Sturmwind der Liebe
geheiratet, mit auf den Landsitz Carrick genommen und sie wochenlang im Schlafzimmer festgehalten. Er spendete ihr Lust und lehrte sie, ihm ebenso große Lust zu spenden.
Doch nach drei Monaten Ehe waren Verliebtheit und Wollust dahin. Geblieben war Freundschaft, die sich als unverbrüchlich erwiesen hatte.
Dann hatte er von seinem amerikanischen Onkel, Mr. Rupert Nevil in Boston, die Schiffe geerbt. Er hatte seine Sachen gepackt und war mit Nesta davongesegelt. Sie hatte sich nie beklagt, nie mit ihm gestritten und sich ihm im Bett immer freudig hingegeben.
Nesta war ihm eine gute Frau gewesen, und er mochte sie sehr. Als sie bei der Geburt Hallies starb, war er an seinen Schuldgefühlen fast erstickt. Und an dem Kummer darüber, daß ihr Kind nie seine Mutter kennenlernen würde.
Alec schüttelte den Kopf. Er hing nicht gern alten Erinnerungen nach. Die Vergangenheit ließ sich nicht ändern, und Wenn er sich noch so viel Gedanken darum machte. Das war und blieb ein nutzloses Unterfangen.
Was sollte er mit Genny Paxton anfangen? Warum sollte sie ihn nicht heiraten? Er verstand ihre Haltung nicht. Schließlich hatte sich Nesta nie etwas anderes gewünscht, als seine Frau zu sein, ihm zu folgen, wohin er sie führte, und zu tun, was er wollte.
Genny Paxton war zu unabhängig und zu frech. Er mochte sie und ihre Haltung nicht. Ganz und gar nicht.
Murmelnd erwiderte Alec den Gruß seines Schiffsarztes Graf Pruitt. Graf Mürrisch, wie Alec ihn insgeheim nannte, War ungemein humorlos, so dünn wie ein getrocknetes Stück Rindfleisch und hatte einen vollen Schopf grauer Locken.
»Scheußliche Nacht«, sagte Graf.
»Wenigstens regnet es nicht mehr. Was halten Sie von Baltimore, Graf?«
»Scheußliche Stadt.«
»Was hält Mrs. Swindel von Baltimore?«
»Eleanor will hier bleiben. Hirnlose Frau!«
»Hier gibt es bestimmt ebenso viele Kranke wie an Bord der
Night Dancer
und in England.«
»Was gehen mich die Amerikaner an? Mir wäre es recht, Wenn sie samt und sonders verrotteten. Oder haben Sie vielleicht vergessen, was sie uns vor fünf Jahren angetan haben?«
Alec lachte nur. Er machte sich nicht die Mühe, auf Grafs Ausbruch zu reagieren. Es war typisch britisch, sich über jeden Verlust so aufzuregen. Offen gestanden konnte er sich Mrs. Swindel und Graf Pruitt nicht als Ehepaar vorstellen. Sie waren sich zu gleich. Sie würden sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Schließlich sagte Alec: »Manchmal frage ich mich, wie wir wohl mit den Amerikanern umgegangen wären, wenn wir sie besiegt hätten. Hätten wir sie vielleicht ein Jahr lang geknechtet, bis sie erneut den Versuch unternommen hätten, uns aus dem Land zu jagen?«
»Wir hätten sie alle erschossen«, sagte Graf. »Hätten sie in einer Reihe antreten lassen und alle erschossen.«
»Na, das hätte bestimmt ziemlich lange Zeit in Anspruch genommen. Ich gehe jetzt an Land, Graf.«
»Ich hörte, daß Sie bereits an Land gewesen sind.«
Alec sagte nichts darauf, sondern verließ das Schiff.
Er fuhr wieder zu Madame Lorraine, suchte sich ein junges Mädchen aus, das sehr grüne Augen besaß – nicht ganz so glänzend wie die grünen Augen von Genny Paxton – und dichtes, schimmerndes brünettes Haar – nicht ganz so tiefschwarz wie Genny Paxton – und ging mit ihr nach oben. Sie hieß Oleah und sprach mit einem schweren, langgezogenen Dialekt des Südens, so daß er sie kaum verstehen konnte. Was im übrigen auch gleichgültig war. Sie komme aus Virginia, sagte sie, aus Mooresville in Virginia. Sie war toll im Gebrauch von Mund und Zunge, und es gefiel ihr, wenn er stöhnte. Sie hatte einen weißen, weichen Körper, und als er in sie eindrang und es ihm beim ersten kräftigen Stoß kam, hob sie das Becken an und schrie. Alec blieb bei ihr, bis der Morgen graute. Oleah lag im tiefen Schlaf, er hatte sie für ihre Mühe reich belohnt und war tief befriedigt. Ein sehr vernünftiges Geschäft.
Er rief sich selbst zur Ordnung. Wie lange würde er befriedigt sein? Drei Tage? Eine Woche vielleicht. Dann würde es wieder genauso schlimm sein wie vorher.
Was sollte er mit Genny Paxton anfangen?
Am nächsten Tag zog Alec mit seiner Tochter und Mrs. Swindel in die Fountain Inn in der German Street ein. Sie stammte aus der Vorkriegszeit, war 1773 gebaut worden, rund um einen weiten Innenhof, dem die jetzt nackten Birken und Pappeln im Sommer Schatten gaben. Alle Zimmer gingen auf diesen Hof. Die Inn wurde von einem gewissen John Barney geführt, der
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