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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. Geistesabwesend spielte er mit ihren Fingern. »Es sind mehr Parteien weit tiefer in diese Sache verstrickt, als ich angenommen hätte. Die Compagnie, die Géronaee, Hanoan, die Verbotene Garde da draußen. Wir sind Hals über Kopf dieser rätselhaften Schiffsladung hinterhergejagt und stellen nun viel zu spät fest, dass wir nur ein kleiner Teil des Puzzles sind.«
    Roxane presste die Lippen zusammen und nickte grimmig. »Das Wichtigste ist jetzt wohl erst einmal, herauszufinden, was man hier von uns will.«

FRANIGO

    »Wo sind wir hier überhaupt?«
    Die Frage war berechtigt; aber als sich Maecan zu Franigo umwandte, konnte der Dichter die Selbstzufriedenheit im Gesicht des Magiers sehen. Er gefiel sich offenkundig in der Rolle des mysteriösen Führers, der seinen Gefolgsmann gern im Dunkeln tappen ließ; so sehr, dass Franigo schon insgeheim einige Gedichtzeilen entwarf, die Maecan beschrieben. Und die diesem ganz sicher nicht gefallen würden, weshalb der Poet sie vorerst für sich behielt.
    »Willkommen in einem Land, das nur wenige Corbaner jemals bereist haben«, sagte der Alte, »und in einer Stadt, die zu betreten uns eigentlich verboten ist.«
    »Eine verbotene Stadt, so, so«, murmelte Franigo. Obwohl Maecans Machtdemonstration erst wenige Augenblicke her war, konnte er seine Zunge nicht zügeln: »Und hat diese Stadt auch einen Namen?«
    »Khoan«, erwiderte der alte Mann kurz angebunden, was Franigo mit einer gewissen Befriedigung bemerkte.
    »Das sagt mir nichts.«
    »Natürlich nicht. Sie ist seit Jahrhunderten aus dem Blickfeld Corbanes verschwunden, und es gibt kaum noch jemanden, der sich ihrer erinnert. Ein Schicksal, das Khoan mit vielen anderen Orten teilt.«

    »Warum reisen wir dann hierher, ans andere Ende der Welt, wenn es doch darum geht, Corbane von dem Joch der Anarchie zu befreien, das die neue Zeit mit sich gebracht hat?«
    Maecan lachte kurz auf und hob triumphierend den Stock. »Wundervoll. Genau deswegen habe ich dich ausgewählt, wegen deiner wirklich außergewöhnlichen Begabung, mit Worten umzugehen. Und natürlich wegen deiner immensen Eitelkeit. Ich wusste, dass du einem Angebot wie dem meinen nicht widerstehen könntest.« Er stieß noch ein Lachen hervor. » Joch der Anarchie . Gefällt mir wirklich ausnehmend gut. Willst du es nicht notieren?«
    »Ich kann es mir merken«, erklärte Franigo verschnupft und sah den alten Mann fragend an. »Und?«
    »Khoan ist für uns nur eine Zwischenstation. Wir müssen noch weiter, aber unglücklicherweise gibt es keinen direkten Weg dorthin, deshalb dieser Umweg.«
    »Wo liegt Khoan? In welchem Land?«
    »Im Reich des Goldenen Kaisers. Im Land der Viertausend Jahre.« Als Franigo nur verständnislos schaute, fügte Maecan herablassend hinzu: »In den Ländern jenseits der Drachenküste.«
    »So weit im Osten?« Franigo blickte über die Schulter, zurück in den Raum, aus dem sie gekommen waren. Außer Dunkelheit war nichts zu erkennen, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, die runde Steinplatte noch immer zu spüren. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, und es schüttelte ihn.
    Maecan hingegen lächelte vergnügt. Die Wirkung des Zaubers auf Franigo schien ihn zu erfreuen, was ihn dem Dichter nicht gerade angenehmer machte. Viele Freunde kann diese Gestalt wohl nicht ihr Eigen nennen. Dann musste der Poet wieder an die Magie denken. Andererseits, wer braucht schon Freunde, wenn er über solche Macht verfügt? Und ist es das, was
die Macht mit uns macht? Franigo hatte im Lauf seines Lebens viele mächtige Männer und Frauen kennengelernt, Menschen, die schon als Fürsten oder Grafen geboren worden waren, und andere, die sich ihre Herrschaft mit Blut erkauft hatten. Sie alle hatte die Macht verändert, die sie ausgeübt hatten. Manche waren mehr und andere weniger davon geprägt worden, aber spurlos war sie an keinem vorübergegangen.
    Und wenn man nun so weit außerhalb der üblichen Grenzen lebt wie Maecan … Was wird er wohl mit mir machen, wenn er meinen Wortwitz nicht länger amüsant findet? Oder wenn ihm die Chronik, die ich schreiben soll, missfällt? Die Antwort auf diese Frage musste jedoch warten, denn Maecan schritt bereits voran, und Franigo beeilte sich, dem alten Mann zu folgen, da er keinesfalls an diesem unheimlichen Ort allein zurückbleiben wollte.
    Sie liefen durch einen kurzen Korridor, der an einer weiteren verrosteten Tür endete, die Franigo nur unter großer Anstrengung

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