Sturmwind der Liebe
Engländer von ganzem Herzen haßte, aber sehr kinderlieb war. Hallies wegen benahm er sich auch gegenüber Alec und Mrs. Swindel höflich. Pippin war gar nicht glücklich über den Umzug, bis Alec dem Kabinenboy versprach, er werde ihm die ganze schmutzige Wäsche schikken, damit er etwas hatte, worum er sich kümmern konnte.
Wie es ihre Art war, fand Mrs. Swindel die Schränke in ihrem Zimmer und dem Hallies zu eng. Außerdem rochen sie. Sofort dachte Alec an tote Ratten und raste in das Zimmer seiner Tochter. Aber es roch nur nach Muskatnüssen. Mit gequälter Miene nahm er dann schnell Abschied. Er ging zu Mr. Daniel Raymonds Praxis in der Chatham Street. Mr. Raymond meinte, zur Zeit gebe es keine geeigneten Häuser auf dem Markt, doch habe er gehört, daß General Henry, in Baltimore als Henry von der Leichten Kavallerie bekannt, vor einigen Monaten gestorben sei. Da er nur seine Witwe hinterlassen habe, werde sein Haus wohl bald zum Verkauf angeboten werden. Mr. Raymond würde feststellen, ob das den Tatsachen entsprach. In ermüdender Ausführlichkeit beriet er dann Alec in Sachen Paxton-Werft.
»Wie Sie wissen, my Lord, hat seit Ende des Kriegs mit Ihnen, äh, mit England bei unseren Schiffsbauern eine Flaute eingesetzt. Es gibt schon zu viele Schiffe, Freibeuterei hat aufgehört, wenn Sie so wollen, weil es keine Schiffe anderer Nationen mehr zu plündern und zu versenken gibt. Doch die Lage wird sich mit Sicherheit bessern. Viele unserer Schiffsbauer gehen zum Beispiel nach Kuba, um Schiffe für den Sklavenhandel zu bauen. Auf diese Weise vermeiden sie jede Einmischung von seiten unserer elenden Bundesbehörden. Ich – sind Sie am Sklavenhandel interessiert, my Lord?«
Alec versicherte ihm, daß er nicht daran interessiert sei. Daraufhin verbreitete sich Mr. Raymond über den Preis, den er für einen vollständigen Kauf der Werft für vernünftig halte, über mögliche Bedingungen und andere Arten der Partnerschaft, die es zu erwägen gebe.
Als Mr. Raymond seinen Monolog über die Paxtons, über Werften im allgemeinen und über besondere Möglichkeiten zur Umgehung bestehender Gesetze beendet hatte, wandte er sich sofort seinem offenbaren Lieblingsthema zu. Mr. Raymond war ein umständlicher, äußerst pingeliger Mann mittleren Alters, der Federhalter aus der ganzen Welt sammelte. Als er Alec einen zeigte, wurde er tatsächlich vor Behagen rosarot im Gesicht. »Dieser hier«, sagte er zu dem betroffenen Baron Sherard, »kommt aus Frankreich. Ist er nicht schön? Was habe ich da für einen Fang gemacht!«
Alec gab zu, daß der Federhalter wunderbar sei. Dann lenkte er das Gespräch wieder auf die Paxtons, vornehmlich auf Mr. James Paxton.
»Ah ja, Mr. James Paxton. Das ist ein guter Mann mit hervorragendem Geschäftssinn. Schade, daß er nicht gesund ist. Wie ich gehört habe, ist sein Arzt nicht gerade optimistisch. Was die Werft betrifft, so habe ich erfahren, daß ein neuer kleiner Klipper kurz vor der Fertigstellung steht. Es ist für ihn unbedingt erforderlich, schnell einen Käufer zu finden.«
»Ist Ihnen bekannt, Mr. Raymond, daß Miß Paxton sämtliche Arbeiten der Werft leitet?«
Mr. Raymond sah ihn an, als hätte er sich plötzlich in der Sprache der alten Sumerer geäußert. »O nein, my Lord. Machen Sie keine Scherze! Wenn das herauskäme, würde keiner auch nur in Betracht ziehen – selbst wenn der Schiffsbau im argen liegt, also …«
»Es sieht aber so aus, als sei es schon durchgesickert. Denn warum gibt es bisher noch keinen Käufer für das Schiff? Ob Flaute oder nicht, das Schiff ist ausgezeichnet konstruiert. Sie haben nur das beste Eichenholz für den Rumpf verwandt, alles mit Kupfer verstärkt, und der Kiel ist mit importiertem roten Kupfer geschützt. Die Arbeit in der Innenausstattung ist ebenso bemerkenswert – spanisches Mahagoni …«
»Was Sie da sagen, my Lord, kann ich einfach nicht glauben. Eine Frau soll die Arbeit auf einer Werft leiten? Bestimmt sind Sie da nicht richtig informiert. Mr. James Paxton ist viel zu besonnen, um einer jungen Frau zu gestatten …«
Alec dachte an sein Gespräch mit James Paxton gestern abend zurück. Er hatte ihm nicht glauben wollen, daß die Männerwelt Genny ächten würde, nur weil sie auf einem Gebiet arbeitete, das als männliche Domäne angesehen wurde. Er hatte unrecht gehabt, auf der ganzen Linie.
» … verdammt, das Mädchen sollte heiraten und Kinder kriegen! Es ist doch völlig abwegig, daß sie …«
Sie war in
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