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Sturmsommer

Sturmsommer

Titel: Sturmsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Zigaretten, aber wenn ich rauchen würde, wäre ich schlagartig enterbt.
    Oma hat geraucht und jetzt ist sie tot; nee, ich will davon nichts wissen.
    Toni schaut mich an, weil ich immer noch nichts sage. »Mensch, ich weiß doch genau, dass du Tanja nicht einfach so getreten hast. Also, mir kannst du es ja wohl sagen!«
    »Okay, okay. Aber bitte schwör mir, dass du es nicht ausplauderst. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Ich erzähle ihm alles. Es fällt mir schwer. Aber Toni ist gut im Zuhören. Er hört wirklich zu und fragt nicht ständig dazwischen. Irgendwann hab ich dann das Gefühl, ich bin alleine und das Reden ist leichter.
    Eigentlich müsste er mich verstehen. Tanja ist nicht beliebt, sogar bei den Mädels hat sie nur die Barbara als wirkliche Freundin. Sie weiß halt immer so viel und redet so perfekt, immer muss sie jeden verbessern.
    Toni fragt zum Glück gar nicht erst, warum ich bei ihr nichts lernen will, er findet grundsätzlich die Idee absurd, sich von einer Frau etwas beibringen zu lassen. Aber nicht so schlimm, dass man »um sich tritt«, wie er es formuliert. Na, Schaum vorm Mund hatte ich ja nicht. Und außerdem ist das Ansichtssache.
    So pflegen wir alles zu klären, worin wir uns nicht ganz einig sind. »Ansichtssache.« Das ist Demokratie, sagt Toni immer. Hat er wohl von seinem Vater, diese politischen Bemerkungen. Der sitzt nämlich im Stadtrat und muss dort ständig wichtige Entscheidungen treffen.
    Aber das hier ist auch wichtig. Ich weiß, dass Toni schweigen wird, und dann kann er von mir aus auch anderer Meinung sein. Ich kann’s ja auch nicht wirklich erklären. Das ist in mir drin.
    Ich will nicht mit Tanja lernen. Basta.
    »Na komm, Dicker!« Nun trabt er. Und fällt nicht aus. Damos hat heute wieder seinen faulen Tag. Das kommt nicht oft vor, aber wenn, dann könnte ich in die Luft gehen. Dann merke ich, wie schwach ich bin und wie stark er ist. Das sind die Momente, in denen Markus mit mir herumschreit und Damos sich immer schwerer und steifer macht. Er will einfach nicht. Aber jetzt spurt er endlich. Ich treibe ihn über einen schmalen weichen Weg durch den Wald. Weit weg von zu Hause und dem Stall.
    In zehn Minuten beginnt die Nachhilfestunde. Und ich mache blau. Vor einer Stunde habe ich zu Mama gesagt, ich müsse noch mal kurz in den Stall, hätte dort was vergessen, käme aber sofort wieder. Und jetzt wartet sie auf mich, Tanja wahrscheinlich bald auch. Ehrlich gesagt, habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Die Ausreden, die ich mir überlegt habe, klingen bescheuert. Die Zeit vergessen. Ja, klar, ist mir schon oft passiert, aber in diesem Fall - ich konnte einfach nicht! Ich saß in meinem Zimmer und wollte nur noch weg. Mein Leben dreht sich um Mathe, das ist wirklich zum Davonlaufen.
    Ah, da vorne ist meine Lieblingsbank. Hier mache ich oft Pause, wenn wir ausreiten. Ich sitze ab und binde Damos an einem Baum fest, damit er Gras fressen kann. Das hat er sich zwar nicht verdient, aber ich möchte nicht schon wieder zurück in den Stall.
    Ich lege mich auf die Bank, strecke die Beine aus und schließe die Augen. Der Wald macht Geräusche - Vogelgezwitscher, ein paar Grillen zirpen und ab und zu höre ich ein Froschquaken, wahrscheinlich aus dem Tümpel, durch den ich mal mit Damos durchgeprescht bin - eine heillose Schweinerei war das, ich war klatschnass und voller Schlammspritzer, aber ich kam mir vor wie Indiana Jones.
    Moment, was ist das? Das ist kein Waldgeräusch - das ist das Klappern von einem Fahrrad. Die Gangschaltung tickt leise. Bloß keine Menschen. Ich will keine Menschen um mich haben. Fahr vorbei.
    Damos schnaubt leise und das Ticken hat aufgehört. Ich blinzle in die Sonne und kann nicht glauben, was ich sehe. Tanja! Vor Schreck kann ich mich gar nicht bewegen. Liege immer noch da und starre sie nur an. Aber sie lacht, steigt ab und bindet sich ihre langen Haare im Nacken zusammen.
    »Na, mich hättest du hier nicht erwartet, was?«, ruft sie fröhlich.
    »Blöde Kuh«, fauche ich zurück und rapple mich auf. Wo kommt sie nur her? Hier ist doch nichts, nur weiter hinten die alte Mühle und der Tümpel und Hausfrauen, die walken. Ganz selten. Kann sie hellsehen, oder was?
    »Hallo Damos«, sagt sie leise und geht auf ihn zu. Ich springe auf.
    »Woher kennst du Damos?!«, frage ich und versuche, meine Stimme böse klingen zu lassen. Ich stelle mich vor ihn, aber er stupst mich neugierig in den Rücken.
    »Na ja, er ist im gleichen Stall wie

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