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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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über Jahrhunderte einen erbitterten Krieg führten, den jedoch keiner gewinnen konnte. Noch immer wurde das gesamte Reich von Forezza aus regiert. Die Macht der Nigromanten war groß, und sie konnten ihre Armeen über Hunderte von Meilen hinweg befehligen.
    Natürlich gab es in ihrer Mitte immer Streit und Neid. Nur der Mächtigste durfte der Kaiser sein. Viele Maestre aus anderen Ländern kamen nach Forezza. Es bildeten sich Allianzen und Familien; die Maestre betrachteten sich als die naturgegebenen Herren der Welt, und sie vermischten ihr Blut nur untereinander. Macht und Ansehen Einzelner lagen allein in ihren Ahnenlinien verborgen.«
    »Wie bei den Caciques?«
    Jetzt kicherte Manoel leise. Sein unrasiertes Kinn ruhte auf Sinaos Schulter, und die feinen Stoppeln kitzelten sie, so dass sie auch lachen musste.
    »Ungefähr so, nur waren die Kaiser viel mächtiger. Forezza selbst war ein Wunder, eine Stadt so groß, wie es keine andere gab oder seitdem gegeben hat. Und ganz erfüllt von
Vigoris. Es gibt Bilder, Mosaike und ähnliches, aber ich glaube nicht, dass sie der Pracht gerecht werden, die dort wirklich herrschte. Schwebende Türme, gigantische Goldstatuen, die Villen auf ihrem Rücken trugen, hundert Meter hohe Springbrunnen, Licht auch in der tiefsten Nacht. Es gab keine Caserdote, kein Ende der Macht, und die Nigromantenkaiser wussten um das Arsanum und seinen Nutzen wie niemand sonst. Vielleicht mit Ausnahme der Magiermoguln, aber danach musst du Bihrâd fragen. Darüber hat man uns in der Akademie nichts beigebracht.
    Es gab in Forezza nichts, was es nicht gab oder hätte geben können, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Und dann?«
    »Dann kam Corban. Seine Berührung beendete jede Magie, sein Wort gab den Hoffnungslosen Hoffnung, gab den Schwachen Stärke und machte die Entrechteten zu einer Armee. Seiner Armee. Andere wie er folgten ihm, lauschten seinen Reden und predigten von der Einheit und ihrer Güte. Er ging nach Forezza, ein einfacher Mann, den Berichten nach statt in eine Rüstung nur in eine Robe gekleidet. Als die Soldaten der Nigromantenkaiser ihn fingen und öffentlich hinrichteten, wuchs und gedieh seine Saat nur umso besser. Und die Nigromantenkaiser gossen dieses zarte Pflänzchen mit dem Blut ungezählter Menschen.«
    Vor Sinaos innerem Auge wuchsen Scheiterhaufen in die Höhe, von denen der Caserdote immer erzählt hatte. Schreiende Menschen verbrannten, Soldaten liefen umher, Blut floss in Strömen.
    »Die Gewalt, die sie gesät hatten, traf die Nigromantenkaiser schließlich selbst und wehte sie davon. Ihre Magie wurde unter den neuen Caserdote zu Staub, und ihre Macht war nur auf Vigoris gegründet. Das Imperium fiel, doch nicht das Reich der Einheit trat an seine Stelle, wie Corban es gepredigt
hatte, sondern dunkle Jahrhunderte folgten, in denen selbsternannte Könige um die Überreste des einst mächtigen Kaiserreichs stritten wie Hunde um einen Knochen. Die Nationen Corbanes sind stolz auf ihre Geschichte, aber ich sehe nur Krieg und Tod in ihren Gründungsjahren.«
    »Und die tragen sie in die Welt«, flüsterte Sinao, die an die baumelnden Gehängten auf Hequia denken musste, an Soldaten mit Gewehren, die über die Inseln herfielen.
    »Ja«, stimmte ihr Manoel zu. »Das tun wir.«
    Sie wollte ihn noch fragen, was ihn in die Sturmwelt gebracht hatte, aber die Worte lagen zu schwer auf ihrer Zunge, so dass sie schließlich den Versuch aufgab, sie auszusprechen, und stattdessen in einen tiefen Schlaf glitt.

ROXANE

    Obwohl sie die hinteren Fenster der Kajüte geöffnet hatte, blieb es stickig. Roxane konnte den Schweiß auf der Haut spüren unter der Uniform, deren Stoff ihr viel zu dick und kratzig schien. Sie fühlte sich elend, dabei hätte eigentlich ihre Kajüte auf ihrem Schiff ein sicherer Ort für sie sein sollen. Doch es war nicht allein der Gedanke an die Zukunft, an die Ankunft in Thaynric und die damit verbundene Demütigung, der sie entgegensah, sondern auch die momentane Situation, die verhinderte, dass sie sich in ihrer Haut wohlfühlte.
    Wie um ihre Gedanken zu bestätigen, klopfte es. Noch einmal atmete Roxane tief ein, dann setzte sie sich.
    »Bitte kommen Sie herein.«
    Einige Augenblicke später öffnete sich die Tür, und Leutnant Cudden nickte ihr zu, bevor er Jaquento hineinwinkte.
    »Der Gefangene, Thay«, erklärte der Offizier. Roxane fragte sich, wieso der Leutnant selbst Jaquento eskortiert hatte, nickte jedoch lediglich zur Antwort. Der junge

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