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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Mara bereits von Weitem gesehen hatte, als sie vorhin zu Fuß hergekommen waren. Sie zeigte zur offenen See und wurde lediglich von einem Mäuerchen umgeben, hinter dem es steil in die Tiefe ging.
    »Was haltet ihr von dem Ausblick?«, wollte Asad wissen. Sein aufgeregtes Geschrei war einem gemütlichen Plauderton gewichen.
    Ehe jemand etwas sagen konnte, tapste Bodo herein. Sein Schwanz wackelte freudig hin und her, während seine Nase knapp über dem Fußboden schwebte, da es dort unendlich viele interessante Gerüche zu entdecken gab. Dann erkannte er sein Frauchen, das ihn draußen angebunden hatte und sich in diesem Moment fragte, wer zur Hölle ihn losgemacht hatte. Bodo bellte und rannte auf sie zu, damit sie ihn streichelte.
    Daraus wurde jedoch nichts, denn Asad erhob sich abermals blitzschnell aus seinem Sessel und trat dem Tier mit voller Wucht in die Rippen.
    Der Mischling jaulte, mehr vor Entsetzen als vor Schmerz. Der Tritt hatte ihm nicht wehgetan, was zum einen daran lag, dass Asad kein festes Schuhwerk trug, zum anderen daran, dass er sich mit seinem eigenen Schwung fast das Standbein weggefegt hätte und gestürzt wäre.
    Bodo kläffte frech, wich ein paar Schritte zurück, während der gewalttätige Prinz seine Machete vom Gürtel loshakte. Einen Atemzug später sauste die Klinge durch die Luft und hätte das Tier mit Sicherheit geköpft, wenn Mara nicht in allerletzter Sekunde dazwischengegangen wäre.
    Sie zerrte an Asads Waffenarm, was dem Schlag eine andere Richtung gab. Die Machete verfehlte ihr Ziel um Haaresbreite und klirrte auf die Fliesen.
    Der Hund bellte, Asad schrie vor Zorn, und Mara wurde jäh bewusst, was sie getan hatte, und die Erkenntnis ließ sie vor Entsetzen nach Luft schnappen. Sie löste den Griff von seinem Arm und taumelte von ihm weg. »Ich …«, stammelte sie. »Hoheit … ich …«
    Die anderen hatten sich ebenfalls von ihren Plätzen erhoben. Alle schnatterten durcheinander.
    Asad durchbohrte sie mit seinen Blicken. Sie wich weiter zurück, hob beschwichtigend die Hände, flüchtete auf die Terrasse, wo sie mit dem Rücken gegen die Begrenzungsmauer stieß.
    Sackgasse. Ende. Aus.

Kapitel 15
    Lutz Würfel, von seinen Freunden und Kollegen nicht nur wegen seines Namens, sondern auch aufgrund seiner Statur Würfelchen genannt, spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    Er war Shift Superintendent im Tower des Köln Bonn Airport. Oder auf Deutsch: Wachleiter im Kontrollturm des Köln-Bonner Flughafens. Das heißt, im Grunde war er kein etatmäßiger Wachleiter, sondern nur der Stellvertreter des Stellvertreters, und er stand an diesem Tag lediglich deshalb in der Verantwortung, weil die anderen wegen Krankheit und Urlaub abwesend waren. Und ausgerechnet in seiner Schicht musste etwas Derartiges passieren.
    Er schluckte und nestelte an seinem Hemdkragen herum, da er plötzlich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. »Kann ich die Aufzeichnung hören?«, fragte er den Kollegen von der Vorfeldkontrolle.
    Diese oblag einem Fluglotsen, dem sogenannten Apron , dessen Aufgabe die Überwachung und Koordinierung aller Luftfahrzeuge war, die sich nicht mehr auf der Landebahn befanden, sondern bereits auf dem Weg zum Terminal waren. Dabei stand er im Funkkontakt mit den gelandeten Maschinen, bis diese ihre endgültige Parkposition erreicht hatten.
    Der Apronlotse nickte und drückte auf die Wiedergabetaste, um die knapp zweieinhalb Minuten alte Aufzeichnung abzuspielen.
    Würfel lauschte mit schräg gelegtem Kopf, beugte sich tief hinunter, um das Ohr dicht an den Lautsprecher zu bringen. Dann hörte er eine Stimme und zuckte zurück. Der Sprecher hatte offenbar keine Ahnung von den Gepflogenheiten des Funkverkehrs, da er entweder das Mikrofon zu nahe an den Mund hielt oder laut hineinbrüllte, wahrscheinlich beides. In der Folge waren seine Worte nur schwer zu verstehen.
    »Hier spricht der Löwe von Puntland«, dröhnte es aus dem Lautsprecher. »Dieses Flugzeug befindet sich in meiner Gewalt. Ich wiederhole: Dieses Flugzeug befindet sich in meiner Gewalt! Ich fordere Sie auf, den Bereich um die Maschine unverzüglich zu räumen! Verschwindet! Ich will hier keine Gepäckauslader oder sonstige Schwuchteln mehr sehen. Haut ab, oder es geschieht ein Unglück! Puntland bis auf Weiteres Ende.«
    Wachleiter Würfel wollte etwas sagen, doch der Apronlotse legte den Finger an die Lippen und bedeutete ihm, weiterhin zuzuhören. Offenbar hatte Puntland, wer immer das sein mochte,

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