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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sicher. Aber er ist ja grad nicht hier.«
    Schnell öffnete er den Beutel und zog eine Kugel Traumstaub heraus. Er hielt sie hoch und betrachtete sie von allen Seiten.
    »Ich denke, Thyrane und Lamworth wären nicht so vorsichtig mit dem Traumstaub, wenn es nicht gefährlich wäre, ihn zu benutzen, oder?«

    »Ach, du weißt doch, wie die Blassnasen sind, Sin«, sagte Manoel lässig und zwinkerte ihr zu. »Am liebsten würden sie alles verbieten, was Spaß macht.«
    »Würden sie es dir verbieten, Yon zu mögen?«, fragte Sinao hastig und hielt dabei den Blick auf Manoels Hand und die Kugel Traumstaub darin gerichtet. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie ihm diese Frage jetzt stellen musste.
    Der Maestre wandte den Blick von der Kugel und sah Sinao überrascht an.
    »Vielleicht«, sagte er zögerlich. »Wahrscheinlich sogar.«
    Sinao lehnte sich vor und schloss Manoel in die Arme. Erst schien er überrascht von ihrer Geste zu sein, aber dann erwiderte er die Umarmung. »Dann sei wenigstens dabei einmal vorsichtig, ja?«, murmelte sie, und sie konnte fühlen, wie er nickte. Erleichtert ließ sie sich zurücksinken.
    Manoel sah die Kugel noch einmal kurz an, dann steckte er sie sich ohne jedes Ritual in den Mund und biss zu.
    »Du weißt ja, was du tun musst.«
    Sinao schluckte aufgeregt, bestätigte aber stumm, dass sie es wusste.
    »Gut. Wir nähern uns den anderen Schiffen und schauen einfach, ob wir etwas Interessantes sehen, ja? Ich hab nämlich nicht vor, irgendwelche Heldentaten zu vollbringen, weißt du?«
    Wieder nickte die junge Paranao. Sie schloss die Augen und öffnete sich für den Strom der Vigoris. Schon spürte sie um sich die Muster, die Manoel webte. Sie gab ihre eigene Macht hinzu, und sogleich fand sie sich außerhalb ihres eigenen Körpers wieder. Neben sich nahm sie die fast geisterhafte Gestalt von Manoel war, der ihr eine Hand hinhielt. Als sie danach greifen wollte, glitt ihre eigene einfach hindurch. Manoel kicherte vergnügt, dann drehte er sich um und glitt davon. Sinao bemühte sich, in seiner Nähe zu bleiben.

    Als sei die Bordwand nicht mehr als Nebel, flogen sie beide durch das geteerte Holz hindurch und fanden sich unversehens über dem Meer wieder. Plötzlich beschleunigte Manoel, und Sinao fühlte sich von ihm mitgerissen. Sie glitten über die Wellen in Richtung Horizont, wo schemenhaft die Segel ihres Ziels aufragten.
    Innerhalb von zwei Herzschlägen waren sie da, auch wenn Sinao die sonst so vertrauten Geräusche ihres eigenen Körpers nicht hören konnte. Mein Herz liegt ja auch weit weg. Die Erkenntnis war erst erschreckend, aber dann spürte sie, wie das Gefühl einer beinahe grenzenlosen Freiheit sie wie eine warme Woge umspülte.
    Manoels Gestalt wurde langsamer und hielt unerwartet Abstand zu den Schiffen. Sinao, die bislang vor allem auf sich und die eigene Reise konzentriert gewesen war, bemerkte seine plötzliche Zurückhaltung, und als sie zu den Schiffen sah, spürte sie den Grund dafür. Das gesamte Geschwader der Compagnie war in ein Netz aus Vigoris gehüllt. Das Muster war komplex, auch wenn die einzelnen Fäden dünn waren, und es zog sich von Schiff zu Schiff, ein erstaunliches Gebilde, das Sinao atemberaubend schön und zugleich äußerst bedrohlich erschien.
    »Was ist das?«
    »Mächtiges Mojo. Verdammt mächtiges Mojo. Ein einzelner Zauber, aber so geschickt … So etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    Aber dort war noch mehr. Sinao konnte es fühlen. Inmitten der Schiffe, fast im Zentrum des Zaubers. Eine Leere, die ihr bekannt vorkam.
    »Das ist wie … wie bei dem schwarzen Schiff. Aber schwach und irgendwie … gezähmt?«
    »Spürst du es auch? Ich dachte schon, ich bilde es mir nur ein.«

    Manoel sah besorgt aus. Seine sonst so unbeschwerte Art war von ihm abgefallen, und Sinao bemerkte, wie er mehrfach versuchte, sich nervös über das Haar zu streichen. Aber sein Haar ist ebenso weit entfernt wie mein Herz.
    »Wir sollten zurück«, sagte er unsicher. »Der Admiral sollte von diesem Netz erfahren, auch wenn ich nicht genau weiß, was es bedeutet.«
    »Aber was ist mit dem Drachen? Schließlich sollten wir doch nach ihm suchen.«
    »Schon, aber …«
    Weiter kam er nicht, denn unvermittelt kam Bewegung in das Netz der Magie, das sich um die Schiffe schlang. Vigoris verstärkte sie, band die Stränge des Zaubers zusammen, so als ob jemand das Gewebe mit neuer Kraft füllte.
    Und dann sah Sinao eine Gestalt inmitten des Musters. Einen

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