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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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flossen diese Kanäle, meist neben den Straßen, und selbst in der heißesten Mittagssonne war es in diesen Straßen angenehm kühl. Dort«, er deutete auf eine große Düne, »gab es eine große Halle, in der jeden Tag weise Männer zusammenkamen, um zu diskutieren.«
    »Nur Männer?«
    »Frauen bedeuten in diesen Ländern weniger als in unserer Heimat, mein Freund. Man bringt ihnen zwar große Achtung entgegen, aber sie philosophieren nicht.« Maecan schien kurz in Gedanken versunken zu sein, dann riss er sich sichtlich zusammen. »Auf der anderen Seite des Sees lagen die großen Karawansereien. Sie waren ihren Vorbildern aus den Ländern der Magiermoguln nachempfunden. Sie waren die einzigen Orte, an denen Fremde mit Einheimischen handeln durften. Und was dort gehandelt wurde! Die Kostbarkeiten dreier großer Reiche, Seide, Gewürze, Traumstaub.«
    Erfolglos versuchte Franigo, sich die eng stehenden Hütten und die angeschlagenen Pfahlbauten als einen fantastischen Markt vorzustellen, auf dem die Schätze der ganzen Welt feilgeboten wurden.
    Während sie sich den halbkreisförmig angeordneten Steinen näherten, erzählte Maecan weiter von der Stadt, die Khoan einst gewesen war. Seine Worte waren farbig und von solcher Kraft, dass es dem Poeten schließlich doch gelang, vor seinem inneren Auge ein Bild dieses Ortes zu beschwören, auch wenn es sich kaum mit der sichtbaren Wirklichkeit in Einklang bringen lassen wollte.
    »Was, denkst du, ist hier geschehen?«, fragte er nachdenklich, als Maecan verstummte.

    »Als das Forrezische Reich fiel, brach der Handel zusammen«, vermutete der alte Mann. »Jeder war zu sehr damit beschäftigt, die ehemaligen Herrscher zu jagen und seinen Nachbarn die Kehle durchzuschneiden. Jeder kleine Provinzfürst rief sich zum Imperator aus, und es wurden Kriege um halb verlassene Weiler geführt. Die Magiermoguln versuchten, die Verbreitung der Magietrinker in ihrem Reich einzudämmen. Sie hatten bestimmt andere Sorgen, als Handel zu treiben. Und ohne Handel ist Khoan nichts als eine Stadt am Rande einer Wüste.«
    Franigo sah sich um. Maecans Erklärung klang einleuchtend. Die Beschreibungen des alten Mannes hatten so anschaulich gewirkt, als habe er die Stadt zu ihren Hochzeiten selbst gekannt. Aber das ist unmöglich, dachte der Poet bei sich und warf einen verstohlenen Blick auf den alten Mann, der grimmig betrachtete, was der Zahn der Zeit von Khoan übrig gelassen hatte. Oder vielleicht auch nicht?

ROXANE

    »Aufstehen! Mitkommen!«, brüllte eine Stimme, und Roxane schreckte hoch. Bis auf das Licht einer winzigen Laterne war es vollständig dunkel in dem Zimmer, in dem sie gefangen gehalten wurden. Vom Grad der Dunkelheit ausgehend, vermutete sie, dass es noch mitten in der Nacht sein musste. Die Stimme, die gesprochen hatte, war männlich und sprach Thaynrisch mit einem starken Akzent.
    Dann flammte in der Nähe der Tür eine weitere Lampe auf, und Roxane musste sich für einen Moment abwenden, weil das Licht ihre Augen blendete. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, stellte sie fest, dass der Raum, in dem sie schliefen, voller Wachen in golden schimmernder Rüstung war. Seans Schlafmatte war von ihnen umstellt, und sie zerrten den benommenen Seemann soeben vom Boden hoch.
    »He! Was soll das?« Neben Roxane richtete sich nun auch Jaquento auf. Der Hiscadi funkelte die Wachen zornig an, obwohl er, nur mit einem Hemd bekleidet, sicher keinen Gegner für sie abgegeben hätte.
    »Für euch ist es das Beste, wenn ihr ruhig bleibt«, versetzte nun eine andere Stimme, die seltsam akzentfrei klang. Dieser zweite Sprecher trat aus dem Lichtkegel und baute sich vor Jaquento und Roxane auf. Es war ein auffallend großer
Mann, dessen Schädel kahl rasiert war und der weder Bart noch Brauen besaß, die einen Rückschluss auf seine Haarfarbe erlaubt hätten.
    Seine Haut war bronzefarben, und er war nicht bewaffnet und trug auch keine Rüstung, sondern ein Gewand aus einem goldfarbenen, fließenden Stoff, der in kunstvollen Falten von seinen schmalen Schultern herabfiel. Er hielt sich hoch aufgerichtet, und es bedurfte keinerlei äußerer Zeichen, um zu verstehen, dass der Mann hier das Kommando hatte. Auch Jaquento verstummte bei seinem Anblick, und am anderen Ende des Raumes hatte sich Bihrâd inzwischen von der dünnen Schlafmatte erhoben, machte aber ebenfalls keinerlei Anstalten, in das Geschehen einzugreifen.
    Der goldgekleidete Fremde deutete auf Sean, der nun mit verwirrtem

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