasste, noch zögerlich, und an ihre Stelle trat ein Ausdruck von Hoffnung und Erleichterung und ein sehr, sehr zaghaftes Lächeln.
    Das Elfenbeinpferd trabte mit klappernden Hufen heran, senkte den Kopf und beobachtete sie beide voller Neugier.

 
Am Grab
     
     
    Jenseits der Glasebene, nördlich von Skarabapur und dem Untersand der Roch, trugen sie Maryam zu Grabe.
    Die Sonne stand niedrig, sie alle warfen lange, spitze Schatten über die goldenen Dünen. Der Geruch der Wüste, den Tarik so lange nicht mehr bewusst wahrgenommen hatte, erschien ihm intensiver als jemals zuvor. Die Trockenheit, die Stille, die überwältigende Einsamkeit dieses Ortes – das alles erfasste seine Gefühle wie ein Feuer, das nicht ausbrannte, nur loderte und strahlte und alles andere überlagerte.
    Er saß mit geschienten Beinen auf dem einzigen Teppich, der ihnen geblieben war – jenem Teppich, den Kabir der Knüpfer ihm zugedacht hatte, den aber schließlich Ifranji und Nachtgesicht geritten hatten. Das Knüpfwerk lag unmittelbar neben einer flachen Grube im Sand. Die Übrigen standen ringsum und blickten hinunter auf den ausgestreckten Leichnam.
    Sie hatten Maryam in eine Decke der Roch gewickelt, die Crahac ihnen mit einigen Rationen Wasser und Nahrung überlassen hatte. Nach den Ereignissen in Skarabapur hatte sich der Zeremonienmeister mit einer Eskorte aus dem Untersand emporgewagt und sie an der Glaskante erwartet. Er hatte kaum noch mit ihnen gerechnet.
    Die Roch hatten

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