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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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eine Besatzung anzuheuern, die Genny als Kapitän für das Rennen nach Nassau anerkannte. Die Seeleute sagten sich, daß im Grunde er die Leitung des Unternehmens in Händen halte. Der liebende Ehemann wollte der jungen Dame eben einen Gefallen erweisen.
    Alec betete, daß keiner seiner Vernunftgründe an die zarten Ohren seiner Braut dringen würde.
    An diesem Morgen waren beide Schiffe Seite an Seite in Fells Point vertäut. Das Wasser war ruhig und glatt. Es herrschte kaum eine leichte Brise, von Wind gar nicht zu reden. Aber Genny wußte, daß die hohen Masten und Segel der
Pegasus
bis in den Bereich der für die Chesapeake-Bucht typischen Oberwinde reichten. Daher würde ihr Klipper North Point schon passieren, bevor Alec seine Männer in die Wanten hinaufjagen konnte. Entscheidend wäre das allerdings nicht. Sowie sie sich auf dem Atlantik befanden und dort in Richtung Süden segelten, würden sich seine Kenntnisse und ihr Mangel an Erfahrung bemerkbar machen.
    Noch einmal warf Alec einen Blick zu ihr hinüber.
    Dort sagte sich Genny, daß es an der Zeit sei. Sie räusperte sich und rief alle Männer auf, sich auf dem Achterdeck um sie zu versammeln.
    Sie blickte in die neun Gesichter, von denen ihr zwei unbekannt waren.
    »Einige von euch – Morgan, Phipps, Daniels, Snugger – kennen mich noch aus der Zeit, als ich nicht mal über das Ruder hier hinweggucken konnte. Hoffentlich sagt ihr denen, die mich noch nicht kennen, daß man mir die
Pegasus
und das Leben der Besatzung getrost anvertrauen kann. Ich weiß, ihr fragt euch, was es mit dieser Wettfahrt auf sich hat. Ich weiß, ihr fragt euch, ob man Befehle von einem weiblichen Kapitän entgegennehmen kann. Alles verständlich. Aber meine Herren, ich bin ein besserer Segler und ein besserer Kapitän als dieser verdammte Engländer auf seiner schwerfälligen Schonerbark da drüben. Wir alle sind Amerikaner. Die
Pegasus
ist ein amerikanisches Schiff. Sie ist ein Baltimore-Klipper, meine Herren, das schnellste Schiff der Welt.
    Wie Sie wissen, hat mein Vater die
Pegasus
konstruiert. Dies ist ihre Jungfernreise. Sie wird dabei diese zu Wasser gelassene englische Holzbadewanne besiegen, und ihr werdet diesen Sieg zustande bringen. Sie ist leicht gebaut, führt aber eine große Segelfläche. Wir zehn werden sie perfekt bedienen. Sehen Sie sich doch nur mal auf dem glatten Deck um! Keine Taue, Brassen oder Anker, über die man stolpern kann. Wenn wir erst auf dem Atlantik sind, wird sie so hart am Winde segeln, daß wir die alte Schonerbark weit hinter uns lassen werden. Sie werden es erleben. Der Engländer muß ständig kreuzen, mal nach Steuerbord, mal nach Backbord. Auf diese Weise wird er eine dreimal so lange Strecke auf dem Meer zurücklegen als wir und daher nur ein Drittel unserer Entfernung in der Luftlinie schaffen.
    Ich bin stolz auf die
Pegasus,
denn ich habe an ihrem Bau teilgenommen. Ich bin stolz auf sie, weil ich Amerikanerin bin und sie ein amerikanisches Schiff ist. Dieses Rennen wird nicht zwischen einem Mann und einer Frau entschieden, sondern zwischen einem Engländer auf einem englischen Schiff und einer Amerikanerin auf einem Baltimore-Klipper!«
    Zu Gennys unendlicher Erleichterung und Freude sahen sich die Männer vielsagend an, Snugger spuckte in die Richtung der Schonerbark aus, und dann klatschten alle Beifall.
    »Wißt ihr noch, wie wir vor fünf Jahren die Engländer aus unserer Stadt hinausgejagt haben? Jetzt tun wir es noch einmal, diesmal auf dem Wasser!«
    Wilde, begeisterte Rufe.
    »Spüren wir den Wind auf!«
    Alec hörte den lauten, nichtendenwollenden Jubel und zuckte zusammen. Was zum Teufel hatte sie zu ihren Männern gesagt? Hatte sie sie mit dem Versprechen von Prämien geködert? Dann rief er hinüber: »Sind Sie bereit, Mr. Eugene?«
    »Bereit, Ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, Baron!«
    »Bitte nach Ihnen!«
    Dann sah Alec, wie die
Pegasus
vom Dock ablegte. Und er hörte, wie Genny mit ruhiger Stimme Befehle erteilte.
    An diesem Morgen herrschte eine leichte Brise auf dem Patapsco. Das war ein Nachteil für Alecs Schonerbark. Dagegen konnte der Klipper dank seiner höheren Masten und Segeln daraus Vorteil ziehen. Alec mußte sein Schiff mühsam durch die Bucht lotsen und konnte nur hoffen, daß er genügend Wind auf die massive Segelfläche bekam, um den Klipper auf der 150 Seemeilen langen Strecke bis zum Atlantik wieder einzuholen. Er war jedoch Realist und wußte natürlich wie jeder weit weniger erfahrene

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