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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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und staunte die vielen kopflosen Kleiderpuppen an, die mit wunderschönen Stoffen behängt waren. Ungefähr seit ihrem 18. Lebensjahr war sie nicht mehr bei einer Damenschneiderin gewesen.
    Mary begrüßte sie mit gewinnendem Lächeln, und ihr bewundernswertes Gedächtnis machte auf der Stelle klick. »Ach, da ist ja Miß Eugenia Paxton! Wie charmant, Sie wieder einmal hier zu sehen, meine Liebe! Wie geht es Ihrem lieben Vater?«
    Genny konnte sich nicht entsinnen, die Schneiderin schon einmal gesehen zu haben. »Miß Abercrombie? Danke der Nachfrage, meinem Vater geht es gut. Ich möchte ein paar Kleider kaufen. Sagen wir, ein Ballkleid und zwei, drei Straßenkleider. Ich, nun, ich brauche Ihren Rat.«
    Mary Abercrombie hätte vor Freude tanzen und singen können. Endlich konnte sie ihrer Schwester einmal beweisen, daß auch sie in der Lage war, die richtigen Stoffe auszusuchen und die richtige Machart für eine Kundin zu entwerfen. Gott sei Dank sah die junge Dame auch noch gut aus und hatte eine schlanke Figur. Sie war überhaupt wunderbar gewachsen.
    Sie zog Ballen nach Ballen schöner Stoffe hervor – Satin, Seide, zartesten Musselin. Sie vertraute Genny an, daß ein Stoff, nur weil er aus Frankreich kam und einen überaus langen französischen Namen hatte, deshalb noch lange nicht von besserer Qualität sei als ein ähnlicher Stoff aus Italien. Sie überschüttete Genny mit einer Flut von Informationen. Schließlich hob Genny die Arme und sagte: »Miß Abercrombie, ich überlasse alles Ihren fachkundigen Händen. Bitte, suchen Sie die Stoffe aus, und entwerfen Sie die Kleider für mich!«
    Mary war mehr als entzückt. Sie hätte Miß Paxton umarmt, wenn nicht gerade zwei andere Kundinnen den Salon betreten hätten. So komplimentierte sie Genny schnell aus dem Laden und sagte ihr, sie solle in drei Tagen wiederkommen. Eine der beiden Damen fragte nach Miß Abigail. Na schön, dachte Mary, aber ich werde es ihnen schon zeigen, auch ihrer Schwester. Sie würde jedenfalls für Miß Paxton die Stoffe auswählen und die Kleider entwerfen. In kürzester Zeit würde ihr Name im Munde aller Damen sein. Mit einem höflichen Lächeln ging sie nach oben, um ihre Schwester zu holen.
    Als Genny aus dem Salon kam, litt sie unter heftigen Kopfschmerzen und hatte Minderwertigkeitsgefühle. Schließlich war sie doch auch eine Frau, hatte aber nicht die geringste Ahnung davon, wie man die geeigneten Stoffe und den richtigen Schnitt auswählt. Aber selbst wenn sie ein Gefühl für Mode hätte, was brachte das schon ein? Es lohnte sich ja nicht. Es lohnte sich nicht mal, eine Frau zu sein. Es brachte nur Ärger ein, es war langweilig, es bereitete Kummer.
    Na, jedenfalls würde sie bald neue Kleider haben. Und da Miß Abercrombie eine der besten Damenschneiderinnen von Baltimore war, würde sie darin todschick aussehen.
    Heute abend kam Alec zum Essen. Sie bog in die Charles Street ein und beschleunigte den Schritt. Zum Glück hatte sie noch ein anderes Kleid, das am Abend vorzeigbar war. Es war zartgrün, aus weicher Kreppseide, mit zwei breiten Reihen eingestickter weißer Blumen mit grünen Blättern, die eine am Saum und die andere 30 Zentimeter darüber. Allerdings war es ein Kleid für ein Mädchen und nicht für eine Frau. Leider besaß sie nur ein Paar Handschuhe, und die waren verschmutzt, und ein Paar Schuhe, die noch gut aussahen. Unglücklicherweise aber waren sie schwarz.
    Aber das war nicht so wichtig. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, warum es ihr überhaupt etwas ausmachen sollte, wie sie aussah.
    Denn Alec Carrick, Baron Sherard, war ja nur ein Mann, und noch dazu ein Engländer. Ja, er war ein schöner Mann, und das wußte er auch bestimmt, obwohl ihr nie aufgefallen war, daß er sich übermäßig viel darauf einbildete. Wie mochte seine Frau wohl ausgesehen haben? Ebenso schön wie er? Hatten sie versucht, sich gegenseitig auszustechen? Sie stellte sich vor, wie er und eine Frau ohne Gesicht nebeneinander vor den Frisierspiegeln gesessen und ihre Ansichten über Pudersorten und Frisuren ausgetauscht hatten. Das brachte sie zum Lachen.
    Plötzlich donnerte es laut. Genny blickte zum Himmel auf. Dieses unberechenbare Wetter in Baltimore! Gleich würde es aus Kannen gießen. Sie biß die Zähne zusammen und ging noch schneller. Baltimore! Und richtig, als sie zu Hause ankam, war sie bis auf die Haut durchnäßt. Ihr Damenhut war ein formloser Klumpen. Die Haare hingen ihr wie nasse Stricke über den

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