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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wollen. Sie hörte sogar einige Männer sagen, wahrscheinlich käme der Mastbruch auf ihr Schuldkonto. Die übrigen nickten und gaben murmelnd ihr Einverständnis zu erkennen. Sie hielt sich gerade wie ein Ladestock, und ihr Lächeln gerann zur Maske.
    Sie beobachtete, wie die Männer Alec auf die Schulter klopften und er mit mechanischer Höflichkeit reagierte. Auch die Frauen gingen ebenso aus sich heraus. Laura Salmon warf Alec herausfordernde Blicke zu, und Genny knirschte mit den Zähnen.
    Alec begegnete Laura genauso höflich, doch in anderer Art. Genny wußte, daß diese natürliche Arroganz auf Frauen bezaubernd wirkte. Schließlich stand er vor seiner Tochter. Er sah sie eine Weile an und sagte dann: »Hallie!«
    »Papa!« Sie streckte die Arme nach ihm aus. Er hob sie hoch. Sie legte die Arme um den Hals und gab ihm einen feuchten Kuß auf die Wange. »Du hast mir so gefehlt, Papa. Aber du hattest ja Genny bei dir. Als wir von dem Hurrikan hörten, sagte Mrs. Swindel, dir wird schon nichts passieren. Sie sagt, du bist so zäh wie eine verdammte Katze und …«
    »Das genügt, Miß Hallie«, sagte Mrs. Eleanor Swindel.
    »Ich hatte ja Genny bei mir«, sagte Alec. »Sie hat sich um mich gekümmert.«
    Verwundert legte Hallie den Kopf schief.
    »Was ist los, Hallie?«
    Genny hatte alles beobachtet und trat rasch hinzu. »Hallie meint nichts Besonderes, nicht wahr?«
    »Nein«, bestätigte Hallie zögernd. Noch einmal küßte sie ihren Vater und machte es sich auf seinem Arm bequem.
    »Ich habe eine Droschke für uns bestellt«, sagte Genny. »Bleib einfach hier stehen, Alec! Alle diese Herren wollen sich noch mit dir unterhalten.«
    Das ist also meine Tochter, dachte Alec. Nichts an ihr kam ihm bekannt vor. Aber dieses schöne Kind war die Frucht seiner Lenden. Doch was ihn anging, so hätte sie ebenso gut das Kind irgendeines anderen Mannes sein können. Der kleine Körper preßte sich warm an ihn. Seine Tochter! Er umarmte sie, und Hallie kicherte.
    »Du bist wieder daheim«, sagte sie.
    Wo zum Teufel war dieses Daheim? Er hatte nicht die geringste Erinnerung daran.
    Lähmende Angst packte ihn. Er wehrte sich dagegen, aber nicht lange. Dann bekam er wieder Kopfschmerzen.
    »Wir sind bald zu Hause«, sagte Genny und nahm seine Hand.
    Am Abend saßen sie alle um den Eßtisch, und Hallie sagte: »Du mußt mir alles über den Hurrikan erzählen, Papa.«
    Alec ließ den Löffel auf halbem Weg zum Mund schweben. »Das wird dir Genny erzählen, Hallie.«
    Ohne Argwohn wandte Hallie sich an ihre Stiefmutter. »Hattest du Angst?«
    »Und wie! Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wir waren auf der Siegerstraße – mein Klipper, meine ich –, da schlug der Sturm zu. Es war, als wehten hundert Winde zugleich aus allen Richtungen. Und sie heulten wie eine Bande verrückt gewordener Hexen. Die Böen waren so wild und stark, daß man mächtig aufpassen mußte, sonst hätten sie einen erfaßt und über Bord geweht. Dein Papa war aber sehr tapfer. Während des Hurrikans wollte er zu mir kommen. Deshalb steuerte er seine Schonerbark so dicht an meinen Klipper heran, wie es ging, und sprang dann zu mir aufs Deck.«
    »O Papa, das war bestimmt nicht sehr klug von dir!« rief Hallie. Gleich darauf sagte sie kichernd: »Aber es ist sehr romantisch.«
    Alec nickte nur schweigend. Genny wünschte, sie könnte an seiner Stelle weinen, seine Verzweiflung aus sich herausschreien.
    »Du hättest leicht verletzt werden können.« »Bin aber nicht verletzt worden«, sagte er knapp. »Hast du Kopfschmerzen, Alec?« fragte Genny. »Nein.«
    »Hast du dann die
Pegasus
übernommen?«
    Alec runzelte die Stirn. Rasch antwortete Genny an seiner Stelle: »Aber nein, Hallie. Schließlich war ich ja Kapitän der
Pegasus.
Dein Vater wollte nur während des Hurrikans mit mir Zusammensein. Wir wußten ja nicht, ob wir ihn lebend überstehen würden.«
    »Das finde ich komisch.«
    »Was ist komisch?« erkundigte sich Alec.
    »Daß du das Kommando nicht übernommen und Kapitän geworden bist. Das war nicht richtig, Papa.«
    »Was soll das heißen, Hallie?«
    »Papa, du benimmst dich so merkwürdig, ganz anders als früher. Als wenn du ein anderer wärst. Aber das ist ja albern …«
    »Ja, das ist es, außerordentlich albern. Iß deine Suppe auf! Genny und ich sind beide sehr müde.«
    Beleidigt widmete Hallie sich wieder ihrer Suppe.
    Genny sagte kein Wort mehr, bis sie Moses aufforderte, den nächsten Gang zu servieren.
    Eine Stunde später

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