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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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weiß hervortraten.
    Schon war Franigo sich sicher, dass die Kreatur sich aus dem Flug auf sie stürzen würde, da landete sie einige Dutzend Meter von Maecan entfernt.
    Jetzt konnte Franigo sehen, dass der Drache recht schlank war, mit langen Gliedmaßen und einem ebensolchen Hals. Er sah aus wie die Vorlage für das Bild auf den Münzen, und nun verstand der Poet, warum die Menschen dieser Länder ihn als eine Art Wappentier gewählt hatten. Seine schuppenbedeckte Haut war hellblau mit einem Hauch von Hellrot.
    »Ja, du traust dich nicht, was?«, rief Maecan so plötzlich, dass Franigo zusammenzuckte.
    Der Drache quittierte diese Verhöhnung damit, dass er sich aufrichtete und laut brüllte. Das Geräusch dröhnte Franigo in den Ohren und schien seinen Beinen zu sagen, dass sie laufen sollten. Nur mit Mühe konnte der Poet sich davon abhalten, zu fliehen. Keine Aufmerksamkeit auf mich lenken, ermahnte er sich selbst flehentlich. Keine hastigen Bewegungen!
    »Du hast Angst!«
    Der Drache scharrte mit den Klauen im Boden und wirbelte dabei kopfgroße Stücke Erdreich auf.
    »Erzürn ihn nicht noch mehr!« Franigos Stimme war zwischen zornigem Ruf und ängstlichem Flüstern gefangen, aber sowohl das Objekt seines Zorns, Maecan, als auch der Fokus seiner Furcht, der Drache, ignorierten ihn.

    Stattdessen hob Maecan seinen Stock und fasste ihn mit beiden Händen. Er trat einen Schritt auf den Drachen zu, der zu Franigos grenzenloser Verwirrung einen tänzelnden Schritt nach hinten machte und dabei eher wie ein unsicherer Hund denn wie eine tonnenschwere, mystische Kreatur wirkte.
    Maecan senkte das Haupt, hielt den Stock jedoch erhoben. Dann ging alles so schnell, dass Franigo kaum erfassen konnte, was geschah. Der Drache duckte sich und sprang vor, das Maul weit aufgerissen, und brüllte dabei so laut, dass Franigo ein Stück nach hinten taumelte. Maecan erwiderte das Brüllen mit einem seltsamen, hohen Schrei und schlug mit seinem Stock wieder auf den Boden.
    Diesmal gab es keinen Knall, kein Licht, und Franigo glaubte schon, dass die Magie des Alten im Angesicht des auf ihn einstürmenden klauenbewehrten Todes versagt hatte, da grub die Kreatur ihre Krallen in den Boden und kam ungeschickt zum Stehen.
    Maecan redete in der Sprache des Landes auf den Drachen ein, während er auf das Wesen zuging. Franigo bemerkte, dass der Alte auf dem ebenen Boden mehrfach beinahe strauchelte, aber er selbst war von den Ereignissen noch zu sehr mitgenommen, um dem viel Beachtung zu schenken.
    Als Maecan an den Drachen herantrat, wich dieser nicht zurück, griff aber auch nicht an. Über seine Haut liefen verwirrende Muster in bunten Farben, von tiefstem Schwarzviolett bis hin zu einem fast weißen Hellblau. Die Muskeln der Kreatur zuckten, aber sie hielt still, selbst als Maecan die Hand ausstreckte und sie auf die Wange des Drachen legte. Dann drehte der alte Mann sich um.
    »Das ist das wahre Arsanum!«, rief er Franigo zu. »So etwas können die Maestre doch gar nicht mehr. Behalte diesen Moment gut im Gedächtnis!«

    Keine Sorge, dachte der Poet bei sich. Die Erinnerung an das aufgerissene Maul wird mich bis an mein Lebensende schweißnass aus Alpträumen aufschrecken lassen.
    Langsam, da er dem Frieden keineswegs traute, steckte Franigo den Degen wieder in die Scheide. Die Farbspiele auf der Haut des Drachen erstarben nach und nach, bis die Schuppen stumpf beige waren.
    »Jetzt werden wir ganz sicher rechtzeitig ankommen, nicht wahr, meine Schöne?«
    Die letzten Worte waren nicht mehr an Franigo gerichtet, der sie dennoch verwundert zur Kenntnis nahm. Will er das Biest vor die Kutsche spannen?, schoss es ihm durch den Kopf. Bevor der Poet jedoch fragen konnte, schwang sich Maecan mit überraschendem Geschick auf den Rücken des Drachen, der sich vor ihm verneigte.
    »Oh nein. Nein. Nein. Nein!«, stöhnte Franigo.
    Doch seine Proteste verhallten ungehört, als der Drache sich nach vorn warf, mit den gewaltigen Flügeln schlug und vom Boden abhob.
    Franigo sprang zur Seite, wollte ausweichen, doch schon fühlte er sich gepackt, in die Luft emporgerissen, und die Welt blieb tief unter ihm zurück.

JAQUENTO

    Von zwei Wachen durch die Gänge eskortiert zu werden war nicht gerade der Abschied von ihrem Gefängnis, den Jaquento sich in den vergangenen Tagen vorgestellt hatte. Und die Aussicht auf das, was ihm und Bihrâd möglicherweise bevorstand, trug nicht dazu bei, seine düstere Stimmung aufzuhellen. Dennoch hatte der Hiscadi

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