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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Mittelkonsole. Strasser schimpfte lautstark, doch der genaue Wortlaut seines Protests war nicht mehr zu verstehen.
    Sie gab Lohmann die Anweisung, nicht direkt vor die Bank zu fahren, sondern verdeckt auf dem Gehweg zu parken, gleich neben dem verlassenen Streifenwagen, der dort stand. Der Platz war ideal, denn er befand sich hinter einem Bauwagen, rund fünfzig Meter vom Haupteingang entfernt, sodass man die gesamte Stirnseite der Bank beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    »Da!«, sagte Lohmann und deutete mit dem Zeigefinger auf zwei uniformierte Polizisten, die soeben das Gebäude verließen. Einer war lang und dürr und überragte seinen korpulenten Partner um mindestens einen halben Kopf. Die beiden kamen näher und hielten im Bummeltempo auf ihr Gefährt zu.
    »Seid ihr gerade in der Karlsbank gewesen?«, fragte Mara überflüssigerweise, kaum dass die Uniformierten in Hörweite waren.
    »Das war ja wohl deutlich zu sehen«, antwortete Lohmann an Stelle der Beamten. »Damit hat sich die Verschwörungstheorie erledigt, nehme ich an. Kein Banküberfall.«
    Die Polizisten schienen nicht unfreundlich zu sein, doch die beiden Gestalten im Cabrio weckten augenblicklich ihr Misstrauen. Erstens parkten sie auf dem Gehweg, zweitens trug die Frau Abendgarderobe, drittens redete sie zwei gestandene Schutzmänner mit du an – oder mit ihr , was dem du gleichkam –, viertens faselte der Junge etwas von einem Banküberfall, fünftens quäkte es ununterbrochen aus einem in der Mittelkonsole des Autos liegenden Handy.
    Mara benötigte ihren ganzen Charme und ihre Kripomarke, um die beiden davon zu überzeugen, dass sie eine Kollegin war. Das dauerte trotz Marke eine ganze Weile, doch nachdem ihre und Lohmanns Identität geklärt waren, erwiesen sich die Schutzmänner – ihre Vornamen waren Horst und Rüdiger – als hilfsbereite und kollegiale Zeitgenossen.
    Rüdiger lachte. »Ein Überfall? Nee, ganz sicher nicht. Wir waren gerade drin. Die Alarmanlage scheint zu spinnen, das ist alles. Ich habe dem Direktor gesagt, er soll einen Techniker rufen.«
    Strasser hatte immer noch nicht aufgelegt und versuchte, mit Pfeifen auf sich aufmerksam zu machen. Niemand achtete darauf.
    »Und da drinnen ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte Mara abermals. Sie war wie vor den Kopf gestoßen.
    Geduldig erklärten die beiden, sich gründlich umgesehen zu haben. Ja, es sei alles in Ordnung, wie gesagt, nur eine Störung der Alarmanlage, ganz sicher. Dann verabschiedeten sie sich und stiegen in ihren Streifenwagen.
    Mara starrte eine ganze Weile in die Luft, bevor sie mechanisch nach ihrem lärmenden Handy griff und es ans Ohr hielt. »Du bist ja immer noch dran«, murmelte sie, als sie Strassers Stimme gewahrte.
    Der kam direkt zur Sache. »Hör zu, dein Freund Tom wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er ist ein Kriegsverbrecher, der eine falsche Identität angenommen hat. Noch vor ein paar Jahren hat er sich als Söldner verdingt und an ethnischen Säuberungen teilgenommen. Damals war er Mitglied einer Truppe mit dem Namen …«
    »Was? Du spinnst doch! Tom ist Ingenieur. Er konstruiert Fertigungsanlagen für Industriekonzerne …«
    »Nein, tut er nicht! Er ist ein verdammter Söldner, ein gemeingefährlicher Mörder, der zuletzt im Balkankrieg aktiv war, hauptsächlich in Kroatien.«
    Kroatien!
    Das Wort ließ Mara aufhorchen. Tom erzählte oft von Kroatien, hatte andauernd geschäftlich dort zu tun, sprach sogar Kroatisch. Zufall?
    Selbstverständlich war das Zufall! Tom war kein Verbrecher. Er war der Mann, auf den sie immer gewartet hatte, in dessen Armen sie sich geborgen fühlte, ein empfindsamer und liebenswerter Mensch. Und Jo war ein unsensibles Trampeltier! »Lass mich in Ruhe mit deinem Mist! Wenn du nichts Besseres zu tun hast, als mir auf die Nerven zu gehen …«
    »Falcon Brigade«, versetzte Strasser. »Seine Truppe hieß Falcon Brigade. Ihr Erkennungsmerkmal ist eine Tätowierung am Handgelenk, genau über dem Puls. Das Motiv sind zwei gekreuzte Sturmgewehre und die Silhouette eines Raubvogels. Der Typ ist ein Verbrecher, der für jeden arbeitet, der gut zahlt. Im Moment heißt dieser Jemand Victor Smertin, und er hat den Falcon-Brigadisten auf dich angesetzt. Sein Auftrag besteht darin, dich auszuhorchen. Glaub mir!«
    »Zwei Sturmgewehre und ein Raubvogel … am Handgelenk …«, wiederholte sie. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, ihre Finger wurden schlagartig kraftlos und waren nicht mehr

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