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Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste

Titel: Sturmwelten 03. Jenseits der Drachenküste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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»Ja?«.
    Hosred öffnete die Tür einen Spalt.
    »Sinao, Thay. Sie hatten nach ihr geschickt.«
    »Natürlich, Mann. Lassen Sie sie rein, um der Einheit willen.«
    »Du kannst …«, begann der Soldat, aber Sinao nickte nur mitfühlend und schob sich an ihm vorbei durch die Tür. Admiral Thyrane und Bailiff Malster waren allein in der geräumigen Kapitänskajüte. Sie saßen in dem großen Raum ganz hinten, wo die Fenster weit geöffnet waren und einen Blick zurück erlaubten, auf die See. Sonnenlicht tanzte auf den Wellen, bildete kleine, glänzende Punkte, die so schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren.
    »Oh, bitte, Admiral.« Malsters Stimme troff vor Hohn. »Sie wollen mir doch nicht wieder von einem Eingeborenenmädchen vorwerfen lassen, dass ich lüge, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich nicht, Bailiff. Wir wissen beide, dass Sie in der Angelegenheit nicht die Wahrheit sagen; darauf muss mich Sinao nicht extra aufmerksam machen. Ich will lediglich, dass sie als Zeugin fungiert.«
    Der Admiral wirkte angespannt. Das Netz von Falten um seine hellen Augen schien ausgeprägter zu sein, und eine tiefe Furche zeigte sich auf seiner Stirn. Sinao schien es, als ob sich der Zorn, der in seinen Augen funkelte, jeden Moment Bahn brechen könnte, um Malster zu verschlingen.
    Die Frau von der Compagnie hingegen bemerkte dies wohl nicht, oder sie ignorierte es absichtlich. Mit einem Kopfschütteln
tat sie die Vorstellung ab. »Als ob eine solche Zeugin irgendeinen Wert hätte.«
    Sinao wusste, was sie wirklich sagen wollte. Dass ich keinen Wert habe. Sinao spürte, wie Thyranes Zorn sich auf sie übertrug, als wäre er ein lebendiges Wesen, das unsichtbar von ihm zu ihr sprang und sich in ihrem Herzen einnistete. Tief in ihr zog die Vigoris an den Pforten, und es hätte nur eines Gedankens bedurft, um sie freizulassen, ihr Form zu geben und sie gegen die Bailiff zu lenken. Doch die junge Paranao zwang diese Gedanken zurück, legte sie in Ketten und verbannte sie aus ihrem Geist.
    »Das werden nicht wir entscheiden, Bailiff«, erwiderte Thyrane betont ruhig. Der Admiral schwieg zwei Herzschläge lang, legte die Finger zusammen und sah nachdenklich zur Decke empor. Dann senkte er den Blick und lächelte. »Andererseits … Vielleicht erspare ich es mir, Sie bis nach Lessan zu transportieren, und mache Ihnen gleich hier an Bord den Prozess. Weniger Papierkram, nicht wahr?«
    »Das wagen Sie nicht! Ich bin eine Bailiff der Thaynrisch-Kolonialen Handelscompagnie!« Malster hatte sich halb erhoben, sank jedoch wieder zurück, als sie Thyranes eiskalten Blick bemerkte.
    »Sagen Sie mir nicht, was ich wage oder nicht«, fuhr der Admiral sie an. »Auf einem thaynrischen Schiff obliegt die Gerichtsbarkeit demjenigen, der das Kommando führt, das wissen Sie ebenso gut wie ich. Und ich kann Ihnen versichern, dass für die schmutzigen Geschäfte der Compagnie Köpfe rollen werden.«
    Wieder schwieg er. Doch der Zorn schwand aus seiner Miene, und er lächelte beinahe freundlich.
    »Sehen Sie, jemand muss für all das geradestehen. Und ich denke nicht, dass Laerd-Protektor Gleckham plant, dass es sein Hals ist, um den sich die Schlinge legen wird. Die
Opfer werden weiter unten in der Hierarchie Ihrer Thaynrisch-Kolonialen Handelscompagnie gebracht werden müssen.« Seine Stimme klang boshaft, als er ihre Worte wiederholte.
    Bevor Malster noch etwas sagen konnte, erhob der Admiral die Stimme: »Soldat! Holen Sie die Bailiff ab, und bringen Sie sie zurück in ihr Quartier.«
    »Aye, aye, Thay.«
    »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Bailiff«, verabschiedete sich Thyrane, während Sinao die Frau nur wütend anstarrte.
    Malster indes hatte ihre Fassung wiedergewonnen, nickte ihnen zu und sagte: »Admiral. Kind.« Dann wandte sie sich ab und folgte Hosred.
    Als sich die Tür hinter ihnen schloss, wies Thyrane auf den Stuhl, den Malster gerade verlassen hatte. »Hast du Durst?«, erkundigte er sich, während Sinao es sich bequem machte, die Beine anzog und ihr Kinn auf die Knie legte. Sie schüttelte den Kopf und sah den Admiral fragend an, der daraufhin erklärte: »Sie ist eine harte Nuss. Das Schlimme daran ist, dass sie glaubt, sie wäre im Recht.«
    »Und? Ist sie das nach euren Gesetzen?«
    Der Admiral blickte sie überrascht an.
    »Als wir Sklaven von Hequia geholt wurden, da waren wir auch im Recht. Und trotzdem musstest du erst kommen, um das deinen Leuten zu sagen. Wer weiß schon, was sonst mit uns geschehen

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