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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sah sich um, aber an eine Flucht war gar nicht zu denken. Selbst wenn sie nicht den zermürbenden Sog der Ladung gespürt hätte, war allein die Anwesenheit des Drachen genug, um sie daran zu hindern. Auch ein gutes Dutzend Menschen, die respektvoll Abstand hielten, standen im Hof, gekleidet in schlichte Hosen und weite Hemden. Sie alle hatten schwarzes Haar und dunkle, schmale Augen.
    Schließlich lösten der Mann und der Drache sich wieder voneinander, und das Wesen trottete in eine Ecke des Hofs, wo es sich schnaubend in die Sonne legte. Ein Lächeln huschte über die Züge des Mannes, und Tareisa nutzte den Augenblick.
    »Vielleicht könntet Ihr mir jetzt Euren Namen nennen. Es ist ermüdend, sich zu unterhalten, ohne sein Gegenüber zu kennen.«
    Er wandte sich ihr zu und musterte sie, dann nickte er kaum merklich. »Ich wollte dich nicht mit Wissen belasten, das dir keine Weisheit bringt. Man nennt mich Shan.«

    »Ich grüße Euch, Shan. Meinen Namen kennt Ihr ja bereits. Gehe ich recht in der Annahme, dass ich nun wieder Eure Gefangene bin?«
    Seine Augen verengten sich. » Gefangene ist ein sehr hartes Wort, Tareisa. Unser Gast. Zumindest, bis wir unsere Angelegenheiten erledigt haben. Danach werden andere entscheiden, was geschehen wird.«
    Tareisa blickte zu dem Drachen. »Er … er dient dir?«
    Shans Gesicht blieb regungslos. »Nein. Sie erfüllt oft meine Bitten. Das ist ein gewaltiger Unterschied.«
    Eine Sie? Du meine Güte.
    »Du siehst überrascht aus. Wusstest du nicht, worauf du dich eingelassen hast, als du unser Eigentum gestohlen hast?«
    »Ich habe euch nichts gestohlen«, erklärte Tareisa. »Ich habe verhindert, dass die Ladung der Handelscompagnie in die Hände fällt.«
    »Eine interessante Sichtweise der Dinge, Tareisa. Würdest du mich begleiten? Es wäre wohl für uns beide nützlich, über all das mehr zu erfahren.«
    Da sie kaum eine Wahl hatte, als seiner Bitte zu entsprechen, trat Tareisa neben ihn und schritt an seiner Seite zum Tor des Gebäudes. Es war ein schlicht konstruierter, rechteckiger Bau, aus festem, dunklem Stein errichtet, mit einem für örtliche Verhältnisse flachen Dach. Auf ihrem Weg kamen sie an dem Drachen vorbei, dessen Blick ihnen folgte. Seine – nein, ihre – Augen sahen im Sonnenlicht golden aus. Vielleicht lag es daran oder aber an der Art, wie sich der Drache zusammengerollt hatte, doch nun wirkte das Wesen weitaus weniger gefährlich auf Tareisa als bisher.
    Das Gebäude, das sie nun betraten, war wohl ein Lagerhaus. Sein Inneres bestand lediglich aus einem großen Raum. An die Wände gelehnt standen Leitern, und von der Decke hingen Seile und Flaschenzüge herab, die an kompliziert aussehenden
Vorrichtungen befestigt waren. Fenster, die weit oben, direkt unter dem Dach eingelassen waren, sorgten für Licht in der Halle, und in den Strahlen tanzten winzige Staubkörnchen.
    Es gab aber keine Waren in der Lagerhalle; nur eine einzige Kiste in der Mitte, die auf einem kleinen, steinernen Podest stand. Die Kiste war nicht groß und erinnerte Tareisa unwillkürlich an einen Sarg.
    Arbeiter, von Aussehen und Kleidung her denen ähnlich, die sie schon auf dem Hof gesehen hatte, machten sich daran zu schaffen, und Tareisa registrierte, dass sich weiter hinten in der Halle noch mehr Menschen befanden, allerdings keine Arbeiter, sondern Soldaten in goldgrünen Uniformen, die mit Klingen bewaffnet waren und zwei Ausgänge bewachten.
    »Gleich wird es angenehmer für dich sein«, erklärte Shan wissend.
    Bevor Tareisa fragen konnte, was er damit meinte, brachen die Arbeiter die Kiste mit ihren Werkzeugen auf. Sie trennten den Verbund des Holzes an den Ecken auf und klappten die Wände einfach herunter.
    Staunend betrachtete Tareisa das Objekt, das nun zum Vorschein kam. Es war eine dunkle Kugel, doppelt so groß wie der Kopf eines Erwachsenen, die wie in einem zylindrischen Käfig in einer Fassung aus Marmor steckte. Der Marmor war dunkel, mit goldenen Einschlüssen, und umgab die Kugel in Form von einer Reihe kleiner Säulen, die auf einer runden Bodenplatte standen und oben von einer runden Platte aus dem gleichen Material abgedeckt waren.
    Das Gefühl, die Ladung zu spüren, füllte Tareisa ganz aus. Die Kugel enthielt eine immense Energie, die der in ihrem eigenen Inneren entgegengesetzt war. Tareisa war der Ladung nie zuvor so nah gewesen, und sie war wie gebannt.

    Wortlos vor Staunen verließ sie Shan und trat an die Ladung heran.
    Dass dieses kleine

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