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Sturmkönige 03 - Glutsand

Sturmkönige 03 - Glutsand

Titel: Sturmkönige 03 - Glutsand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich, ob Almarik wusste, was Tarik dem sterbenden Ifrit versprochen hatte: Der Tod des Byzantiners war der Preis dafür, dass das fliegende Elfenbeinpferd sie durch die südlichen Wüsten nach Skarabapur führte.
    Tarik blickte sich um, doch er konnte das Pferd nirgends entdecken. Vermutlich war es zu hoch aufgestiegen. Die Sehkraft der Dschinne war kaum besser als die von Hunden. Aber sie verfügten über eine feine Witterung, mit deren Hilfe sie Menschen über große Entfernungen ausmachen konnten; vor allem das war es, was Tarik Sorgen bereitete.
    Almarik stieß ihn an. »Dort drüben. Sie haben etwas bemerkt.«
    Tarik verengte das gesunde rechte Auge. Jetzt konnte er die fliegenden Punkte in der Ferne besser erkennen. Einmal mehr verfluchte er seine Augenklappe und das, was der Dschinnfürst Amaryllis seinem linken Auge angetan hatte. Mit dem rechten allein sah er nicht halb so gut wie mit beiden zusammen. Manchmal, vor allem auf weite Distanzen, hatte er das Gefühl, kaum das Allernötigste zu erfassen. Bei seinem ersten Versuch, in den Palast des Kalifen einzudringen, hatte ihn das fast das Leben gekostet. Er hatte niemandem davon erzählt, nicht einmal Sabatea.
    Dass er sich nun auf Almariks Gespür verlassen sollte, machte es noch schlimmer. Als Dschinnjäger hatte der Byzantiner viel Zeit hier draußen verbracht, mehr noch als Tarik selbst. Er wusste eine Menge über ihre Gegner, kannte ihre Stärken und Schwächen. Eine Überlegenheit, die ihn arrogant machte. Und Tarik umso wütender.
    Die Dschinne näherten sich jetzt mit größerer Geschwindigkeit. Der Trupp bestand aus zwanzig Kriegern. Sie führten keine Schwarmschrecken oder Sandfalter mit sich, auch keine anderen Dienerkreaturen. Aber sie waren bis an die Zähne bewaffnet, und ihre Aufgabe, den Weg für das gewaltige Heer aus dem Osten auszukundschaften, erfüllten sie mit größter Sorgfalt.
    Plötzlich teilte sich die Gruppe. Etwa die Hälfte der Dschinne schwärmte in alle Richtungen aus. Drei hielten auf das verlassene Riesenvogelnest zu. Sie schwebten keine zehn Meter über dem Boden.
    »Vorschläge?«, flüsterte Tarik.
    Sabatea wischte sich Schweiß aus den weißgrauen Augen. »Die Teppiche?«
    »Zu spät«, sagte Almarik. Die beiden warfen ihm einen finsteren Blick zu, obwohl – oder weil – er nur ausgesprochen hatte, was sie alle längst wussten.
    Von unten raunte Ifranji herauf: »Was ist los? Haben sie euch entdeckt?«
    »Sei still.« Nachtgesicht legte eine schwere Pranke auf den Arm seiner Schwester.
    Almarik zog langsam sein Schwert. Tariks eigene Klinge, ein Krummschwert aus der Waffenkammer des Kalifenpalastes, lag neben ihm. Mit nur einem Auge gab er bestenfalls einen passablen Fechter ab. Unten am Boden des Nests fluchte Ifranji leise und zerrte den Dolch aus der Lederscheide an ihrem Bein.
    Junis hingegen hielt still. Er hatte Maryams Leichnam am Grund der Nestgrube abgelegt, saß neben ihr und wartete. Unweit von ihr erhob sich der zylinderförmige Kristallschrein des Magiers, zwei Meter hoch und notdürftig mit Teppichen bedeckt, damit sich die Sonnenstrahlen nicht darauf spiegelten und ihre Feinde herbeilockten.
    Die drei Dschinne folgten dem Verlauf des Wadis. Einer der Krieger stieß einen Ruf in der harten, stakkatoartigen Dschinnsprache aus. Die beiden anderen verharrten. Der Anführer der Patrouille sank aus der Luft zu einem der Krallenabdrücke hinab und untersuchte den Boden. Seine Gefährten hielten hoch über ihm Ausschau nach dem Wesen, das diese gigantische Spur hinterlassen hatte. Augenscheinlich waren sie nicht überzeugt, dass das Nest tatsächlich verlassen war.
    Tarik starrte angespannt auf die beiden Dschinne in der Luft. Er verabscheute ihre purpurne Haut mit den schillernden Mustern, die beinlosen Leiber, die an den Hüften in einem fleischigen Zapfen endeten, vor allem aber die spinnenbeinartigen doppelten Ellbogen. Er war so vielen von ihnen begegnet, hatte Dutzende erschlagen, aber der Anflug von Übelkeit, den ihr Anblick in ihm hervorrief, würde wohl niemals ausbleiben.
    Seine Hand bewegte sich wie von selbst zum Griff des Krummschwertes, während Sabatea mit ihren Fingerspitzen seine Linke berührte, ganz sanft nur. Er war dankbar für ihre Nähe und würde sie nie wieder fortschicken oder zurücklassen, um sie zu schützen. Sie wollte nicht seine Rücksicht, sondern ihn, und das wurde ihm ausgerechnet jetzt bewusst, im ungünstigsten Augenblick.
    »Rührend«, fauchte Ifranji unten im Nest. Die

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