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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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erst seit ein paar Stunden.
    Sie zog ihren Helm auf. »Abflug!«
    »Wohin?«, stammelte er.
    »Den Schneemann von St. Petersburg besuchen.«

Kapitel 16
    »Aufwachen!«, forderte eine unbekannte, herrische Stimme.
    Laura war müde und benommen und durstig. Unbeschreiblich durstig, das Verlangen nach Flüssigkeit war nicht mehr auszuhalten. Jemand rüttelte sie unsanft an der Schulter, fuhrwerkte in ihrem Gesicht herum, ohrfeigte sie.
    »Werd endlich wach, verdammt noch mal!« Die Stimme sprach Deutsch mit ausländischem Einschlag, der sich wie Russisch anhörte.
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und sich zu orientieren. Wieder wurde sie gerüttelt, diesmal noch heftiger.
    »Wach auf!«
    Sie blinzelte und stellte fest, dass sie auf einem Bett lag. Nein, kein richtiges Bett, eher eine Pritsche oder ein Feldbett. Dann entdeckte sie eine Infusionsnadel, die in ihrer Armbeuge steckte. Neben ihr, auf der Bettkante, saß ein Mann mit Augenklappe. Er war der Quälgeist, der sie noch immer schüttelte und ihr andauernd mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Als er sah, dass sie wach war, ließ er von ihr ab. Mit missmutig zusammengekniffenem Auge starrte er sie an. Die Augenklappe verlieh seiner Erscheinung etwas Abschreckendes, Piratenhaftes.
    »Wo … bin ich?«, krächzte sie. Ihr Hals fühlte sich rau an, und ihr Mund war eine staubige Wüste. Die Zunge kam ihr vor wie ein Stück Dörrfleisch. »Wer … wer sind Sie?«
    Der Unheimliche schwieg.
    Ihre Beklemmung wuchs, als die Erinnerung zurückkehrte. Sie war entführt und in diesen Container gesperrt worden, in dem man sie tagelang in völliger Dunkelheit und bei brütender Hitze gefangen gehalten hatte. Und dann, als endlich jemand gekommen war, um sich ihrer anzunehmen – was auch immer die Verbrecher darunter verstehen mochten –, hatte sie das Bewusstsein verloren, höchstwahrscheinlich infolge des Flüssigkeitsentzuges und der damit verbundenen Dehydration und Schwäche. Offenbar war sie von den Entführern hierhergebracht und versorgt worden, doch ein richtiges Krankenzimmer war das trotzdem nicht. Darüber konnte auch die Infusionsnadel in ihrem Arm nicht hinwegtäuschen, die zwar halbwegs professionell aussah, doch kein Krankenhaus der Welt verwendete Besenstiele als Infusionsständer.
    Laura schaute an dem Piraten vorbei. Das Zimmer war eine düstere, fensterlose Kammer mit nackten Wänden und Linoleumfußboden. Direkt neben dem Bett, auf dem Boden, befand sich eine Lache mit Erbrochenem, die einen penetranten, scharfen Gestank verbreitete. Dennoch hatte sich niemand die Mühe gemacht, die Sauerei wegzuwischen. Neben der Tür lag ein zertrümmertes Radio.
    »Was geht hier vor?«, fragte sie den Einäugigen.
    Statt zu antworten, starrte er sie mürrisch an. Schließlich gab er ihr eine Wasserflasche, kommentarlos, die sie ihm förmlich aus der Hand riss.
    Das Wasser war abgestanden und warm, fast heiß, doch das hinderte sie nicht daran, es gierig hinunterzustürzen. Himmel, tat das gut! Während sie trank, wurde ihr bewusst, dass sie sich nicht mehr allzu schlecht fühlte: Die Kopfschmerzen waren kaum noch zu spüren, und auch die Übelkeit war so gut wie verflogen. Offenbar hatte die Infusion ihrem Körper all das zurückgegeben, was man ihm so lange vorenthalten hatte.
    Das ist gut , beruhigte sie sich in Gedanken. Demnach wollen sie dich nicht umbringen .
    Sie schaute an sich herab und stellte fest, dass sie nicht nur verschwitzt, sondern obendrein vollkommen verdreckt war, buchstäblich vom Kopf bis zu den Füßen. Der Rost und der Ruß im Container kamen ihr in den Sinn.
    Der Pirat erhob sich abrupt. Wortlos verließ er den Raum.
    Laura geriet in Panik. »Was soll das?«, rief sie ihm nach. »Was haben Sie mit mir vor? Soll ich jetzt wieder tagelang allein bleiben?«
    Die Tür, eine schwere, ungemein solide Feuerschutztür, wurde krachend zugeschlagen.
    »Nein!«, rief sie verzweifelt. »Noch mal halte ich das nicht aus!«
    Sie stemmte den Oberkörper in die Höhe, wollte aufstehen und dem Mann hinterherlaufen, doch kaum dass sie sich aufgerichtet hatte, wurde ihr schwarz vor Augen. Scheinbar ging es ihr doch noch nicht so gut, wie sie zunächst angenommen hatte, und das sicherste Anzeichen dafür war ihr gehörig aus dem Gleichgewicht geratener Kreislauf. Die Welt um sie herum wurde zum Karussell, kaum dass sie den Kopf hob. Langsam ließ sie ihm zurücksinken. Das half, und das Schwindelgefühl klang augenblicklich ab.
    Dann wurde die Tür

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