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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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»Tja, da ist der liebe Herr Schmitz, auch bekannt als Rinderhälfte, der es sich nicht nehmen lässt, in Hörweite herumzulungern, selbst wenn ich ein noch so privates Privatgespräch …«
    »Hör auf mit dem Mist!«, fauchte sie. »Wird das Gespräch abgehört?«
    »Nein. Das heißt, ich weiß es nicht. Schließlich kann man nie wissen, was diese Verbrecher in Uniform …«
    »Du musst mir helfen«, unterbrach sie ihn abermals.
    »Aha. So ändern sich die Zeiten. Noch vor ein paar Stunden hast du gesagt, dass du mich nie mehr wiedersehen willst. Schon vergessen?«
    »Keine Angst, du wirst mich nicht sehen. Ich schicke dir jemanden vorbei. Sein Name ist Lohmann, er ist Staatsanwalt und obendrein der Neffe des Polizeipräsidenten. Er wird dir erklären, was zu tun ist.«
    »Wieso sollte ich auf einen schmierigen Staatsanwalt hören?«
    »Weil du mir damit einen Gefallen tust. Und rund einhundertneunzig armen Schweinen, die in diesem Moment in einem Flugzeug festgehalten werden, das ein Mann namens Asad Aidid entführt hat. Er will damit seinen Bruder freipressen, der momentan dieselbe Anschrift hat wie du.«
    Strasser glaubte, sich verhört zu haben. »Sag jetzt bitte nicht, dass dieser Bruder aus Somalia stammt und Omar Aidid heißt.«
    »Doch, tut er.«
    »Schick diesen Kackvogel von der Staatsanwaltschaft her. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihn kennenzulernen. Stimmt doch, Schmitz, wir mögen alle Staatsanwälte, was?«
    »Er ist bereits unterwegs«, sagte Mara. »Und sei gefälligst nicht so grob zu ihm, er ist mein Freund.«
    Strasser lachte. »Dein Freund. Lässt du dich von ihm bumsen?«
    »Leck mich, Jo!«
    Sie legte auf.

Kapitel 37
    Noch 51 Minuten bis zur Stürmung von Flug SWX 714
    Asad der Löwe war bester Laune. Das Gefühl, gewonnen zu haben, machte ihn euphorisch und geschwätzig. Vor wenigen Minuten hatte er fünfzig Geiseln laufen lassen, die nun über das Rollfeld davonrannten. Der Rest, so hatte er versprochen, würde in Somalia freigelassen werden. Das war natürlich eine Lüge, da er gedachte, für jeden Einzelnen ein sattes Lösegeld zu erpressen. Und genau das hatte er in seinem Überschwang Bernd anvertraut.
    »Na, Schwuchtel?«, wandte er sich in liebenswürdigem Plauderton an den Musiker, so als wären sie die besten Freunde. »Wie geht es dir?«
    Er flegelte sich auf Grietjes ehemaligem Platz, seitwärts, mit den Beinen über der Armstütze und dem Rücken an Frederieke gelehnt, die neben ihm saß wie erstarrt. Sie zitterte, ihre Zähne klapperten. Zuvor hatte er Grietjes blutüberströmte Leiche an den Beinen durch das halbe Flugzeug geschleift, um sie irgendwo im Mittelgang liegen zu lassen, wo sie jeder sehen konnte. Natürlich hatte er die Passagiere damit einschüchtern wollen, und das war ihm gelungen, wie man den versteinerten Gesichtern ansehen konnte. Einige waren in Tränen ausgebrochen, nicht aus Trauer um die Stewardess, sondern aus nackter Angst.
    Er lachte Bernd an, die Beine über der Armlehne baumelnd, die MPi im Schoß liegend. Dass er vom Kopf bis zu den Füßen mit Grietjes Blut besudelt war, schien ihm nichts auszumachen.
    Wie soll es mir gehen?, dachte Bernd. Was für eine hirnverbrannte Frage! Plötzlich wurde ihm bewusst, wie sehr er es hasste, ständig Schwuchtel genannt zu werden. Am liebsten hätte er geantwortet, Asad möge der Welt einen Gefallen tun, sich den Lauf der Waffe in den Mund stecken und abdrücken, doch er schluckte seinen Groll hinunter. »Ich möchte nach Hause«, gab er so schroff zurück, wie er es eben noch verantworten konnte, ohne einen Gewaltausbruch zu provozieren.
    Asad grinste. »Nach Hause? Später, mein Freund, später. Vorher habe ich noch etwas Besonderes mit dir vor. Du und die Krähe«, er wies mit dem Kinn in Ernestines Richtung, »ihr seid unsere Versicherung gegen ein heldenhaftes Spezialkommando, das auf die blödsinnige Idee kommen könnte, uns in letzter Sekunde doch noch aufhalten zu müssen. Aber das wird nicht passieren. Habe ich recht, Hassan?«
    Hassan war der Kerl ohne Schneidezähne, der sich mittlerweile in der Bordküche auf dem Fußboden niedergelassen hatte und mit dem Rücken gegen einen Servicewagen lehnte. Seit fast zwei Minuten starrte er Ernestine an, wobei er sich ständig über die Lippe leckte, obszöne Gesten in ihre Richtung machte und sich in den Schritt fasste.
    »Hassan ist ein geiler Bock«, erklärte Asad amüsiert. »Das war er schon immer. Zu Hause hat er vier Frauen, eine offizielle und drei

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