Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
– mehr als die meisten Männer – und ich wette, daß ich überall besser segeln kann als Sie, Baron!«
    »Sie wünschen eine Wettfahrt, Genny? Sie wollen mit mir um die Wette segeln?«
    Das kam so verblüfft heraus, daß Genny lachen mußte. »Um ein Schiff zu segeln, Alec, braucht man keine Muskeln, sondern Köpfchen und Erfahrung. An Erfahrung bin ich Ihnen wahrscheinlich ebenbürtig, und was Köpfchen angeht, nun, da bin ich Ihnen weit, weit voraus.«
    »Eigensinnig, Sir? Ich würde eher sagen, sie benimmt sich unsinnig, ist eingebildet bis dort hinaus, arroganter als die Polizei erlaubt, und ein Zankteufel. Sie glauben, Sie könnten mir eine Wettfahrt liefern?« Mit zurückgelegtem Kopf brach Alec in dröhnendes Gelächter aus.
    Genny riß wieder eine Schleife ab und warf sie ihm ins Gesicht. Doch er fing sie noch rechtzeitig ab und sah sie böse an.
    »Dein Kleid fängt an besser auszusehen, Genny«, sagte James. Die Schleifen im Kamin qualmten inzwischen entsetzlich, weil der dicke Samt nicht brennen wollte.
    »Wann besuchen Sie Laura Salmon?« wollte Genny wissen.
    »Morgen abend«, sagte Alec. Kaum waren die Worte heraus, als Alec sich mächtig über sich ärgerte. Er hatte ihre Frage beantwortet, obwohl sie die Sache überhaupt nichts anging. Er hätte sie erwürgen können. Mit ihrer Schlagfertigkeit hatte sie ihn hereingelegt. Rasch fügte er hinzu: »Ja, die schöne Dame hat mich zum Essen in ihr Haus eingeladen.«
    »Ich möchte wetten, daß es nicht dabei bleiben wird!«
    »Genny!«
    »Entschuldige, Vater. Ich bin müde. Ich wünsche euch eine gute Nacht.« Mit raschen Schritten ging sie zur Tür, wo sie mit gedämpfter Stimme sagte: »Wenn wir die Engländer nur schon alle los wären!« Aber sie hatte es doch nicht leise genug gesagt. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Alec nur darüber lächelte.
    »Genny?«
    Widerstrebend drehte sie sich zu ihrem Vater um.
    »Alec wird dich morgen zu einer anderen Damenschneiderin begleiten. Mein liebes Kind, du darfst dich nicht so bockbeinig anstellen. Er hat es dir angeboten, und du mußt zugeben, daß er Geschmack hat und etwas von Mode versteht.«
    »Morgen vormittag um zehn Uhr?« schlug Alec vor.
    »Im Gegensatz zu Ihnen, Baron«, sagte Genny, »muß ich arbeiten.«
    »Nein, das stimmt nicht. Sie gehen nur in die Werft, weil es Ihnen Spaß macht, in Männerkleidung herumzustolzieren. Jetzt können Sie sich in Ihr Zimmer begeben. Bis morgen, Genny, und lassen Sie mich nicht warten!«
    Am nächsten Vormittag um zehn Uhr war Genny nicht mehr im Hause. Mit triumphierendem Lächeln saß sie an dem mit erlesenen Schnitzereien verzierten Kapitänsschreibtisch an Bord der
Pegasus.
Mimms erledigte gerade die letzten Handgriffe an dem aus spanischem Mahagoni gezimmerten Rahmen der Koje. Der hübsche Nachttopfdekkel aus Kirschbaum war fertig und lehnte an der Wand.
    Jetzt würde Alec selbstzufrieden in ihrem Haus eintreffen. Wie gern würde sie sein Gesicht sehen! Sie schloß die Augen und stellte sich vor, wie Moses dem Baron die Tür aufmachte.
    »Guten Morgen.«
    Das war Alecs Stimme. Er war hier!
    »Guten Morgen, Sir.«
    »Ausgezeichnete Arbeit, Mimms. Sie haben den Bogen raus.»
    »Danke, Sir. Das Holz ist so weich und hübsch wie ein Babypopo.«
    Hier stimmte etwas nicht. Genny schlug ein Auge auf und erblickte Alec, der Mimms’ Werk aufmerksam begutachtete.
    »Sie sind hier?« staunte sie. »Sie sollten aber gar nicht hier sein. Sie sollten …«
    »Ich weiß, wo ich sein sollte«, sagte er lässig. »Aber ich bin nicht ganz so einfältig, wie Sie glauben. Sind Sie bereit, Miß Paxton?«
    Sie war wie üblich gekleidet, trug aber keine Kopfbedekkung. »Nein. Ich denke nicht daran, so einfach mit Ihnen zu einer Damenschneiderin zu gehen.«
    »Warum denn nicht? Sie sehen doch sonst keine Schwierigkeiten darin, sich überall in Baltimore in Männerkleidung zu bewegen.«
    Eigentlich hatte der Baron recht. Warum sollte ihr das etwas ausmachen? Unter dem großen Schild der Werft wartete die Droschke, die Alec gemietet hatte. Die Arbeiter legten eine Pause ein, um Genny und den Baron zu beobachten. Sie wußte es, reckte das Kinn und ließ sich von Alec nicht in die Droschke helfen, sondern sprang leichtfüßig hinein. Er wies den Fahrer an, sie zu Madame Solange an der Ecke der Pratt und der Smith Street zu bringen.
    »Ich habe mich nach ihr erkundigt«, sagte Alec, bevor sie ihm noch eine Frage stellen konnte. »Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, daß ich

Weitere Kostenlose Bücher