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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dich einkaufen«, sagte er und sah zur Uhr auf dem Nachttisch. »Es ist schon sehr spät, Genny. Am liebsten würde ich ja da weitermachen, wo wir heute nacht aufgehört haben, doch es gibt zu viel zu tun.«
    So kam es, daß Alec sie zu Madame Jordan brachte. Sie war eine echte Französin, hatte aber einen Engländer geheiratet, der in der Schlacht bei Trafalgar gefallen war.
    Genny sah zu, wie ihr Mann und Madame Jordan Stoffe und Muster prüften, und dachte: genau wie in Baltimore. Die beiden besprechen ihre Schwangerschaft, als wäre sie überhaupt nicht anwesend. Dann wählten sie eine Machart, die es erlaubte, die Kleider später, wenn das Kind im Mutterleib wuchs, ohne Schwierigkeiten weiter zu machen.
    Beim Maßnehmen war Alec aufmerksamer Zuschauer. Nach einer halben Stunde sagte er: »Sie werden ihr zuerst dieses Kleid und diesen Mantel anfertigen, Madame.«
    Genny betrachtete den blaßgrauen, mit Zobel gesäumten Mantelstoff. Er sah unglaublich schön aus. Nie im Leben hatte sie etwas besessen, das dem auch nur entfernt gleichkam. In Baltimore hatte sie überhaupt nichts Ähnliches gesehen. Das Kleid war aus weichem, hellblauem Musselin mit hochangesetzter Taille. Es schmeichelte ihr und lenkte von dem sich allmählich wölbenden Leib ab. Es war von raffinierter Einfachheit, ohne Volants und Schleifen. »Haargenau der Stil, der zu dir paßt«, sagte Alec mit Nachdruck.
    »Sehr gut, Milord«, sagte Madame zustimmend. Sie tätschelte Gennys Wange und fuhr fort: »Sie ‘aben Glick, meine Liebe, eine so großzügige Mann zu ‘aben. Er wird immer gut für Sie sorgen.«
    Das klang, oberflächlich betrachtet, sehr nett. Doch Genny wollte keinen Mann, der immer für sie sorgte. Schließlich gehörte ihr die Werft mit allen Einkünften. Dann fiel ihr aber ein, daß sie die von Alec gewünschte Überschreibung der Werft auf ihren Namen abgelehnt hatte. Rechtlich gesehen, gehörte sie immer noch ihm. Aber was machte das schon? Sie waren ja miteinander verheiratet. Sie waren gemeinsam Besitzer der Werft.
    Als sie zum Portsmouth Square zurückfuhren, sagte Alec: »Übermorgen reisen wir nach Northumberland ab. Bis dahin hast du genügend Kleider.«
    »Oh, du hältst mich also jetzt für würdig, dich zu begleiten?«
    »Werde nicht schnippisch! Ich habe ja keine andere Wahl.« »Und Hallie kommt auch mit?« »Ja, meine Tochter auch.«
    Genny lag es auf der Zunge, ihm zu versichern, daß sie für ihn eine wertvolle Unterstützung sein werde. Aber da sah sie die Falte auf seiner Stirn und verkniff es sich. Ich bin tatsächlich eine willensschwache Frau geworden, dachte sie. Diese Erkenntnis gefiel ihr gar nicht.

22
    »Alec! Willkommen daheim!«
    Alec fuhr beim Klang der Stimme herum und zog die Zügel jäh an. Sein Hengst Cairo wieherte vorwurfsvoll. Vor der Tür zum Gasthof White stand winkend ein hochgewachsener, schwarzhaariger, schlanker und gutgekleideter Mann von militärischer Haltung. Nein, dachte Alec, das trifft nicht ganz zu. Es war nicht nur die Haltung des Mannes. Vielmehr wußte er, daß der Mann bei der Army gedient hatte. Aber woher wußte er es?
    Lächelnd erwiderte er den Gruß, stieg ab und ergriff die ausgestreckte Hand des anderen.
    »Ich habe schon von deiner Rückkehr erfahren. Arielle und ich sind gerade für vierzehn Tage in London und wohnen im Drummond-Stadthaus. Die Jungs haben wir auch dabei. Sie würden sich sehr über ein Wiedersehen mit ihrem Lieblingsonkel und ihrer Kusine freuen. Wie geht es Hallie?«
    »Aber ich habe doch keinen Bruder und keine Schwester«, sagte Alec langsam und forschte in den Zügen des Mannes nach irgendeiner Ähnlichkeit. »Wenigstens weiß ich nichts davon.«
    »Was ist denn mit dir los, Alec? Komm, gehen wir zu White hinein und trinken einen Brandy! Ich habe gehört, du hast geheiratet. Stimmt das? Arielle kann es kaum abwarten, deine Frau kennenzulernen.«
    Alec nickte, übergab Cairo einem wartenden Stallburschen und ging mit dem Mann in den Gasthof.
    Sie nahmen in dem großen, mit Eiche getäfelten Lesezimmer Platz. Alec wartete, bis ihnen der Brandy serviert worden war. Dann hob er sein Glas und sagte: »Ich bitte um Entschuldigung, aber ich kenne Sie leider gar nicht. Ich hatte vor zwei Monaten einen Unfall und habe … Na ja, ich habe dabei das Gedächtnis verloren.«
    »Machst du Witze?«
    »Ich würde alles darum geben, wenn es ein Witz wäre. Sie sind doch nicht mein Bruder, oder? Und Ihre Frau kann wohl auch kaum meine Schwester sein. Ich frage

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