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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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nicht die Blöße geben wollte, diese Wissenslücke einzugestehen. Francis Drake musste ein Unterweltboss aus Somalia sein, nahm er an, auch wenn sich der Name keine Spur somalisch anhörte. Vielleicht war es ein skrupelloser Ausländer, etwa ein Ami, der am Golf von Aden Karriere gemacht hatte.
    »Wie und mit welchem Aufwand wir unsere Gefangenen bewachen«, schnappte er schließlich, »geht Sie einen feuchten Kehricht an!«
    Der Günstling zuckte in gespielter Bestürzung zurück. Anstatt das übliche Mon Dieu! ließ er diesmal ein Branleur! vernehmen, im gleichen Tonfall, weshalb Schmitz, der kein Französisch sprach, nicht auf den Gedanken kam, dass er mit einem äußerst üblen Schimpfwort belegt worden war, das in der deutschen Übersetzung mit W begann und etwas mit Selbstbefriedigung zu tun hatte.
    Der Günstling legte Messer und Gabel beiseite, tupfte sich umständlich mit der Serviette den Mund ab, füllte sein Glas über den Rand hinaus mit Wein. Auf der Tischdecke bildeten sich augenblicklich rote Flecken. Er führte das Glas an die Lippen und stürzte den gesamten Inhalt auf einmal hinunter. Den Abschluss der Zeremonie bildete ein gewaltiger Rülpser.
    »Haben Sie inzwischen die Kreuzfahrt gebucht, auf die Ihre Frau Gemahlin so versessen ist?«, fragte er übergangslos. »Wie hieß das Schiff noch gleich, das sie im Sinn hatte? Queen Mary , nicht wahr? Außenkabine, versteht sich. Ich hoffe, mein kleiner Obolus war ausreichend, ja?« Er grinste gehässig.
    Hälfte zuckte zusammen und schielte ängstlich zur Tür, doch Gott sei Dank war niemand in Hörweite. Verdammt, warum hatte er sich nur auf dieses Schwein mit seinem dreckigen Geld eingelassen? Okay, der Mistkerl verlangte als Gegenleistung für die Zehntausend nichts Ungesetzliches, seine Forderungen beschränkten sich auf Botengänge. Dennoch würde Schmitz den Job verlieren, wenn die Sache jemals aufflog, denn allein die bloße Annahme des Geldes war strafbar. Der Verlust seiner Arbeit war demnach noch das Geringste, was ihm passieren konnte. Mit weniger Glück würde er in der Justizvollzugsanstalt bleiben, allerdings als Insasse. Also gab es für ihn keine andere Möglichkeit, als die täglichen Demütigungen des Günstlings zu ertragen.
    Er malte sich aus, was wohl geschehen mochte, wenn man den verdammten Schlaffi zu Omar Aidid in die Zelle sperrte. Dann wäre ganz schnell Schluss mit silbernen Löffeln, mit teurem Wein, mit Mon Dieu und mit dem anderen Schnickschnack. Der Somalier würde ihm das ganze Zeug mit der Faust in den Schlund schieben.
    »Es gibt Gerüchte«, hörte sich Schmitz sagen.
    »Gerüchte? Was für Gerüchte?«
    Der Beamte warf erneut einen schnellen Blick zur Tür und senkte die Stimme. »Angeblich plant jemand, den Somalier zu befreien.«
    »Halleluja!«, rief der Günstling und klatschte in die Hände. »Ein echter Ausbruch? Das ist ja wie im Kino! Wissen Sie, wer die Befreier sind?«
    Der Hüne zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, das hat man uns nicht gesagt. Über die näheren Umstände ist anscheinend nichts bekannt.« Und selbst wenn, wärst du der Letzte, dem ich davon erzählen würde! , dachte er.
    Drei Minuten später war der Günstling wieder allein. Er blickte gedankenverloren in den Hof und kratzte sich das Doppelkinn.
    Ein Ausbruch, ging es ihm durch den Kopf. Ich sollte ebenfalls abhauen. Dieser verdammte Affenzirkus macht mich krank. Dabei gäbe es draußen genug zu tun. Verdammt, ich will hier raus!
    Er trat unbeherrscht gegen den Tisch, was das Geschirr zum Klirren brachte. Die Vase mit der Chrysantheme fiel zu Boden und zerbrach. Er dachte unweigerlich an seine Schwester, hob die Blume auf und legte sie in das dünne Büchlein, das er gerade las: Eine Bluttat, ein Betrug und ein Bund fürs Leben von Mark Twain.
    Danach absolvierte er sein tägliches Trainingsprogramm, bestehend aus 150 Liegestützen, verteilt auf drei Sätze zu je 50 Wiederholungen, anschließend 250 Bauchaufzüge, besser bekannt als Sit-ups, danach folgte eine Viertelstunde Schattenboxen sowie eine weitere Viertelstunde, die er mit Gymnastik verbrachte. Als er fertig war, quoll ihm der Schweiß aus sämtlichen Poren.
    Schmitz war nicht der Einzige, der ihn für eine vollgefressene Lusche hielt, das wusste er.
    Und das war gut so. Besonders, wenn Omar Aidid tatsächlich befreit werden sollte.

Kapitel 5
    Der Fahrer, Jonathan, sah die Furche erst im allerletzten Moment und riss instinktiv das Lenkrad herum. Das bewahrte den Jeep zwar

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