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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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der
Pegasus
stand. Alec war in großmütiger Stimmung. Dies würde ihr letzter Auftritt in Männerkleidern sein. Übrigens sah sie trotz der weiten Hosen, der Lederweste, die die Kurven ihrer schönen Brüste und den Schwung der schmalen Taille dem Blick entzog, und dieser blauen Wollmütze seiner Ansicht nach sehr hübsch aus. Sie begegnete seinem Blick und winkte lächelnd zurück.
    Sie war jetzt Eugenia Mary Carrick, Baroneß Sherard. Er hoffte, daß sie auch schwanger sei. Gefragt hatte er sie nicht danach. Er war sich nicht sicher, ob sie es selber schon wußte. Sie hatte keine Menstruation gehabt, seit er zum erstenmal mit ihr geschlafen hatte, und das war vor mehr als drei Wochen gewesen. Von sich aus hatte sie ihm nichts gesagt. Er nahm an, daß eine Dame über so intime Dinge nicht mal mit ihrem Mann zu sprechen pflegte. Nesta hatte es auch nie getan, und er hatte sie deshalb manchmal verspottet. Bei dieser bittersüßen Erinnerung fühlte Alec, wie ihm ein Kloß in den Hals stieg.
    Nesta, ich habe wieder geheiratet, nach fünf langen Jahren. Sie ist Amerikanerin – und ein ungewöhnliches Mädchen. Aber sie wird sich schon noch so entwickeln, wie ich mir meine Frau wünsche. Ich weiß jedenfalls, daß ich der Mann bin, den sie braucht. Hallie ist in sie verliebt und sie in Hallie. Du würdest deine Zustimmung geben, Nesta, ich schwöre es dir. Unserer Tochter wird es gut bei ihr gehen.
    Alec war jetzt seit zwei Tagen verheiratet.
    Komisch, er hatte nie daran gezweifelt, daß er richtig handelte. Vielleicht deshalb, weil Genny voll namenloser Ängste und Unsicherheit gewesen war. Sie hatte vor Aufregung herumgezappelt wie ein typisches unbeständiges, schwachköpfiges Frauenzimmer und dauernd ihre eigenen Anordnungen widerrufen. Bis Mrs. Swindel ihr gesagt hatte, sie solle aus dem Haus gehen und die Vorbereitungen ihr überlassen. Inzwischen solle sie ihr Schiff fertig bauen. Als das nichts nutzte, hatte Alec schließlich zweimal ein Machtwort gesprochen. Aber sie wirkte immer noch völlig durcheinander, bis Reverend Murray sie bei der Trauung in der St. Paul-Episkopalkirche vor einer kleinen Schar von Gästen zu Mann und Frau erklärt hatte.
    Da hat sie wohl eingesehen, dachte Alec, daß die Sache nun erledigt war und sie sich damit abfinden mußte. Alec hatte ihr den Brautschleier gelüftet und sie triumphierend angegrinst. Dann hatte er sie geküßt, sehr leicht, sehr sanft.
    Die meisten Freunde der Familie Paxton schienen über die Heirat ehrlich erfreut. Wahrscheinlich spürten sie vor allem Erleichterung darüber, daß Eugenia Paxton ihnen nun nicht länger durch ihr exzentrisches Verhalten Sorgen machen würde. Ob Genny mit dieser allgemeinen Beurteilung wohl einverstanden war? Und hätte sie wohl, wenn Alec nicht nach Baltimore gekommen wäre, Oliver Gwenn geheiratet? Doch sie hatte in Oliver wohl nie einen ernsthaften Bewerber gesehen.
    Hallie schien ebenfalls mit der Hochzeit einverstanden. Sie sprach wenig, lächelte Genny nur an und nahm ab und zu ihre Hand, um sie stillschweigend zu ermutigen. Seine fünfjährige Tochter, diese kluge alte Frau! Mehrere Tage nach der Trauung hatte sie zu ihm gesagt: »Sie wird sich reinfinden, und dann ist alles gut. Wenn du und ich zurückkommen, sind wir eine richtige Familie.«
    »Danke, mein Kürbis«, hatte Alec erwidert und Hallie an sich gedrückt. »Paß gut auf sie auf, ja? Wir wollen nicht, daß sie uns im letzten Augenblick noch ausrückt.«
    »Genny ist doch kein junges Füllen, Papa!« Aber Hallie hatte dann ihre Stiefmama in spe nicht mehr aus den Augen gelassen.
    Alec sorgte auch dafür, daß alle Männer, die in Baltimore etwas galten, von der Wette erfuhren. Er ließ bekannt werden, daß dies das letzte Hurra für Miß Eugenia darstelle. Er als Ehemann habe es ihr gestattet. Doch nach der Rückkehr aus Nassau werde sie ihren weiblichen Pflichten als Ehefrau nachkommen und regelmäßig Herren und Damen der Gesellschaft zum Abendessen einladen. Die Herren einigten sich darauf, in Alec einen sehr ehrlichen Menschen zu sehen. Genny wurden alle Sünden der Vergangenheit vergeben. Auch diese letzte Kapriole sah man ihr nach, da ja schließlich, genau besehen, der Baron sie dabei immer unter Kontrolle haben würde.
    Hätte Genny gewußt, was jeder ihrer männlichen Hochzeitsgäste wußte, dann hätte sie die alte Pistole ihres Vaters aus dem Krieg genommen und Alec in den Fuß geschossen.
    Allerdings konnte es Alec auch nur auf seine Weise gelingen,

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