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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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einem bitterbösen Blick. »Zu der Nummer K-VS 1554 gehört ein MAN-Sattelschlepper, ein Vierzigtonner.«
    Dem Eisverkäufer brach der Schweiß aus. »Ich … also … Versuchen Sie es mit 1455«, presste er hervor.
    Sie wiederholte die Ziffern für den Mann am ZEVIS-Rechner. Diesmal kam die Antwort prompt. »Ein roter Volkswagen Beetle. Herrgott, Salvatore, strengen Sie sich gefälligst an!«
    »1445?«, hauchte der Italiener ängstlich.
    »1445«, sagte Mara ins Handy. Dann, fünf Sekunden später, rief sie: »Treffer, das muss er sein!«
    Sie bedankte sich knapp für das Eis, dann bedeutete sie Lohmann mit einem Kopfnicken, ihr zum Motorrad zu folgen. Der Italiener rief ihr noch etwas hinterher, doch sie beachtete ihn bereits nicht mehr.
    »Was ist?«, wollte Lohmann wissen. Neugier und Ungeduld standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Gehört das Kennzeichen zu einem weißen Sprinter?«
    »Allerdings.«
    »Und? Auf wen ist es zugelassen?«
    »Auf Victor Smertin. Das heißt, auf seine Firma, der Sprinter ist ein Firmenwagen.«
    »Aha. Und wer bitteschön ist Victor Smertin, wenn ich fragen darf?«
    Sie blieb stehen und starrte ihn ungläubig an. »Du hast noch nie von Victor Smertin gehört?« Ihr Tonfall verriet Erstaunen.
    »Nein, habe ich nicht. Wer ist das?«
    »Ein Russe, der uns schon seit vielen Jahren mit seiner Anwesenheit beglückt. Man kennt ihn auch als Schneemann von St. Petersburg.«
    »Aha. Merkwürdiger Spitzname. Wie ist er dazu gekommen?«
    »Ganz einfach. Offiziell betreibt er eine Metzgerei, wobei das Wort Metzgerei reichlich untertrieben ist für eine solch riesige Firma. Fleischfabrik wäre der treffendere Ausdruck. Den Spitznamen verdankt er allerdings seinem zweiten Standbein als Geschäftsmann, und das ist der Handel mit Schnee. Er vertickt das Zeug in großem Stil.«
    »Schnee?« Lohmann furchte die Stirn. »Sie meinen Heroin?«
    »Kokain, du Held. Das Zeug ist weiß und sieht aus wie grober Puderzucker. Deshalb nennt man es in der Szene Schnee. Oder meinetwegen auch Koks. Heroin hingegen ist braun und wird deshalb als Braunes bezeichnet. Nebst einem Dutzend anderer Namen.«
    »Schnee …«, wiederholte Lohmann. Die Konfrontation mit seiner offenkundigen Unwissenheit machte ihn verlegen. »Wussten Sie eigentlich, dass im letzten Jahr laut Kriminalstatistik über 235 000 Fälle von Rauschgiftkriminalität registriert wurden?« Er räusperte sich, als ihm bewusst wurde, wie wenig er sich für seine Zahlen kaufen konnte. Dann kam ihm abrupt ein anderer Gedanke.
    »Woher können Sie eigentlich so gut Italienisch? Das war ja eine höchst eindrucksvolle Demonstration vorhin. Salvatores verdattertes Gesicht war zum Schießen. Haben Sie italienische Vorfahren? Oder mal in Italien gelebt?« Ihre rötlichen Haare, fand er, mochten durchaus auf mediterrane Wurzeln hindeuten.
    Sie musste laut lachen. »Meine Kenntnisse der italienischen Sprache beschränken sich auf schätzungsweise dreißig Vokabeln. Vielleicht sind es auch fünfunddreißig. Damit kann ich höchstens eine Pizza bestellen.«
    »Glaub ich nicht.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Sie wollen mich veralbern. Nun sagen Sie schon, wo haben Sie so gut Italienisch gelernt.«
    »Ich spreche kein Italienisch!« Ihre Worte klangen endgültig.
    »Aber …«
    Sie unterbrach ihn. »Das, was du vorhin gehört hast, stammt aus Hände wie Samt , einem Film mit Eleonora Giorgi und Adriano Celentano aus den siebziger Jahren, also lange vor deiner Zeit, Junior. Ich liebe den Streifen und habe ihn mindestens fünfzig Mal auf DVD gesehen. Am besten gefällt mir die Szene, in der Eleonora, die arme Taschendiebin, Adriano, den reichen Fabrikbesitzer, zur Schnecke macht. Die Stelle ist einfach herrlich, Eleonora Giorgi war damals eine tolle Frau. Das heißt, eigentlich ist sie immer noch eine tolle Frau. Jedenfalls, auf der DVD ist der Film nicht nur in deutsch synchronisierter Fassung drauf, sondern auch mit italienischem Originalton. Das klingt einfach herrlich. Deshalb konnte ich mir meine Lieblingsstelle im Original ansehen, und das habe ich zur Genüge getan, so oft, bis ich Eleonoras Monolog irgendwann auswendig mitsprechen konnte.« Dass sie das vor dem Spiegel getan und dabei eine Menge Spaß gehabt hatte, verschwieg sie. Mit hochgezogener Braue lächelte sie ihn an. »Wie sich das Ganze anhört, hast du ja vorhin mitbekommen. Hat gepasst, wie?«
    Wieder einmal hatte es Tamara Sturm geschafft, Bodo Lohmann sprachlos zu machen. Dabei kannte er sie

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