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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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ihr zu verabschieden.«
    Auf diese Erklärung hin lachte Philippe trocken auf, was sie mit einem wütenden Seitenblick quittierte. »Auf eine so sentimentale Geschichte kann nur eine Frau hereinfallen.«
    »Hereinfallen? Was denken Sie, wie oft sich Geschehnisse wie diese momentan in Europa abspielen?«
    »Das anzunehmen sind Sie bereit, nicht aber meine Warnung vor den drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen vor ein paar Tagen?«
    Demy schwieg und er drückte sie kurzerhand gegen die Brüstungsmauer. Unter ihnen floss die Seine gurgelnd dahin und verlor sich in vielen Schleifen und Windungen inmitten des Häusermeers. Während er die junge Frau, die sich unter seiner Berührung spürbar versteifte, nochmals in seine Arme schloss, wagte er erneut einen Blick zurück. Erfreulicherweise hielt ihr Verfolger nun deutlich mehr Abstand ein. Er hatte noch nicht einmal die Brücke erreicht.
    »Gehen wir jetzt endlich weiter?«, fauchte Demy ihn an.
    »Sie wissen doch, wie gern ich eine hübsche Dame im Arm halte.«
    »Ich weiß nichts, was Sie betrifft. Immerhin haben Sie Ihrer Pflegefamilie sträflich den Rücken zugekehrt.«
    »Sie haben mich doch nicht etwa vermisst?«
    Ihr Knuff in seine Seite fiel harmlos aus, vermutlich, weil sie sich viel zu sehr vor ihrem Beobachter fürchtete.
    »Wir überqueren die Brücke und wenden uns dann nach links zu den Stufen, die von dort ans Wasser führen. Unterhalb der Brücke sehe ich zwei Ruderboote liegen.«
    Durch ein Kopfnicken an seiner Schulter gab Demy ihm zu verstehen, dass sie ihn verstanden hatte. Er trat zurück, ergriff erneut ihre Hand und gemeinsam schlenderten sie weiter, als täten sie das seit Jahren.
    Kaum auf den Stufen am Brückenende angelangt und somit aus dem Blickfeld ihres Verfolgers verschwunden ließ Philippe Demy los und sprang, mehrere Stufen auf einmal nehmend, hinunter an das Ufer. Mit hastigen Bewegungen knotete er das kleinere Ruderboot los, befestigte es an dem größeren und bestieg dieses.
    Demy folgte ihm, ohne dass er ihr seine Hilfe anbieten musste. Sie stieß mit dem Fuß das Holzboot vom Ufer ab, sodass die Strömung es sofort erfasste.
    Während Philippe sich kräftig in die Riemen legte, nahm Demy rasch auf der hölzernen Sitzbank im Heck Platz. Dabei streckte sie ihre Beine weit von sich, stützte die Arme auf die Dollwand und lehnte den Oberkörper wie eine Sonnenanbeterin zurück. So beobachtete sie, wie ihr Verfolger an die Brückenbrüstung sprang und fluchend mit der Faust auf den Stein schlug.
    »Ich bin am Meer aufgewachsen und liebe jede Art von Wasser«, lachte sie übermütig auf, ehe sie sich aufrecht hinsetzte.
    Philippe ließ seinen weiblichen Passagier nicht aus den Augen. Demy betrachtete die von der Abendsonne umschmeichelten Prachtbauten entlang der Seine, bewunderte die mit Efeu umrankten Hausfassaden und Tordurchlässe und die im sanften Gold erstrahlenden Schmuckfenster. Schließlich rutschte sie zur Backbordseite und tauchte ihre linke Hand in die kühlen Fluten.
    »Demy, welcher Name stand auf dem Kuvert?«, erkundigte Philippe sich endlich. Sie ließ ihre Finger weiterhin durchs Wasser gleiten und strich sich mit der anderen Hand eine widerspenstige schwarze Locke aus dem Gesicht.
    »Keiner. Es war nur der Straßenname, die Nummer und die Wohngegend vermerkt. Aber was haben Sie mit der Angelegenheit zu schaffen? Woher wissen Sie, dass dort ein Spion wohnen soll, und was taten Sie vor seinem Haus? Spionieren Sie ebenfalls? Für die Deutschen oder für die Franzosen?«
    »Die Fragen gebe ich sofort an Sie zurück. So professionell, wie Sie auf mein Erscheinen reagiert haben, müssen Sie über gewisse Erfahrungen verfügen, was Heimlichkeiten anbelangt.«
    »Das ist doch Blödsinn!«, erwiderte sie, schüttelte die nasse Hand aus und setzte sich aufrecht hin.
    »Ich soll Ihnen also die tragische Geschichte mit dem Soldaten und seiner Verlobten abkaufen?«
    »Ich kann Sie nicht zwingen, mir zu glauben.«
    »Wer war dieser Soldat, der Ihnen die Nachricht anvertraute? Kennen Sie seinen Namen?«
    »Ich sage Ihnen nichts, bevor Sie mir nicht verraten haben, für wen Sie spionieren!«
    Philippe lächelte amüsiert über ihren Kampfeswillen und versuchte abzuschätzen, wie weit sie die Seine inzwischen hinabgefahren waren. »Mir geht es ähnlich wie Ihnen, Demy. Ich habe keine deutschen Wurzeln, lebe aber seit vielen Jahren in Deutschland. Für welches Land also schlägt unser beider Herz?«
    »Mir geht es kein bisschen wie

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