Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
waren seine ersten Worte: »Beschreibe mir mal den Mann, der die Schnitzereien am Schreibtisch hergestellt hat!«
    »Ich würde sagen, er hat einen sehr dunklen Teint, ist im mittleren Alter und hat mehr Haare als ein Dutzend anderer Männer.«
    »Aha.«
    Genny sah ihn an und kam näher. Er nahm ihre Hand und zog sie auf die Koje. »Ich habe ihn vor mir gesehen«, berichtete Alec. »Nur einen Augenblick, aber ich habe ihn gesehen!«
    Gennys Gesicht leuchtete auf. »Das ist wunderbar!« Ohne Besinnen beugte sie sich zu ihm, nahm seinen Kopf in beide Hände und küßte ihn lange. Er wurde ganz still. Sie hob den Kopf und sah ihn an.
    Dann küßte er sie behutsam. Doch sie spürte sein Verlangen und reagierte darauf.
    »Du bist also meine Frau«, sagte er. Sein warmer Atem roch süß nach dem Wein, den er zum Mittagessen getrunken hatte.
    Doch er konnte sich beim besten Willen nicht an sie erinnern. Ihr war, als spürte er ihre Zurückhaltung, ihre Unsicherheit und die Fremdheit zwischen ihnen. Denn er ließ sie los und sah sie traurig an.
    »Du hast sicherlich schon gemerkt, daß wir uns langsam vorwärtsbewegen. Deine Bark bleibt in unserer Nähe. Den Mast habe ich da gelassen, wo er hingefallen ist. Er behindert uns nicht allzu sehr. Mr. Pitts hat Kleidung für dich geschickt. Das heißt, er hat sie rüberwerfen lassen, und sie ist Gott sei Dank bei uns auf dem Deck gelandet. Wenn du sie anziehen willst, kann ich dir dabei helfen.«
    »Wann glaubst du, sind wir in Baltimore?«
    »Bei unserer eindrucksvollen Geschwindigkeit würde ich sagen, in drei Tagen. Es geht sehr langsam voran, Alec.«
    »Ich habe eine Tochter.«
    »Ja. Weißt du noch, wie sie heißt?«
    »Meinst du, der Schlag auf den Kopf hätte mich nicht nur das Gedächtnis verlieren lassen, sondern mich auch zum Idioten gemacht? Du hast mir doch selber von Hallie erzählt! Wie sieht sie aus?«
    »Genau wie du. Mit anderen Worten, sie ist unglaublich schön.«
    Er runzelte die Stirn. »Schön? Ich bin ein Mann, Genny. Das ist absurd.«
    »Nein, es ist wahr. Du bist, wenigstens nach meiner bescheidenen Ansicht, der bestaussehende Mann, den Gott je geschaffen hat. Alec, wenn du die Straße entlang gehst, drehen sich alle Frauen um und schauen dir mit verlangenden Blicken nach.«
    »Das ist lächerlich«, sagte er und machte ein sehr böses Gesicht. »Gib mir einen Spiegel!«
    Genny stand auf, begab sich zu ihrer Seekiste und wühlte darin umher. Schließlich fand sie den Spiegel mit Silberrahmen, der einmal ihrer Mutter gehört hatte, und gab ihn schweigend Alec.
    Der starrte einen bleichen Fremden an. Er erkannte sein eigenes Gesicht nicht wieder! »Schön? Ich sehe nur, daß ich mich dringend rasieren muß.«
    Sie sagte lächelnd: »Wenn du willst, kann ich dich rasieren. Und wenn du baden willst …«
    »Ja«, sagte er. »Baden würde ich sehr gern. Danach kannst du mir mehr über mich und meine Vergangenheit erzählen.«
    »Ich weiß nicht viel mehr als das, was ich dir schon gesagt habe, Alec. Wir kennen uns ja noch nicht lange. Und du weißt viel mehr über mich als ich über dich. Du bist Alec Carrick, Baron Sherard. Ich weiß, daß du in England mehrere Häuser hast. Aber du hast mir nie gesagt, wo.«
    »Ich verstehe. Ja, jetzt entsinne ich mich, das hast du schon einmal erwähnt.«
    »Und du warst schon einmal verheiratet. Aber deine Frau – sie hieß Nesta – ist bei der Geburt Hallies gestorben.«
    In diesem Augenblick ging in seinem Kopf etwas vor. Es war, als öffnete sich plötzlich weit eine Tür, und dann sah er eine lachende junge Frau mit dem dicken Bauch einer Schwangeren, und sie sagte etwas zu ihm über Geschenke für ihre Familie. Danach sah er sie auf dem Rücken im Bett liegen. Ihre Augen standen auf. Sie starrten ihn blicklos an, und er wußte, daß sie tot war. »Mein Gott, ich habe sie eben vor mir gesehen. Nesta, meine ich. In einem Augenblick lebte sie noch, und im nächsten war sie tot.«
    Genny hörte den Kummer in seiner Stimme und eilte an seine Seite. »Es tut mir so leid, Alec. Laß dich von diesen Dingen nicht bedrücken! Du wirst dich auch an gute Zeiten erinnern, nicht nur an schlechte. Denk daran, wie du Mimms vor dir gesehen hast! Deine Beschreibung von ihm war nicht schlecht.«
    Sie rasierte ihn und ließ dann einen Eimer mit heißem Wasser bringen. Er bestand darauf, allein zu baden. Sie sagte sich, daß er sich vor ihr schämte, vor der Frau, die behauptete, mit ihm verheiratet zu sein, an die er sich aber nicht

Weitere Kostenlose Bücher