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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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im Arbeitszimmer des Rittmeisters. Währenddessen verharrte Demy im Foyer, verärgert darüber, dass Tilla das Haus verlassen hatte, um eine Freundin zu besuchen, anstatt auf den Arzt zu warten.
    Beim ersten Geräusch an der Tür erhob Demy sich eilig und trat Dr. Stilz entgegen. Der blickte sie durch seine Drahtbrille freundlich an und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich nehme an, die Söhne des Herrn Rittmeisters befinden sich alle im Krieg?«
    »Zwei von ihnen als Offiziere. Albert, der Jüngste, weilt noch in Groß-Lichterfelde.«
    »Fehlt da nicht ein junger Mann? Der Pflegesohn, Philippe, nicht?«
    »Richtig, Oberleutnant Meindorff«, stimmte Demy zu, und ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie war mit Philippe verlobt, ein Umstand, der ihr eigentümlich fremd war. Vermuteten Bekannte der Meindorffs, wie Dr. Stilz, dass zwischen ihr und Philippe Zuneigung bestünde? Das bittersüße Gefühl, um etwas Wichtiges betrogen zu werden, konnte sie ebenso wenig vertreiben wie den Eindruck, sich mit ihrer Hilfsbereitschaft einmal wieder selbst geschadet zu haben. Aber gab es das überhaupt: ein Zuviel an Nächstenliebe? In Ankis letztem Brief hatte ihre Schwester davon geschrieben, dass Gott sich niemals etwas schenken ließ – er würde ihre selbstlose Liebe über die Maßen zurückgeben. Dennoch war es nicht immer leicht für Demy, darauf zu vertrauen, zumal sie sich seit vielen Jahren nach Zuneigung sehnte.
    »Er ist in der Fliegertruppe abgestellt zum Flugzeugbau und zur Ausbildung neuer Piloten«, klärte sie den Arzt schließlich auf.
    »Einer dieser tollkühnen Männer mit ihren fliegenden Kisten?« Dr. Stilz beugte sich ihr vertraulich entgegen. »Wäre ich etwas jünger, Fräulein, würde ich es auch wagen, mich in so ein Flugzeug zu setzen. Aber ich fürchte, meinen alten Knochen bekommt das nicht.«
    »Ich bin schon einmal mit dem Oberleutnant geflogen! Es war aufregend und wunderschön!«
    »Sie klingen tatsächlich sehr begeistert«, lachte der Mann und zwinkerte ihr vergnügt zu. »Wobei ich mich frage, ob Ihr Enthusiasmus dem Fliegen oder vielmehr dem schneidigen Piloten gilt, der Ihnen diesen besonderen, vermutlich romantischen Flug geschenkt hat.«
    Demy errötete, obwohl der Flug ja eher aus einer Notsituation heraus stattgefunden hatte. Doch allein seine Annahme, dass Philippe ihr einen romantischen Flug geschenkt habe, reichte aus, um ihr klarzumachen, wie die Leute über sie und den Pflegesohn der Meindorffs dachten.
    »Ich gewinne den Eindruck, Fräulein van Campen, dass Ihr Einfluss dem wilden Burschen guttut und Sie genau die Richtige für ihn sind. Aber ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Sicher wollen Sie mit einem alten Narren wie mir nicht über Ihren Piloten sprechen.«
    Fahrig lächelte Demy den sympathischen Arzt an und bat ihn zu der Sitzgruppe. Dort ließ Dr. Stilz sich laut aufseufzend in einem Sessel nieder, stellte seine verkratzte, braune Ledertasche zu seinen Füßen ab und faltete die Hände im Schoß. »Da seine Söhne nicht anwesend sind, sind wohl Sie oder die junge Frau Meindorff meine Ansprechpartner, nicht wahr?«
    »Meine Schwester ist leider außer Haus.«
    »Ach, Sie genügen mir völlig.« Schmunzelnd strich der Arzt sich über seinen spitzen Kinnbart und zog dabei die Stirn in Falten. »Ihrem zukünftigen Schwiegervater geht es in der Tat nicht gut. Er darf Ihnen dankbar sein, dass Sie mich rufen ließen. Den Herrn Rittmeister treiben in diesen gefährlichen Zeiten eine Menge Sorgen um, sowohl um seine Söhne wie auch um sein Unternehmen. Sein Herz ist angeschlagen. Ich riet ihm dringend, sich zu schonen, kurze Spaziergänge an der frischen Luft zu machen, endlich das Rauchen aufzugeben und den Alkoholkonsum drastisch einzuschränken.«
    Demy hob die Hand. »Entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor. Was meinen Sie damit, dass sein Herz angeschlagen sei?«
    Der Arzt lächelte sie an und erklärte ihr in umständlichen Worten, dass das Herz des alten Meindorff zwar Blut in jede Zelle des Körpers pumpe, sich selbst aber nicht mehr ausreichend versorge. Daher rührte seine Müdigkeit, die Schwäche und die vom Herzen in den linken Arm ausstrahlenden Schmerzen, über die sein Patient klage.
    »Nun ist die Familie gefordert. Er braucht, wie vorhin erwähnt, vor allem Ruhe. Die Verantwortlichen in seiner Fabrik müssen ihm einen Großteil seiner administrativen Arbeiten abnehmen. Hierbei ist vor allem ein Prokurist gefordert. Auch muss allzu

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