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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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beschlossen, sich jeden Teil des Gebäudes einzuprägen, der den Gefangenen bisher verborgen geblieben war. Falls sich eine Möglichkeit zur Flucht bieten sollte, will ich, verdammt noch mal, wenigstens den Weg wissen.
    Das Haus, in dem sie untergebracht waren, war entweder überraschend weitläufig oder durch Korridore mit anderen Gebäuden verbunden, denn sie liefen nun bereits eine ganze Weile durch breite Gänge, die von hohen Fenstern erhellt wurden. Viele Wände wiesen die gleichen bunten Malereien auf, die auch den Raum zierten, in dem Jaquento und die anderen eingesperrt gewesen waren – geometrische Muster und Blumen, stilisierte wogende Wellen, schroffe Felsen und knorrige Bäume.
    Von Zeit zu Zeit kamen sie an Türen vorbei, doch was sich dahinter verbarg, konnte der Hiscadi nicht erraten. Die Hitze des Sommers wurde von den Wänden erstaunlich gut abgehalten; es war im Inneren des Gebäudes zwar warm, aber keinesfalls so heiß, wie es draußen längst sein musste.

    Hinter Jaquento wurde Bihrâd ebenfalls von zwei Wachen begleitet, und der Glatzköpfige schritt ihnen allen voran. Seit sie ihr Gefängnis verlassen hatten, hatte er kein weiteres Wort gesagt, und Jaquento vermutete, dass es auch für ihn nicht ratsam gewesen wäre, das Schweigen zu brechen. Der Gedanke daran, wie Sean zu ihnen zurückgebracht worden war, machte ihm unmissverständlich klar, dass weder mit dem Glatzkopf noch mit seinen Wachen zu spaßen war.
    Schließlich hielten sie an einer schwarz lackierten Tür an, in deren Mitte ein Kreis aus kupferfarbenem Metall prangte. Der Glatzkopf zog einen Metallstift aus zwei Ösen und schob die Türflügel auf. Die Wachen führten Jaquento und Bihrâd an ihm vorbei in den Raum.
    Vermutlich haben sie sich hier auch schon Sean vorgeknöpft, dachte der Hiscadi düster, als er den Raum betrat. Dieser war fensterlos und wurde lediglich von wenigen Laternen erleuchtet. Bis auf einige Metallringe von unterschiedlicher Stärke, die in die Decke eingelassen waren und von denen Seile hingen, war er vollkommen leer.
    Der Glatzkopf bellte einige Befehle, die Jaquento nicht verstand, dann wurden dem Hiscadi auch schon die Hände über den Kopf gehoben und zusammengebunden. Die Wachen zogen an den Seilen, und ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Zug nachzugeben. Erst als seine nackten Zehen kaum noch den Boden berührten, wurde das Seil verankert. Er warf einen Blick zu Bihrâd hinüber, der in dieselbe Position gezwungen worden war.
    »Das könnte ziemlich unerfreulich werden, mein Freund«, sagte der Maureske leise.
    »Das könnte es in der Tat«, schaltete sich der Glatzköpfige nun ein, zu Jaquentos Überraschung in akzentfreiem Hiscadisch. Ein Mann mit vielen Talenten, wie es scheint.
    »Würdet Ihr uns verraten, was Ihr mit uns zu tun gedenkt,
Mesér?«, fragte Jaquento so liebenswürdig, als habe er sich soeben beim Gouverneur von Lessan nach dem Beginn des Tontaubenschießens erkundigt.
    »Das wird von Euch abhängen, Maurez di Jaquente«, gab der Mann ungerührt zurück. »Wenn Ihr euch kooperativ zeigt, wird diese ganze Geschichte weitaus weniger unerfreulich enden, als es ansonsten möglich wäre.«
    Der Hiscadi sog scharf die Luft ein. Woher kennt ein Fremder am anderen Ende der Welt meinen Namen?, dachte er.
    Als habe der Glatzkopf seine Gedanken gehört, sagte er: »Ich habe selbstverständlich Erkundigungen über Euch eingezogen. Mein Herr und Meister ist gern gut über die Menschen informiert, mit denen er zu tun hat. Und meine Aufgabe ist es, ihm diese Informationen zu beschaffen.«
    »Wer bist du?«, zischte Jaquento, den die bedrohliche Art des Mannes in Zorn versetzte.
    »Mein Name ist Shan«, erwiderte sein Gegenüber und deutete eine Verneigung an. An seiner Miene war nicht abzulesen, ob er seine Gefangenen mit dieser Zurschaustellung von Höflichkeit verhöhnen wollte oder ob er sie ernst meinte. »Und ich diene dem Herrn dieser Länder, dem mächtigen Kaiser selbst, möge sein Name zehntausend Jahre Bestand haben.«
    »Und was willst du von uns wissen, Shan?«
    »Nun, fangen wir damit an: Was macht ein hiscadischer Adeliger, von dem es heißt, er habe seinen eigenen Bruder ermordet, in den Ländern jenseits der Drachenküste? – Bihrâds Interesse an der Ladung der Todsünde kann ich verstehen; er ist ein Magietrinker, und kein unbedeutender dazu, wie ich bemerkt habe.« Wieder verneigte Shan sich so seltsam zweideutig.
    »Wenn du glaubst, ich wisse besser über die Ladung

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