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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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etwa faustgroße Frucht in die Hand, die er abwägend betrachtete. Jaquento schüttelte den Kopf.
    »Du musst sie schälen«, warf Sean ein, der auf einer niedrigen, gepolsterten, mit dunklem Stoff bespannten Holzbank lag und an die Decke starrte. »Und die Kerne sind sehr bitter, also entweder rauspulen oder zumindest nich’ zerbeißen.«
    Bihrâd nickte ihm zu, dann begann er, die Frucht mit den Fingern zu schälen. Eine Zeitlang schaute Jaquento ihm zu, ehe er zu Sean blickte, der die Hände unter dem blonden Schopf gefaltet hatte.
    »Was sind das für Leute, die uns hier bewachen?«, erkundigte er sich.
    Sean setzte sich auf und zuckte mit den Schultern. »Die Verbotene Garde, das sind gefürchtete Soldaten aus dem Reich des Kaisers, aber mehr als ihren Namen weiß ich auch nicht. Mit den Offiziellen des Drachenkaisers ha’m wir nich’ gerade viel zu tun.«
    »Hast du eine Ahnung, wohin sie deine Leute gebracht haben?«, mischte sich nun Bihrâd ein, nachdem er ein paar kleine schwarze Kerne ausgespuckt und sich dann mit dem Handrücken über den Mund gewischt hatte.

    »Nicht die geringste«, gestand Sean. »Und zugegebenermaßen beunruhigt mich das auch ein bisschen. Nach allem, was ich weiß, könnte man sie längst aufgehängt haben. Oder sie liegen auf irgendeiner Streckbank und erzählen ihren Folterern, was wir hier eigentlich machen.«
    Jaquento setzte sich neben Sean auf die Bank.
    »Kumpel, lass mich dir nochmal eine Frage stellen«, sagte er mit gespielter Vertraulichkeit. »Was habt ihr in Wahrheit hier getan?«
    »Handel getrieben, was sonst?«
    Der Hiscadi überlegte für einen Moment, ob es sich lohnen würde, eine ehrliche Antwort aus dem vorgeblichen Matrosen herauszuprügeln. Wenn er dessen Grinsen betrachtete, bekam er zumindest nicht übel Lust dazu.
    Doch Sean hob abwehrend die Hände, als er Jaquentos Gesichtsausdruck bemerkte. »Schon gut, schon gut, Kumpel. Du kannst dir doch sicher denken, was wir hier sonst normalerweise so machen, oder nicht? Wir sammeln Informationen, die wir für gutes Geld verkaufen. Eine kleine Inselnation wie die unsere muss eben sehen, woher sie Geld und Einfluss bekommt. Sonst stehen die Thayns bei nächster Gelegenheit wieder vor unserer Tür und versuchen, bei uns nochmal ein paar ihrer Fahnen aufzustellen.«
    Im Grunde war Jaquento in keiner Weise überrascht von Seans Geständnis. Aber es gab ihm trotzdem eine seltsame Zufriedenheit, dass der Seemann aus dem Viererbund zugegeben hatte, ein Spion zu sein. Zumindest weiß man bei einem käuflichen Mann immer, wie man mit ihm umgehen muss.
    »Bedeutet dass, das du in Danam einen Kontaktmann hast? Jemanden, der uns helfen kann, möglicherweise?«, hakte er nach.
    »Ich habe einen Kontaktmann, aber keine Ahnung, wie ich
ihn erreichen soll, während wir hier festsitzen. Und ich kann dir auch nicht sagen, wie viel Einfluss er hat, denn …«
    Vor der Tür ertönten laute Stimmen und unterbrachen die Unterhaltung. Interessiert richtete sich Jaquento auf, und auch Sean und Bihrâd blickten zur Tür. Eine Wache öffnete sie, und zwei weitere traten mit gezückten Waffen herein. Sie eskortierten eine Person, die, den Kopf und die Schulter zurückgewandt, offenbar mit jemandem hinter sich sprach, den Jaquento nicht sehen konnte: »Ich protestiere entschieden gegen diese Art der Behandlung! Ich vertrete die Königliche Marine von Thaynric in meiner Eigenschaft als Kapitänin Ihrer Majestät Schiff Siorys !«
    Es gab keine Antwort. Dafür erhielt die junge Frau einen Stoß, der sie nach vorn taumeln ließ, und die Tür wurde hinter ihr rasch geschlossen. Sie fing sich wieder, wirbelte herum und schlug einmal kräftig mit der Faust gegen das lackierte Holz. Dabei wiederholte sie ihren Protest, ohne jedoch eine Reaktion zu erhalten.
    Als sie sich umdrehte, hatte Jaquento bereits den halben Raum durchquert und schloss Roxane in die Arme, ohne sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Bevor sie etwas sagen konnte, versiegelte er ihre Lippen mit einem Kuss.
    Roxane gab einen verblüfften Laut von sich, aber dann gab sie dem Kuss nach, erwiderte ihn. Jaquento genoss das Gefühl, sie in den Armen zu halten, dann löste er sich unwillig von ihr. Er musterte die junge Kapitänin. Sie trug Uniformhosen und ein weißes Hemd, das etwas in Mitleidenschaft gezogen war. Ihre Waffen hatte man ihr abgenommen, und ihr Uniformrock fehlte ebenfalls, aber ansonsten schien sie – anders als ihr Stolz – unverletzt zu sein. Der Einheit sei

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