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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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Blöße geben und Frau Sturm nach der Bedeutung dieser E-Gruppen fragen sollte, als ihm abermals der Duft ihres Parfüms in die Nase stieg. Prompt hatte er wieder ihre Kehrseite im superknappen Tangaslip vor dem geistigen Auge.
    »Sehr gut«, lobte die Stimme aus dem Telefon. »Einer der acht wurde in Köln erkennungsdienstlich behandelt, hier bei uns im Präsidium. Das war im Mai letzten Jahres, nachdem er bei einem Einbruch erwischt und festgenommen wurde.«
    Lohmann folgerte, dass sich hinter der E-Gruppe nichts weiter verbarg als ein Datensatz, der erkennungsdienstliche Auskünfte enthielt, also Fingerabdrücke, Lichtbilder, Beschreibungen besonderer Auffälligkeiten und dergleichen. Das E stand somit für Erkennungsdienst. Frau Sturm wusste offenbar ganz genau, wie sie mit den Werkzeugen des polizeilichen Ermittlungsalltages umzugehen hatte, um an ihr Ziel zu gelangen.
    »Der Typ mit der Akte in Köln«, sagte sie in diesem Moment, »wo ist er geboren?«
    »St. Petersburg«, lautete die Antwort.
    Sie war zufrieden. »Passt. Verurteilungen?«
    »Reichlich. Hat zwei Haftstrafen verbüßt, einmal acht Monate, einmal zweieinhalb Jahre. Die Verurteilungen stammen jeweils vom AG Köln. Er scheint also vor allem in unserer Gegend aktiv zu sein.«
    »Genau wie Victor Smertin«, sinnierte sie laut. »Check bitte noch seine aktuelle Wohnanschrift. Wir werden dem feinen Herrn einen Besuch abstatten und ihm einige Fragen stellen.«
    Eine Minute später kannten sie die Adresse des Mannes, der höchstwahrscheinlich am Steuer des Wagens gesessen hatte, mit dem Laura entführt worden war. Außerdem erhielten sie noch zwei Hinweise zu seiner Person: bewaffnet und gewalttätig.
    Plötzlich zerriss ein markerschütternder Laut die flimmernde Luft. Er klang wie ein Hilfeschrei, und er kam aus dem Gebäude, in das die beiden jungen Burschen ihre Styroporkästen schleppten. Mara bückte sich und zog ihre Waffe aus einem Knöchelholster, das von ihrem Stiefelschaft verdeckt wurde.
    »Du rührst dich nicht von der Stelle«, rief sie Lohmann zu.
    Dann rannte sie.

Kapitel 20
    Laura hastete durch den Korridor, ununterbrochen nach Hilfe schreiend.
    Das Blut schoss regelrecht aus ihrer Vene, was kein Wunder war, da ihr Herz wie verrückt pumpte. Während sie weiterhetzte, presste sie den Daumen der linken Hand auf das Einstichloch in ihrem Arm, um die Blutung zu stoppen. Das half einigermaßen.
    Sie folgte langen, gefliesten Korridoren, ohne zu wissen, wohin sie führten. Sie bog ab in kreuzende Gänge, mal nach links, mal nach rechts, rüttelte an Türen, doch die waren samt und sonders verschlossen oder führten in fensterlose Abstellkammern ohne Ausgang. Überall an den Wänden stapelten sich Kartons und Kühlboxen. Irgendwo hinter sich hörte sie die Schritte der Verfolger, von vorn wehte ihr wieder der Luftzug entgegen, den sie bereits vorhin wahrgenommen hatte.
    Dann erreichte sie eine überbreite, offen stehende Tür, hinter der das Rattern und Stampfen eines großen Maschinenparks erklang. Sie erschauderte, denn begleitet wurde der Lärm von einem Schwall eisiger Kälte, der in den Korridor strömte und ihre glühenden Wangen streifte. Die Härchen auf ihrer Haut richteten sich augenblicklich auf.
    Sie riskierte einen flüchtigen Blick und sah ein Schlachthaus vor sich, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Mindestens ein Dutzend Männer in Gummistiefeln und blau-weiß gestreiften Metzgeranzügen gingen ihrer Arbeit nach. Quer durch die Halle verlief eine Art Fließband, das an eines jener Bänder erinnerte, die man von Schnellreinigungen kennt, nur dass hier keine Kleider an den Haken hingen, sondern unzählige Schweine- und Rinderhälften.
    Laura sah einen Mann, der die Tierleiber mit einem stiebenden Wasserstrahl abspritzte, und einen anderen, der sie der Länge nach aufschlitzte. Wieder ein anderer hatte offenbar die Aufgabe, Därme zu entfernen, was er mit ausdrucksloser Miene tat. Die herausgeschnittenen Innereien, lange, wabbelige und schmutzige Schläuche, warf er achtlos hinter sich, wo sie in einer Rinne im Fußboden landeten. Am anderen Ende der Halle befand sich ein offenes Tor, und davor sah sie einen Lastwagen, der mit lebenden Schweinen beladen war.
    Sie realisierte, dass sie in einem großen Betrieb gelandet war und dass die Männer, die hier arbeiteten, unmöglich allesamt Kriminelle sein konnten, die etwas mit ihrer, Lauras, Entführung zu tun hatten. Höchstwahrscheinlich ahnten sie überhaupt nicht, dass man

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