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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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dessen Deutsch recht gut war. »War bis vor drei Jahren Soldat im Heer des Königs. Bis das dazwischen kam.« Er stampfte mit dem Bein auf und Anneke hörte, dass dabei Holz auf Holz traf.
    »Eine Kugel aus einem Falkonett hat mir den Unterschenkel weggerissen. Aber ich lebe noch und da dachte ich mir, heirate eine Witwe und übernehme eine Schenke. Gott hat dann alles gefügt, wie ich es haben wollte, wohl ein Dankeschön, dass ich meine Wade für ihn geopfert habe.«
    Er lachte kurz auf, dann blickte er sie prüfend an. Natürlich bemerkte er den Striemen auf ihrer Haut und fragte: »Hast du was ausgefressen?«
    Anneke schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin meiner Tante weggelaufen. Sie wollte mich nicht bei sich haben und hat mich geprügelt.«
    »Und wer ist deine Tante?«
    »Frieda Bollerstrue«, antwortete Anneke und kam nun nicht umhin, die ganze Geschichte zu erzählen.
    Sie berichtete dem Wirt, wie ihr Vater sie aus der von der Belagerung bedrohten Stadt fortgeschickt und seiner Schwester in Obhut gegeben hatte.
    »Die alte Bollerstrue ist ein Giftzahn«, entgegnete der Wirt und spuckte aus. »Dein Vater kennt seine Schwester schlecht, wenn er seine Tochter in ihre Obhut gibt. Sie ist geizig und hartherzig, und wenn sie überhaupt etwas liebt, dann ihr eigenes Balg. Ihrem Mann hat sie nie Liebe entgegengebracht, er war für sie nur ein gutes Geschäft.«
    Diese Beschreibung traf genau zu. Doch woher wusste der Schankwirt davon?
    »Mich wundert nicht, dass sie dir den Striemen verpasst hat, Mädchen«, fuhr Svensson fort. »Hast Glück, dass sie dir nicht über dein hübsches Gesicht geschlagen hat, das wäre schade gewesen.«
    Daran hatte Anneke gar nicht gedacht, aber im Nachhinein war sie wirklich froh darüber.
    »Würdet Ihr mich bei Euch arbeiten lassen?«, fragte sie. »Ich kann nicht zu meiner Tante zurück, sie würde mich totschlagen!«
    Der Wirt ließ sich Zeit und musterte sie dabei von Kopf bis Fuß. Anneke wurde unwohl zumute. Sie hatte schon von Schankwirten gehört, die nicht die Finger von ihren Mägden lassen konnten. Sie war zwar noch sehr jung, aber solche Männer würden da keinen Unterschied machen.
    »Du siehst nicht besonders kräftig aus«, stellte er fest und deutete dann auf die Magd, die mehrere Humpen gleichzeitig an die Tische schleppte. »Sieh dir Gitta an, was sie schleppen kann. Du würdest ja schon bei zwei Humpen umkippen.«
    »Ich könnte aber die Böden und Tische schrubben. Oder in der Küche helfen. Das habe ich schon zu Hause getan.«
    Der Wirt wirkte noch immer nicht überzeugt.
    »Kannst du singen?«, fragte er schließlich.
    Anneke zog überrascht die Augenbrauen hoch. Sollte sie etwa den Fidelspieler mit ihrem Gesang begleiten? Was für eine Katzenmusik sollte das denn werden?
    »Nicht besonders gut«, entgegnete sie, worauf der Wirt mit den Schultern zuckte.
    »Schade. Wäre gut gewesen, so eine hübsche Sängerin. Also gut, ich nehme dich auf Probe als Scheuermagd. Du wirst dich um die Böden und die Tische kümmern und Gitta in der Küche zur Hand gehen. Ich zahle dir einen halben Riksdaler im Monat, wenn du deine Sache gut machst.«
    Ein halber Riksdaler war nicht besonders viel, aber Anneke war sicher, dass sie noch eine Weile in Schweden bleiben musste. Bis die Kaiserlichen aus Stralsund abgerückt waren, würde es noch eine Weile dauern.
    »Ach ja, wie ist eigentlich dein Name?«, setzte der Wirt hinzu, denn er hatte ganz vergessen zu fragen.
    »Anneke.«
    »Ich bin Magnus«, entgegnete der Wirt und reichte ihr die Hand. »Schlag ein und ich führe dich in deine Kammer.«
    Anneke reichte ihm ohne zu zögern die Hand. Der Wirt kam ihr immer noch ein wenig unheimlich vor, aber sie sagte sich, dass er nichts für seine Augenfarbe und seinen Blick konnte. Wahrscheinlich hatte er so viel Schreckliches im Krieg gesehen, dass es ihm schwerfiel, anders dreinzuschauen.
    Einer der Männer an der Theke rief plötzlich etwas, von dem sie nur den Namen ›Magnus‹ verstand. Für alles andere reichte das wenige Schwedisch, das sie von Greta gelernt hatte, nicht aus.
    Der Wirt antwortete etwas darauf, das genauso unverständlich war, da sein Gast aber ungeduldig mit dem Humpen auf die Theke klopfte, ging es wohl darum, dass er nachgeschenkt haben wollte. Nachdem Magnus auch darauf etwas erwidert hatte, wandte er sich wieder an Anneke. »Komm mit, ich zeige dir deine Kammer. – Tjorven!«
    Im nächsten Augenblick huschte ein schmal gebauter Junge aus der Hintertür. Sein

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