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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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man Euch keinen Vorwurf machen!«

SINAO

    Angestrengt beobachtete Sinao die Segel am Horizont. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, dass viele Dinge auf See langsamer geschahen als an Land, aber dass sie vierundvierzig Stunden, neunzehn Minuten und inzwischen zwölf Sekunden nichts getan hatten, als hinter den Schiffen her zu fahren, ärgerte sie. Und selbst jetzt, da Admiral Thyrane die Offiziere seiner kleinen Flotte einbestellt hatte, wirkte es eher so, als würden die Männer und Frauen sich versammeln, um gemütlich über alles Mögliche zu sprechen, anstatt einen Kriegsrat abzuhalten.
    Sie warf einen Blick zu Manoel hinüber, doch der Maestre war ihr keine Hilfe. Er hatte sich ein ruhiges Fleckchen ganz vorn an Deck gesucht und rauchte genüsslich eine Pfeife. Vermutlich würde er sich als Nächstes irgendwo zusammenrollen und ein Schläfchen halten, statt der Besprechung um Admiral Thyrane beizuwohnen. Die letzten Tage hatte er vor allem damit verbracht, Seeleute beim Glücksspiel um ihr Geld und ihren Tabak zu bringen, obwohl derlei an Bord eigentlich verboten war. Sinao hatte bemerkt, dass Manoel dabei häufig mit einem jungen Seemann namens Yon zusammen gewesen war, in dessen Gesellschaft er gelöster und weit weniger misstrauisch wirkte als sonst. Obwohl es sie freute, ihren Freund so zu sehen, machte sie sich doch auch Sorgen
um ihn. Ob Mano in diesen Yon verliebt ist?, fragte sie sich, während sie an der Reling Ausschau hielt.
    Noch immer waren nicht alle Offiziere an Bord, und zwei kleine Boote näherten sich der Imperial . Auf dem Achterdeck hatte sich bereits eine große Gruppe versammelt, alle in sorgsam angelegten Uniformen und mit polierten Säbelgriffen und Orden, die selbst im wolkenverhangenen Sonnenlicht noch glänzten und blitzten. Admiral Thyrane hatte Tee servieren lassen, und so standen die Männer und Frauen dort, hielten absurd zierliche Tassen in den Händen, redeten und scherzten. Die meisten ihrer Witze waren mies; zumindest für Sinao. Anscheinend schienen die Offiziere das jedoch anders zu sehen, denn es wurde oft und viel gelacht.
    »Du siehst verärgert aus, ist etwas passiert?«, erkundigte sich Thyrane, der gerade noch einen Schluck aus einer Teetasse genommen hatte, sich jetzt aber mit seinem Fernrohr in der Hand zu ihr stellte.
    »Es ist so … so wenig wie vor einer Schlacht.«
    Thyrane blickte zu den Offizieren und nickte. »Aber das täuscht. Erstens mag niemand daran denken, dass uns vielleicht bald Kanonenkugeln um die Ohren fliegen, und zweitens will niemand zeigen, dass er doch daran denkt.«
    Sinao verzog das Gesicht.
    »Kannst du etwas spüren?«, fragte der Admiral. »Von dort?«
    Ihr Blick folgte seinem ausgestreckten Finger zu den Schiffen der Compagnie, aber sie schüttelte nur den Kopf.
    »Ich auch nicht, Thay«, ließ Manoel sich vernehmen, der sich lautlos genähert hatte und sich nun zu ihnen gesellte und sie in Tabakrauch hüllte. »Is’ zu weit.«
    »Wir müssen wissen, was dort geschieht«, erklärte der Admiral mit einem Seufzen. »Drachen sollten nicht einfach verschwinden. Schon gar nicht direkt bei einem Geschwader der Handelscompagnie. Da ist etwas faul, und ich fürchte,
wenn wir zu spät herausfinden, was es ist, könnte das für uns fatal sein.«
    »Wir könnten nachsehen«, schlug Manoel vor und nahm einen Zug von seiner Pfeife. »Sin und ich. Ein wenig Traumstaub, und wir schaffen das.«
    Thyrane hob das Fernrohr wieder ans Auge und spähte hindurch. Dann wiegte er nachdenklich den Kopf, blickte zu den Offizieren und strich sich über das Kinn.
    »Nun gut«, stimmte er schließlich zu. »Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir hier beginnen können. Besorgt euch Traumstaub von Maestre Lamworth und bringt so viel in Erfahrung, wie ihr könnt.« Er wollte sich schon abwenden, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne und legte Manoel die Hand auf die Schulter. »Aber geht keine unnötigen Risiken ein. Wenn es hart auf hart kommt, werden wir euch brauchen.«
    Dreizehn Minuten später fand sich Sinao mit Manoel und einem Beutel Traumstaub in dem großen Laderaum des Schiffes wieder, in dem Hunderte von Vorratskisten in ordentlichen Reihen aufgestapelt standen. Dort ließ sich Manoel in einer Ecke zwischen zwei Stapeln von Kisten im Schneidersitz nieder.
    Sinao kniete sich neben ihn. »Der Admiral hat gesagt, dass wir aufpassen sollen«, sagte sie.
    Die Situation erschien ihr plötzlich beunruhigend, doch der junge Maestre winkte ab. »Ja,

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