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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Eins steht fest, langweilig ist sie nie, und gelegentlich teilt sie so gute Schläge aus, wie sie einstecken muß. So, und nun schlaf weiter, mein Kürbis!«
    »In Ordnung, Papa.« Er küßte sie auf Nase und Stirn und zog ihr die Bettdecke bis zum Kinn hinauf.
    »Schlaf gut, meine Liebe. Bis morgen früh dann.«
    »Dann kaufen wir ein Haus?«
    »Vielleicht. Vorher muß ich mir noch eine Menge durch den Kopf gehen lassen.« Ihm fiel sein Vorsatz ein, sich eine Geliebte zu nehmen. Eine, die ihm zur Verfügung stand und noch nicht zu lange in dem Gewerbe war.
    Auf der
Night Dancer
war es totenstill. Alec hielt es nicht mehr in der kleinen Kabine. Er ging an Deck. Der Regen hatte aufgehört, aber die Luft war noch sehr feucht. Immer noch schwankte das Deck leicht unter den Füßen. Kein Stern war zu sehen. Nirgends lugte der Mond durch die schwarzen Wolken. Sie lagen an der O’Donnell-Werft. Das ganze innere Hafenbecken war voller Handelsschiffe aller Modelle: Schonerbarken, Schoner, Fregatten, Schnaus. Träge krängten die hohen nackten Maste in den schweren Wogen der hereinkommenden Flut. Es gab noch andere sonderbar aussehende Schiffe, die Alec faszinierten. Schiffe, die ausschließlich für die Chesapeake-Bucht gebaut waren. Sie drängten sich alle an der Smith-Werft.
    Baltimore ist ein wirklicher Binnenhafen, dachte Alec. Er schaute nach Fells Point hinüber, dieser Landzunge, die sich gegenüber zum Federal Hill hin erstreckte und die Einfahrt zum inneren Hafenbecken bildete. Fells Point lag näher an der Mündung des Patapsco. Außerdem gab es dort tiefes Wasser und ein halbes Dutzend Schiffsbauwerften, darunter auch die der Paxtons. Nach dem Krieg, in dem sich die Amerikaner die Unabhängigkeit erkämpft hatten, hatte Baltimore im Handel Annapolis überflügelt und diese Stellung auch gehalten.
    Zwischen den Virginia-Kaps und der Mündung des Susquehanna, nordöstlich von Baltimore, lagen die 195 Meilen der Chesapeake-Bucht. Trotz ihrer Länge wies die Bucht nur eine leichte Krümmung auf – gerade zwei Kompaßpunkte. Und es gab so viele Flüsse, die in der Bucht mündeten. Der schöne Patapsco war Baltimores Fluß. Alec wollte ihn noch erkunden, bevor er abfuhr. Hier konnte ein Mann ein Vermögen machen – durch Baumwolle, Tabak und Mehl. Es gab so viele Wasserwege, auf denen er seine Waren befördern konnte. Und es war reichlich Wasserkraft vorhanden, um seine Mühlen zu betreiben.
    Alec zwang seine Gedanken in die Gegenwart zurück, zu dem, was er als Mann brauchte. Als erstes mußte er sich also eine Geliebte zulegen. Er hatte es dringend nötig. Das duldete keinen Aufschub.
    Was sollte er mit den Paxtons machen?
    Ein Haus. Morgen würde er seinen Rechtsanwalt aufsuchen. Mr. Daniel Raymond aus der Chatham Street würde ihm helfen. Er konnte ihn auch über die Kreditwürdigkeit der Paxtons aufklären.
    Was sollte er mit Genny machen?
    Heiraten! Er stieß einen abfälligen Laut aus. Das war eine verflucht blöde Idee. Als wenn ihn irgend etwas so sehr reizte, daß er deswegen heiraten würde! Nicht mal, wenn er dadurch eine kleine Nation erobern könnte. Der Gedanke schreckt sie genauso ab wie mich. Sonderbarerweise gefiel ihm das nicht. Er war ja schließlich keine häßliche Kröte, er hatte auch keine Zahnlücken, zum Donnerwetter! Er war eine sehr gute Erscheinung – das wußte er, hatte es immer gewußt und selten ausgenutzt. Auch als er noch sehr jung gewesen war, hatten die Frauen ihn begehrt. Und er hatte im allgemeinen genommen, was sich ihm bot, und ihnen auch seinerseits Lust gespendet, so gut er es verstand.
    Plötzlich erinnerte er sich an seine erste Begegnung mit Nesta vor mehr als zehn Jahren. Sie weilte zu ihrer ersten Ballsaison als Debütantin in London. Aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grunde hatte er sie sofort begehrt. Er hatte sie mehr begehrt als irgendein Mädchen oder eine Frau zuvor. Nicht daß sie das schönste Mädchen dieser Saison gewesen wäre. Das war sie durchaus nicht. Doch irgend etwas an ihr hatte ihn so aufgeregt, daß er nicht mehr vernünftig denken konnte.
    Und er konnte sie nicht einfach nehmen, weil sie eine Lady war. Ein Gentleman verführt keine Jungfrau. Und schon gar nicht eine Jungfrau, die auch noch eine Lady ist.
    Da er jung war, sich überhaupt keine Gedanken um die Zukunft gemacht hatte und nicht wußte, was er mit seinem Leben anfangen wollte, hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht, der erwartungsgemäß auf der Stelle angenommen wurde. Er hatte sie

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