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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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schwarzen Loch seiner Frustration. Erschrocken drehte er den Kopf in die Richtung, in die der Rotschopf zeigte. Heinz stand oben auf der Deckung und vollführte einen eigentümlichen Tanz.
    »Scheiße!«, entfuhr es Hannes. Er musste mit ansehen, wie Hillgart sich aufrichtete und vergeblich nach den Beinen des Burschen zu greifen versuchte. Wieder und wieder bemühte er sich darum, seinen Schutzbefohlenen in den Graben zu ziehen.
    Hillgart wurde von einem Treffer zurückgeschleudert und sackte zusammen. Währenddessen schwang der Neue noch immer die Beine. Waldmanns alberne Geschichte über den Cancan! , schoss es Hannes durch den Kopf. Er ließ sein Gewehr auf der Deckung zurück. Geduckt hastete er über den matschigen Untergrund, wobei ihm prompt beide Füße wegrutschten. Beinahe wäre er auf Hillgart gestürzt.
    Sein Kopf drohte zu platzen. Bilder von Edith und den Kindern, von den weißen Brüsten der Französin und die verschreckten Augen von Heinz jagten durcheinander. Mühsam rappelte er sich auf. Der Tänzer war verschwunden. Die entsetzt aufgerissenen Augen seiner Klassenkameraden bohrten sich förmlich in die von Hannes. Sie und die tobenden Schuldgefühle in ihm veranlassten ihn, das zu tun, was er seinen Soldaten streng verboten hatte.
    Kraftvoll stemmte er sich auf die Deckung. Keine zwei Meter von ihm entfernt lag der wild zuckende Körper des Jungen. »Schiebt mich hoch!«, brüllte Hannes, ohne die verdreckten Schuhe von Heinz aus dem Blick zu verlieren. Schüsse krachten, auch die Artillerie feuerte wieder.
    Hannes’ Befehl wurde umgehend befolgt. Jemand drückte ihn an den Füßen in die Höhe, bis er sich flach in den Morast legen konnte. Mit beiden Händen packte er die noch immer zuckenden Beine. Er zog Heinz zu sich. Um ihn in den Graben hinabgleiten zu lassen, musste Hannes sich aufrichten. Die Kugeln aus der MG warfen Steine und Matsch auf und schwenkten – von Hannes unbemerkt – auf ihn zu. Ein paar von ihnen bereiteten dem Zucken des Verletzten ein Ende, die nächsten bohrten sich unbarmherzig in dessen Helfer.
    25 Bajonett
    26 In den sog. Liegestellen versuchten die Soldaten im Schützengraben zu schlafen. Diese oft nur notdürftig ausgehobenen Löcher in Feindrichtung waren meist zu niedrig, um darin sitzen zu können. Wer Glück hatte, konnte seine Liegestelle mit einem Holzbrett auslegen, das Pioniere zurückließen.

Kapitel 27
    Tübingen, Deutsches Reich,
November 1914
    Robert lehnte sich an das Metallgeländer der Eberhardsbrücke, die sich mit zwei eleganten Steinbögen über den Neckar spannte, und legte die Arme auf die kalte Brüstung. Feuchter Nebel umhüllte das Grün, Gelb und Rot der Uferbäume. Zwar gestattete er einen Blick auf den Hölderlinturm, ließ die Nachbarhäuser allerdings nur als unwirkliche, graue Schatten erahnen. Nicht viel freundlicher fielen die Gedanken des jungen Arztes aus. Nach einer aufreibenden Zugfahrt waren seine Eltern und er in Budweis gelandet, anstatt wie vorgesehen über Warschau nach Wien zu fahren.
    Von Budweis, einem Ort mit deutschem Bürgermeister, obwohl auch dort längst mehr Tschechen als Deutsche lebten, hatten sie nach Linz weiterreisen können. Mehrmals waren sie auf Abstellgleisen gelandet, auf denen sie manchmal tagelang unter widrigsten Bedingungen festgesessen hatten. Letztendlich, so vermutete Robert, waren sie nur deshalb unbehelligt in Österreich und schließlich im Deutschen Reich angelangt, weil sein Vater einen beträchtlichen Betrag Bargeld mit sich geführt hatte, von dem ihm nichts geblieben war.
    In Tübingen angekommen hatten seine Eltern vorerst Unterschlupf bei Bekannten gefunden, während Robert sich Arbeit und Unterkunft suchte. Er hatte eine Art Aushilfsjob bei einem älteren Tübinger Arzt angenommen, der keine Hausbesuche mehr tätigen wollte. Dies hätte Robert genug Freiraum für die abschließenden Prüfungen und die deutschsprachige Doktorarbeit gelassen, jedoch zahlte der Arzt so schlecht, dass er sich im Nachhinein eine unzulängliche Studentenbude suchen musste, in der ihm wenig Ruhe vergönnt war.
    Schlimmer noch als diese äußerlichen Unannehmlichkeiten waren die Nachrichten, die sie von den Kriegsfronten erreichten. Offenbar war es der russischen Militärführung gelungen, das wahre Ausmaß des Krieges zu vertuschen. Womöglich konzentrierten sie sich auch nur ausschließlich auf ihre eigenen Kampfschauplätze, nicht aber auf das Weltgeschehen. Inzwischen hatte Montenegro Bulgarien den Krieg

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